Metro: Bezahlen mit Fingerabdruck

28.05.2008

Der drittgrößte Handelskonzern der Welt, die Düsseldorfer Metro-Gruppe, testet das Einkaufen mit Hilfe von Handy und Fingerabdruck. Auch RFIDs spielen im neuen Zukunftskonzept wieder eine tragende Rolle.

In einem "Einkaufsmarkt der Zukunft", dem "real Future Store" in Tönisvorst bei Düsseldorf, können Kunden künftig mit dem Handy ihre Einkaufsliste erstellen und verwalten, mit der Handykamera die Waren scannen und mit ihrem Fingerabdruck [Daumen oder Zeigefinger] an einer Selbstbedienungskassa bezahlen.

"Das Einkaufen wird damit schneller, besser, effizienter", sagte Metro-Chef Eckhard Cordes am Mittwoch. Von dem Einsatz der Mobilkommunikation in der Warenwirtschaft erhofft sich der Konzern erhebliche Kostensenkungen.

Bei den Mobilanwendungen kooperiert die Metro-Gruppe mit der Deutschen Telekom AG [DT]. Man habe gemeinsam eine Software entwickelt, die den Kunden dabei helfen solle, Produkte und Angebote im Markt zu finden. Das Fingerprint-Bezahlsystem wird von easycash unterhalten, einer ehemaligen Tochter der Deutschen Bank, die heute dem Finanzinvestor Warburg Pincus gehört.

Neuer Flirt mit RFIDs

Auch Funkchips [RFIDs] werden im neuen "Future Store" eingesetzt. Sie sollen unter anderem dem Marktpersonal anzeigen, wann Waren abgelaufen sind, und bei der Einkaufsplanung von Frischprodukten helfen.

Die Metro-Gruppe ist beim Einsatz von RFIDs bereits mit den deutschen Bürgerrechtlern vom Verein FoeBuD aneinandergeraten. Im Februar 2004 hatten die Datenschützer Rena Tangens und padeluun festgestellt, dass sich in der Kundenkarte eines früheren "Future Stores" ein RFID-Chip verborgen hatte, von dem der Kunde nichts wusste. Damit war es möglich, die Bewegungen der Kunden im Markt genau nachzuvollziehen.

Auf die Entdeckung des FoeBuD hin musste die Metro-Gruppe im Februar 2004 den Einsatz der Chips in den Kundenkarten aufgeben.

Trend zum Fingerprint-Bezahlsystem

Auch die Konkurrenz von Metro unternimmt bereits Versuche mit Bezahlungssystemen, in denen zur Nutzeridentifikation ein Fingerabdruck-Scanner benutzt wird. Im November 2006 hatte der deutsche Diskonter Edeka entsprechende Versuche in einem Supermarkt im bayrischen Ingolstadt angekündigt.

Kunden, die das Fingerprint-Bezahlsystem bei Edeka nutzen wollen, müssen sich vorher mit Fingerabdruck, Name und Bankverbindung registrieren und eine Einwilligung für die Auskunft über ihre Bonität unterschreiben.

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Bezahlen mit gefälschten Fingerprints

Auf einer Veranstaltung der Bürgerrechtsorganisation Quintessenz am Dienstag in Wien hatte CCC-Mitglied und Biometrieexperte Starbug demonstriert, wie leicht sich Fingerabdrücke beschaffen und kopieren lassen, um damit Fingerprint-Scanner zu täuschen.

Eigenen Angaben zufolge ist es Starbug schon dreimal gelungen, ein Fingerprint-Bezahlsystem in einem deutschen Testsupermarkt mit gefälschten Fingerabdrücken zu überlisten.

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(dpa | futurezone)