Die EM der Flachbildfernseher
In elf Tagen erfolgt der offizielle Anpfiff zur Fußball-EM. Pünktlich zum Euro-Start haben viele Hersteller neue Flachbildschirm-Kollektionen auf den Markt gebracht, und der Handel lockt allerorts mit Angeboten. Doch mit welchem TV-Gerät ist man für die Fernsehzukunft gerüstet?
Kaum ein Supermarkt, Elektrohändler oder Kafferöster, der derzeit nicht mindestens ein großformatiges TV-Schnäppchen im Angebot hat. Denn die Fußball-EM ist für viele ein Anlass, ihren alten Röhrenfernseher gegen ein neues, flaches TV-Gerät auszutauschen.
"Grundsätzlich ist die Euro sehr positiv für die Fernsehbranche", bestätigt Foto- und Elektrohändler Robert F. Hartlauer gegenüber ORF.at. "Das Interesse an LC-Displays mit Dimensionen um die 100 Zentimeter [40 Zoll] ist groß. Dabei legen die Kunden auch Wert auf die Möglichkeit des HD-Empfangs."
Im Gegensatz dazu verkaufe man im Vorfeld der Euro aber auch viele kleine portable Geräte mit Bildschirmdiagionalen um die 13 Zentimeter [neun Zoll], die mit Akku und 12-Volt-Adapter zum DVB-T-Empfang im Auto und unterwegs ausgestattet seien, so Hartlauer weiter.
Die gestiegene Nachfrage nach üppig dimensionierten TV-Geräten zeigen auch die Zugriffsstatistiken der Preisvergleichsplattform Geizhals.at. Am beliebtesten seien 40-Zoll-Displays in der Preisklasse von 1.000 bis 1.500 Euro, so eine Geizhals-Sprecherin.
ORF1 HD - Testbetrieb läuft
Anfang Juni bricht im ORF das HD-Zeitalter an. Sämtliche Spiele sowie Begleitberichterstattung wie etwa Studiodiskussionen werden in hoher Auflösung mit Dolby-Digital-Sound via Satellit und Kabel übertragen.
ORF1 HD kann auf Astra 19,2 Grad Ost, Frequenz 10.832 GHz horizontal [SR 22.000, FEC 5/6] empfangen werden. Derzeit läuft der Sender im Testbetrieb.
Zum Empfang des HD-Satsignals ist ein Receiver nötig, der Kriterien wie Cryptoworks-, DVB-S2- und MPEG4-AVC-Unterstützung erfüllt.
Um den Kunden die Wahl der richtigen Satelliten-Empfangsbox zu erleichtern, hat der ORF eine Liste HD-zertifizierter Satelliten-Hardware veröffentlicht. Dazu gehören: Humax PR-HD 1000, Humax LDE-HD32S und TechniSat Digicorder HD S2.
"HD ready" und "HD ready 1080p"
Doch bei der Wahl des richtigen TV-Flachmanns gilt es einiges zu beachten. Wer vor allem digitale Fernsehbilder über Satellit oder Kabel in High-Definition-Qualität sehen möchte, ist in nächster Zeit mit einem Gerät der Güteklasse "HD ready" [720p, Vollbilder mit 1.280 x 720 Pixel sowie 1080i, Halbbilder mit 1920 × 1080 Pixeln] bestens bedient.
Denn die Fernsehübertragung erfolgt aktuell in dem von der European Broadcasting Union [EBU] festgelegten Standard 720p/50 im MPEG4/AVC-Format. Für die Zukunft empfiehlt die EBU die höhere Auflösung 1080p als weiteren Standard.
Für die optimale Wiedergabe von Blu-ray-Medien ist schon jetzt eine höhere Auflösung nötig. Hier kann man mit einem TV-Gerät, das den Kriterien des weiterführenden Gütesiegels "HD Ready 1080p" [auch "Full HD" genannt, 1.920 × 1.080 Pixel] entspricht, das volle Potenzial der HD-Bilder ausschöpfen.
Fußball-EM in HD auch bei UPC
Auch der Kabelnetzbetreiber UPC überträgt seit kurzem Fernsehprogramme in HD-Qualität. Zunächst wird mit National Geographic Channel HD ein Sender in hochauflösender Qualität eingespeist, zur EM steht auch ORF1 HD zur Verfügung.
Der Empfang von ORF1 HD via UPC ist mit Abonnement des Digital-TV-Startpakets mit MediaBox HD, das 59 Programme umfasst, möglich.
