Österreicher Favoriten bei Robosegel-WM
Auf dem Neusiedler See findet derzeit die weltweit erste Roboter-Segelweltmeisterschaft statt. Neben dem österreichischen Favoritenboot "ASV roboat" kämpfen noch Boote aus Kanada, Portugal und Großbritannien um den Weltmeistertitel.
Der burgenländische Austragungsort kommt nicht von ungefähr: Die heimische Roboterjacht "ASV roboat" - "ASV" steht für "Autonomous Sailing Vessel" [autonomes Segelboot] - der Österreichischen Gesellschaft für innovative Computerwissenschaften [InnoC] konnte sämtliche internationalen Bewerbe der letzten Jahre für sich entscheiden.
Der erste offizielle Weltmeistertitel wird in zwei Kategorien vergeben. Die erste Disziplin ist das 48-Stunden-Rennen, das besonders die Robustheit und die Ausdauer der intelligenten Systeme fordert.
"Wir sind sehr optimistisch, dass wir in diesem Bewerb gut abgeschnitten haben", sagte InnoC-Gründer und -Präsident Roland Stelzer, der die "ASV roboat" gemeinsam mit seinem Team entwickelt hat, kurz vor Ende des 48-Stunden-Bewerbs am Donnerstagnachmittag zu ORF.at. Der Sieger wird durch eine Jury ermittelt und am Sonntag bekanntgegeben. Bewertet werden vor allem die präzise Navigation, die Stabilität sowie das Energiekonzept.
Der Bewerb gilt als Generalprobe für die im Herbst geplante erste vollautomatische Atlantiküberquerung [Microtransat]. Gestartet wird dann in Portugal, Ziel ist die Karibik.
Die "ASV roboat" ist in der Lage, jedes beliebige Ziel anzusegeln, es müssen lediglich die Zielkoordinaten eingegeben werden. Die optimale Route wird anhand von Wetterdaten in Echtzeit berechnet und permanent unter Berücksichtigung der Abdrift angepasst.
Mittels künstlicher Intelligenz werden Sensordaten analysiert und daraus Ruder- und Segelstellung ermittelt. Auch Wende und Halse werden so vom Robotersegelboot selbständig durchgeführt.
Drei Wettfahrten
Die zweite Disziplin der Weltmeisterschaft ist die Wettfahrt, die in drei Regatten ausgetragen wird. Dabei werden die Routenplanung, die Anpassung an die sich ständig ändernden Verhältnisse sowie das Timing bei Wende und Halse bewertet.
Auch hier hofft das österreichische Team seine bisherige Erfolgsgeschichte fortsetzen und sich gegen die Konkurrenz aus Kanada, Portugal und Großbritannien durchsetzen zu können.
Menschlicher Segler tritt gegen "roboat" an
Ein unterhaltsamer Höhepunkt der Robo-Segelwoche ist am Samstag der Wettkampf zwischen Mensch und Maschine. Bei der Wettfahrt tritt ein Segler des Yachtclubs Breitenbrunn gegen das "roboat" an.
"Zwar sind auch erfahrene Segler inzwischen von den Segelqualitäten des Roboterbootes überzeugt, doch der menschliche Segler hat schon noch Möglichkeiten, die das 'roboat' nicht hat. Er kann etwa verschiedene Segel aufziehen oder das Körpergewicht zur Optimierung einsetzen", so Stelzer. Der Mensch-Maschine-Bewerb soll jährlich veranstaltet werden und so die Entwicklung auf der Seite des Roboterseglers zeigen.
Auch Bundespräsident Heinz Fischer und seine Gattin Margin Fischer, Vorsitzende des Science Center Netzwerks und Taufpatin der "ASV roboat", werden zum Mensch-Maschine-Rennen erwartet.
Das weitere Programm
Am Freitag ab 11 Uhr findet die erste Wettfahrt der WM-Regatta statt. Um dem interessierten Publikum ein spannendes Rennen zu liefern, wird in Ufernähe gesegelt.
Am Samstag um 11.00 Uhr startet die zweite WM-Regatta, der dritte Durchgang folgt um 14.00 Uhr.
Ebenfalls am Samstagnachmittag [16.00 Uhr] findet das Mensch-Maschine-Rennen statt.
Am Sonntag um 14.00 Uhr wird bei der Siegerehrung der erste Roboter-Segelweltmeister bekanntgegeben.
Ausgangspunkt aller Bewerbe der Roboter-Segelweltmeisterschaft ist der Yachtclub Breitenbrunn.
Blick auf die Boote am Sonntag
Alle teilnehmenden Boote werden am Sonntag der Öffentlichkeit präsentiert. Besucher können dabei aber auch andere Entwicklungen, wie einen Roboter, der Cocktails mixt, erleben. In der Slowakei wurde ein mit Dampf betriebener Roboter entwickelt, der ebenfalls zu sehen ist.
Wissenschaftliche Konferenz begleitet WM
Im Rahmen der Veranstaltung findet auch eine wissenschaftliche Konferenz zum Thema Robotersegeln statt. Anwendungsmöglichkeiten der Robotertechnologie auf dem Wasser würden sich etwa als Beitrag für die Sicherheit in Extremsituationen oder beim Einsatz als Autopilot bieten, so Stelzer.
Dabei gingen die Fähigkeiten im Hinblick auf selbstständige Fahrt einschließlich Routenplanung über herkömmliche Autopilotensysteme weit hinaus. Auch als Träger von Sensorbojen, die Messdaten aufnehmen, ließen sich robotergesteuerte Boote in Zukunft einsetzen.
(futurezone | APA)