Infineon spart auch in Österreich

programm
21.05.2008

Die Österreich-Tochter des angeschlagenen Chipherstellers Infineon will Investitionen kürzen. Jobaubbau ist keiner geplant.

Nach einer milliardenschweren Abschreibung für seine Speicherchip-Tochter Qimonda setzt der Halbleiterhersteller jetzt neuerlich den Sparstift an. Vor zwei Wochen hat der Konzern ein weiteres Effizienzsteigerungsprogramm gestartet. Auch Infineon Österreich werde seinen Beitrag dazu leisten und seine Aktivitäten weniger ausbauen als geplant, sagte Österreich-Chefin Monika Kircher-Kohl am Mittwoch im Club der Wirtschaftspublizisten.

Kein Jobabbau

Jobabbau ist in Österreich keiner geplant, neue Arbeitsplätze soll es heuer aber auch keine geben: "Wir versuchen, die finanzielle Situation zu verbessern, ohne ein Sparpaket schnüren zu müssen."

Erst im Vorjahr hatte Infineon in Österreich 280 Mitarbeiter aufgenommen. Jetzt hält das Unternehmen hierzulande bei rund 2.900 Beschäftigten. Die Zahl der Facharbeiter in der Fertigung ist in den vergangenen sechs Jahren trotz einer Verdreifachung der Produktion von 2.300 auf 1.700 Beschäftigte zurückgegangen.

Infineon Österreich hat parallel eine neue Produktion in Malaysia mit aufgebaut. Neue Headquarter-Aufgaben für die Bereiche "Powermanagement und Supply" und die IT-Services im Gesamtkonzern sowie neue Innovationsbereiche hätten die Arbeitsplatzverluste mehr als wettgemacht. Im Durchschnitt kamen zuletzt jährlich 100 bis 150 Forschungsstellen dazu.

Der Umsatz von Infineon Technologies Austria war im Wirtschaftsjahr 2006/2007 [bis Ende September] um elf Prozent auf 1,21 Milliarden Euro gestiegen, das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit [EGT] um 17,5 Millionen Euro [plus 25 Prozent] auf 87,7 Millionen Euro. Mittlerweile produziert der Münchner Konzern in Österreich rund 22 Milliarden Chips im Jahr. Ein großer Teil - etwa 45 Prozent - gehen nach Asien, bei Chips für Power-Management sind es sogar 70 Prozent.

Leiharbeiter abgebaut

Bei den Investitionen wird Infineon Österreich heuer kürzen. Sie hatten mit 103 Millionen Euro im Vorjahr wegen eines Innovationsschubs und großer Chipnachfrage den höchsten Stand seit Jahren erreicht.

Eine Villacher Produktionslinie für kleinere Chipplatten [sechs Zoll] hat das Unternehmen heuer zurückgefahren. Etwa 150 Leiharbeiter wurden im Zuge dessen abgebaut.

Neues F&E-Gebäude

An der Eröffnung eines neuen Forschungs- und Entwicklungsgebäudes Anfang Juni in Villach hält Infineon aber fest. Das Gebäude soll zunächst hauptsächlich von Mitarbeitern der F&E-Einheit "Automotive Power" besiedelt werden.

Über die längerfristige Schaffung 50 neuer Forschungsarbeitsplätze für "Gleichstromwandler" [DC-DC] verhandelt der Konzern mit dem Land Kärnten.

Der deutsche Mutterkonzern hatte zuletzt seinen Anteil an der Speicherchip-Tochter Qimonda um eine Milliarde Euro abwerten müssen. Zuletzt wurde auch ein Wechsel an der Spitze des Unternehmens kolportiert. Infineon-Chef Wolfgang Ziebert verhandle nur noch über die Einzelheiten seiner Demission, hieß es.

Auch über die künftige Strategie des Konzerns gibt es Spekulationen. Die Fusion mit NXP, der früheren Halbleitersparte des niederländischen Elektronikkonzerns Philips, wurde ebenso als Zukunftsoption genannt wie der Einstieg des russischen Sistema-Konzerns.

(APA)