Chiligreen wird taiwanesisch

26.05.2008

Der Linzer Computerhersteller chiligreen hat sich aus den Wirren um die Pleite seines deutschen Eigentümers Lintec gelöst. Der neue Partner kommt aus Taiwan. Der Linzer Standort soll ausgebaut werden.

Wie der Linzer Computerhersteller ORF.at mitgeteilt hat, hat das taiwanesische Unternehmen Quanmax 100 Prozent der chiligreen-Gesellschaftsanteile übernommen. "Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart", teilte das Unternehmen mit. Laut chiligreen-Sprecher Valentin Trummer ist der Vertrag erst am 24. Mai unterzeichnet worden. Chiligreen war ins Trudeln geraten, nachdem der vorherige Eigentümer, die deutsche Lintec, im April Insolvenz angemeldet hatte. Dieses Schicksal drohte auch den Linzern.

Quanmax, das an der Börse von Taiwan notiert ist und 50.000 Mitarbeiter zählt, gehört seinerseits dem weltgrößten Notebook-Hersteller Quanta sowie der China Development Bank. Vorsitzender des Unternehmens ist der gebürtige Linzer Hannes Niederhauser, der in Deutschland die Kontron AG gegründet hatte.

"Europa-Drehscheibe"

Der Linzer Standort von chiligreen soll nun "zur Europa-Drehscheibe" für Quanmax ausgebaut werden. Die Geschäftsführung hat bereits das Lager nach Österreich zurückgeholt und will auch neues Personal einstellen: "Die wiederhergestellten Fertigungseinrichtungen sollen in den nächsten Monaten der Planung entsprechend kapazitiv wie auch personell ausgebaut werden." Derzeit arbeiten 56 Menschen bei chiligreen.

Chiligreen-Chef Gerald Wirtl bekommt mit Andreas Blumauer einen zweiten Geschäftsführer zur Seite. Blumauer soll sich um den Finanzbereich kümmern. Das 1998 gegründete Unternehmen hatte zuletzt einen Nettoumsatz von rund 51 Millionen Euro vorzuweisen.

Neue Chancen auf dem Notebook-Markt

"Die Marke chiligreen wird erhalten bleiben, auch am Produktportfolio wird sich vorerst nichts ändern", sagt chiligreen-Sprecher Valentin Trummer auf Anfrage von ORF.at. Durch die neue Verbindung zu Quanta eröffneten sich aber interessante neue Chancen auf dem Notebook-Markt.

Großserien von Geräten würden weiterhin im Ausland gefertigt, durch die Endfertigung in Österreich könne man aber auch schnell und flexibel auf Kundenwünsche reagieren. Trummer: "Viele Hersteller kehren wieder nach Europa zurück. Hier kann man einfach schneller auf die Anforderungen der Kunden reagieren."

Erstmals 2001 im Trudeln

Die Lintec-Information Technologies AG mit zuletzt 130 Mitarbeitern war vor zehn Jahren an die Frankfurter Börse gegangen. Nach Umsätzen von weit über 400 Millionen Euro und Vorsteuergewinnen um 13 Millionen Euro geriet das Unternehmen bereits 2001 ins Trudeln.

Lintec-Chef Thomas Goletz nannte zuletzt schwere Managementfehler und eine falsche strategische Ausrichtung als Hauptgrund für die Talfahrt. Auch die im Jänner 2007 als Rettungsversuch vollzogene Fusion mit chiligreen, die für den Vertrieb der Lintec-Gruppe zuständig war, schlug fehl.