"Massive Unruhe" in der Telekom Austria
Nach Sparplänen und Gerüchten über eine Aufspaltung des Unternehmens geht der Betriebsrat der Telekom Austria in die Offensive und fordert ein Überdenken der Einsparungen im Festnetzbereich und Klarheit über die Pläne des Managements. Am 5. und 6. Juni sind Betriebsversammlungen geplant.
"Unüberlegte Wortmeldungen" des Managements, die von einer möglichen Aufspaltung des Unternehmens in Festnetz und Mobilfunk bis hin zum Stellenabbau und zur Ausgliederungen überzähliger Beamter reichten, hätten unter den Mitarbeitern der Telekom Austria in den vergangenen Wochen für "massive Unruhe" gesorgt, sagte Michael Kolek, Betriebsratsvorsitzender der Telekom Austria, am Montag. Die Mitarbeiter könnten das "Ewig-Krankjammern des Unternehmens" nicht verstehen so Kolek: "Die Telekom Austria ist nicht krank."
Betriebsversammlungen Anfang Juni
Für den 5. und 6. Juni kündigte Kolek österreichweite Betriebsversammlungen im Festnetzbereich an. Die Informationsveranstaltungen für die Belegschaft sollen "tunlichst ohne Störungen des Betriebs" abgehalten werden, so Kolek.
Sollten Aufsichtsrat und Vorstand "in den nächsten Tagen" nicht einlenken, werde man jedoch weitere "gewerkschaftlichen Maßnahmen ausüben", kündigte Kollek an. Streiks seien das letzte Mittel, sagte der oberste TA-Personalvertreter, man hoffe aber auf konstruktive Vorschläge des Managements.
Kritik an Molterer
Er forderte Management und Aufsichtsrat dazu auf, die geplanten Personaleinsparungen "noch einmal zu überdenken" und mit dem Betriebsrat Gespräche über die zukünftige Unternehmensstruktur zu führen.
Unverständlich sei auch, dass es von dem für die Telekom Austria zuständigen Finanzminister und Vizekanzler Wilhem Molterer [ÖVP] keine Stellungnahme zur zukünftigen Struktur der Telekom Austria gebe, so Kolek.
Zuletzt war etwa von einer Aufspaltung des Unternehmens in Festnetz und Mobilfunk die Rede. Auch der geplante Verkauf von Teilen des Unternehmens wurde kolportiert. Management und Eigentümervertreter hielten sich vergangene Woche bei der Hauptversammlung der Telekom Austria über den möglichen Konzernumbau bedeckt.
Einsparungen "überdenken"
Vom Management erwarte man sich "innovative Ideen" und die Erschließung neuer Geschäftsfelder anstelle eines Personalabbaus. Ein Restrukturierungsprogramm, das von der Unternehmensberatung McKinsey erarbeitet wurde und das Einsparungen von rund 90 Millionen Euro an Personalkosten im Festnetzbereich bis Ende 2009 vorsieht, lehnt der Betriebsrat ab.
Derzeit seien alle Mitarbeiter des Unternehmens beschäftigt. Darüber gebe es im Unternehmen derzeit rund 1.200 Leasing-Arbeitskräfte, so Kolek. Die geforderten Einsparungen seien darüber hinaus nicht umsetzbar. Selbst durch eine geplante Reduktion der Wählämter von 2.500 auf 250 würden nicht so viele Arbeitsplätze wegfallen.
Mitarbeiter, deren Arbeitsplatz etwa durch Technologiewechsel wie den Umstieg auf Glasfaser wegfalle, sollten jetzt schon umgeschult werden, forderte der TA-Personalvertreter. Die Mitarbeiter seien flexibel und daran interessiert, Ausbildungen auf neue Geschäftsfelder mitzumachen.
Ablehnung zu Beamtenagentur
Die Ausgliederung angeblich überzähliger Beamter in eine Personalgentur, wie sie von der Verstaatlichtenholding ÖIAG vorgeschlagen wurde, lehnt der Betriebsrat ab.
In der von der ÖIAG und dem TA-Management diskutierten Auffanggesellschaft sollen rund 2.500 Telekom-Beamte und 3.100 Postbedienstete umgeschult und an öffentliche Stellen und private Unternehmen vermittelt werden.
Die geplante Auslagerung der Beamten der Telekom Austria soll die Aktionäre bezüglich geplanter Investitionen wie eines Glasfasernetzes überzeugen, sagte ÖIAG-Chef Peter Michaelis Mitte April.
"Keine Gesprächsbasis"
Gespräche über einen solchen "Beamtenparkplatz" werde es mit dem TA-Betriebsrat nicht geben, so Kolek: "Wenn die einzige Lösung ist, Tausende Mitarbeiter aufs Abstellgleis zu stellen, gibt es keine Gesprächsbasis."
(futurezone | APA | Patrick Dax)