Google scannt Europas Straßen

kartographie
28.05.2008

Tests für Street View

Europäische Internet-Nutzer könnten möglicherweise schon bald Straßenzüge ihrer Städte virtuell am Computer "begehen". Der US-Internet-Konzern Google führt momentan Tests in großen europäischen Städten durch, sagte Kay Oberbeck von Google Deutschland am Dienstag zur APA.

Konkrete Pläne, in welchen Ländern und ab wann der Dienst angeboten werden soll, gebe es noch nicht, widersprach er einem Artikel des deutschen Magazins "Focus". Dieses hatte von einer baldigen flächendeckenden Ablichtung in Deutschland berichtet. Schon längere Zeit sind solche Straßenfotos von US-Städten in Google Maps sowie Google Earth integriert.

42 amerikanische Städte sind mit Hilfe von Street View zu begehen: Nutzer des auf Flash basierenden Dienstes können damit virtuell durch die Straßen flanieren und sich die Umgebung anschauen. Mit Street View ist es nicht nur möglich, in die Bilder hineinzuzoomen, sondern diese auch nach links und rechts zu wenden. Das Ganze lässt sich auch im Vollbildmodus betrachten.

Straßenzüge gescannt

Die Fotos selbst entstehen, indem Autos im Auftrag von Google durch Städte fahren und permanent die Umgebung fotografieren. Bestätigen könne Oberbeck solche "Fotofahrten" in Rom, Mailand und Holland, was aber keinen Aufschluss auf eine Durchführung von Street View in diesen beiden Ländern gebe, sagte er. Google habe "in letzter Zeit sehr stark daran gearbeitet", den Dienst für Europa zu adaptieren, "auch in Hinsicht der gesetzlichen Richtlinien", so Oberbeck.

Kritik bezüglich des Datenschutzes in den USA setzte Google seit Mai entgegen: In den Street-View-Bildern von Manhattan werden in einem automatisierten Verfahren die Gesichter der abgebildeten Personen und auch die Auto-Nummernschilder verwischt. Schritt für Schritt will Google die bestehenden Fotos sowie neu entstehende Bilder entsprechend bearbeiten.

Klagen und Konkurrenz

Street View brachte den Internet-Konzern schon vors Gericht, wie die AP am Dienstag berichtete: Ein Paar aus einem Vorort von Pittsburgh hat gegen die Verwendung von Fotos seines Hauses im Internet geklagt. Dadurch sei die Privatsphäre verletzt und der Wert des Grundstücks gemindert worden.

Zudem hätten sie seelische Schäden erlitten, weshalb sie 25.000 Dollar Schadenersatz forderten. Google will den Streit offenbar grundsätzlich entschieden haben und beantragte, den Fall vor einem Bundesgericht zu verhandeln.

An einem ähnlichen Projekt wie Street View arbeitet laut dem "Focus"-Bericht auch die Deutsche Post. Das Unternehmen habe bestätigt, dass Mitarbeiter eine Bilddatenbank von deutschen Städten aufbauen. "Die Post möchte die Bilder unter anderem für ihre Adressdatenbank statistisch auswerten und einen virtuellen Stadtbesuch anbieten", so eine Sprecherin der Datenschutzbeauftragten Nordrhein-Westfalens, die das Projekt überprüft, gegenüber dem Magazin.

(APA)