HDMI: Je mehr, desto besser
Doch damit, dass der TV-Schirm die entsprechende Auflösung aufweist, ist es nicht getan. Zur verlustfreien Einspeisung der digitalen Video- und Audiodaten muss mindestens ein HDMI-Eingang [High-Definition Multimedia Interface], idealerweise aber gleich mehrere für zusätzliche Geräte wie Blu-ray-Player und Spielekonsole, vorhanden sein.
In die Videoschnittstelle HDMI ist der Kopierschutz HDCP [High-bandwidth Digital Content Protection] integriert, der hochwertige Kopien verhindern soll. Der Kopierschutz ist jedoch nicht standardmäßig eingeschaltet, jedes Filmstudio und jeder Fernsehsender kann selbst festlegen, ob HDCP aktiviert wird.
100 Hertz und 24 Bilder pro Sekunde
Zudem hält auch die 100-Hertz-Technik Einzug in die LC-Displays und sorgt für ein flüssigeres und schärferes Bild.
Die Verarbeitung von 24 Vollbildern pro Sekunde wie bei Original-Kinofilmen - das herkömmliche TV-Signal weist 25 Bilder pro Sekunde auf - soll des Weiteren das Ruckeln bei Kameraschwenks eliminieren.
LCD oder Plasma?
Grundsätzlich hat der Kunde die Wahl zwischen LCD und Plasma. Beide Technologien haben ihre Vor- und Nachteile, wobei in den letzten Jahren LCD in der Käufergunst ganz klar vorne steht.
LCD dominiert den TV-Markt
Flache LCD-Fernseher haben Ende 2007 beim Absatz erstmals die traditionellen Röhrengeräte auf dem Weltmarkt überholt. Im letzten Quartal wurden 28,5 Millionen LCDs verkauft, die Plasmageräte liegen mit vier Millionen verkauften Stück weit abgeschlagen. Samsung blieb quer durch alle Technologien der größte TV-Hersteller.
LCD: Längeres Leben bei gleicher Leuchtkraft
Die Schwächen der Flüssigkristalltechnologie zeigen sich bei der schlechteren Wiedergabe von bewegten Bildinhalten [Nachzieheffekt] sowie dem geringeren Kontrast- und Schwarzwert [dunkles Grau statt echtem Schwarz] und der geringeren Anzahl der dargestellen Farben. Der Vorteil liegt im geringeren Stromverbrauch und der längeren Lebensdauer bei gleich bleibender Leuchtkraft.
Plasma: Höhere Bildqualität
Plasmaschirme punkten hingegen durch große Bildschirmdiagonalen und sehr gute Farbbrillanz- und Kontrastwerte, sind jedoch wahre Stromfresser, und die Lebensdauer ist geringer als bei LCDs. Das größte Problem liegt aber in der Gefahr des irreversiblen Einbrennens von Bildern wie etwa Senderlogos.
Kinobilder im Wohnzimmer
Wem Bilddiagonalen um die 100 Zentimeter noch zu wenig sind, kann sein Wohnzimmer mittels Beamer zum Kinosaal aufrüsten.
Videoprojektoren mit 720p-Auflösung sind für unter 1.000 Euro zu haben, für die höhere 1.080p-Auflösung muss man derzeit noch mindestens das Doppelte rechnen.
Als Komplettersatz für das TV-Gerät eignen sich Beamer allerdings nur bedingt. Aktuelle Geräte mit hoher Lumenzahl schaffen zwar auch die Projektion bei Tageslicht, optimale Sichtverhältnisse sind allerdings nur in abgedunkelten Räumen zu erreichen. Wegen der hohen Lampenersatzkosten ist der Beamer im täglichen Dauereinsatz zudem unwirtschaftlich.
HD-Filme zum Selbermachen
Auch bei Camcordern steht ein hochauflösender Generationenwechsel an. Mit den neuen High-Definition-Kameras können Hobbyfilmer ihre Urlaubsvideos in Full-HD-Auflösung produzieren.
Fazit
Wer die Vorzüge von HDTV einmal selbst erleben will, dem bietet sich nun via Satellit und Kabel die Gelegenheit, bei den EM-Spielen mitten im Geschehen zu sein.
Der Erwerb eines neuen Fernsehers sollte aber wohlüberlegt sein. Neben der Grundkenntnis der Ausstattungsmerkmale spielt vor allem das Wissen um die eigenen Nutzungsgewohnheiten bei der Wahl des richtigen Geräts eine Rolle.
Denn schaut man beim Kauf eines Flachbildschirmes genau hin, steht dem hochauflösenden Fernsehvergnügen auch nach der Fußball-EM nichts im Wege.
(futurezone | Beate Zaussinger)