Südafrika erhebt Einspruch gegen OOXML
Offizielle Standardisierung verzögert
Wie die südafrikanische Open-Source-Website Tectonic am Freitag meldete, hat die südafrikanische Standardisierungsorganisation South African Bureau of Standards [SABS] am Donnerstag formale Beschwerde bei der International Organization for Standardization [ISO] gegen die Standardisierung des von Microsoft unterstützten Bürosoftware-Dateiformats OOXML [DIS 29500] eingelegt.
Das Gremium ISO/IEC JTC1 hatte am 2. April 2008 bekanntgegeben, dass OOXML im Fast-Track-Verfahren zum internationalen Standard erhoben wurde. Die Mitglieder des JTC1 hatten 60 Tage Zeit, um ihre Einsprüche gegen die Entscheidung mitzuteilen. Die Südafrikaner sind nun die Ersten, die das formal getan haben. Damit ist die offizielle Standardisierung von OOXML nun zumindest verzögert.
Probleme mit dem BRM
Das SABS gründet seinen Einspruch vor allem auf das umstrittene Problemlösungstreffen [Ballot Resolution Meeting; BRM], das vom 25. bis zum 29. Februar 2008 in Genf stattgefunden hatte. Es habe auf dem BRM keine Gelegenheit gegeben, die Widersprüche zu anderen Standards auszuräumen, der Vorsitzende des BRM habe das von vornherein ausgeschlossen. Weiterhin sei in den Richtlinien des JTC1 festgeschrieben, dass das BRM die anstehenden Fragen im Konsens lösen solle.
Das SAMS stellt fest, dass nur 67 der 1.027 von Ecma eingebrachten Antworten auf Fragen der nationalen Standardisierer zu OOXML auf dem BRM behandelt worden seien. Wie nach dem BRM bekanntgeworden war, hatte die Diskussionsleitung beschlossen, aus Zeitmangel über alle restlichen offenen Fragen mit einer einzigen Abstimmung entscheiden zu lassen.
Letzter und wahrscheinlich härtester Punkt des Einspruchs: Das Sekretariat des JTC1 wäre verpflichtet gewesen, innerhalb eines Monats nach Abschluss des BRM einen Abschlussbericht und die endgültige Spezifikation des Standards vorzulegen. Das, so das SABS, sei bisher noch nicht geschehen. Es sei auch noch nicht abzusehen, wann man mit dem endgültigen Text rechnen könne.
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Zustimmung im Open-Source-Lager
In einer ersten Reaktion aus dem Open-Source-Lager sieht der US-Patentanwalt Andy Updegrove, der den Prozess der ISO-Standardisierung von OOXML kritisch begleitet hat, seine Ansichten in der SABS-Initiative bestätigt. "DIS 29500 ist nun formal in der Schwebe", schreibt Updegrove, "Es kann kein anerkannter Standard werden, bis der Einspruch behandelt worden ist."
Auch Steve Pepper, Vorsitzender des norwegischen Standardisierungskomitees, das mit OOXML befasst war, begrüßt in einem Posting in seinem Weblog die Entscheidung der SABS. Pepper war von seinem Posten zurückgetreten, nachdem die norwegische Standardisierungsorganisation eigenmächtig die Ablehnung seiner Komiteemitglieder in eine Zustimmung zu OOXML umgewandelt hatte. In Norwegen arbeite man hart daran, die Zustimmung zu OOXML zurückzuziehen. Gelinge das, seien nur noch zwei weitere Stimmen nötig, um OOXML die Standardisierung im Fast-Track-Verfahren zu verweigern.