Was Fernsehen auf dem Handy kostet

31.05.2008

Im Februar 2007 hat die Plattform mobile tv austria ihre Vision von Handy-TV der Öffentlichkeit präsentiert und erste Feldversuche via DVB-H gestartet. Fast eineinhalb Jahre und ein turbulentes Lizenzvergabeverfahren später ist es nun nächste Woche so weit: Zum Start der Fußball-EM geht auch DVB-H "on air". ORF.at gibt einen Überblick über die TV-Angebote der heimischen Mobilfunker.

Angeboten wird die Technologie, die auf dem DVB-T-Standard, also dem digitalen Fernsehen über Antenne, aufsetzt, in Österreich nur von zwei Mobilfunkbetreibern - One und Hutchison ["3"]. Die Konkurrenten mobilkom austria und T-Mobile setzen weiterhin auf mobiles TV per UMTS-Streaming, auch DVB-T wird als Alternative beworben.

Die DVB-H-Anbieter sehen die Qualität als stärkstes Plus für DVB-H: Da die Bildauflösung für die kleinen Bildschirme von Handys nicht sehr hoch sein muss, ist die zu übertragende Datenmenge sehr viel kleiner als bei DVB-T.

Dadurch können mehr Programme ausgestrahlt werden, zudem wird beim Stromverbrauch gespart. Während aber für die DVB-T-Nutzung außer der Hardware-Anschaffung keine weiteren Kosten anfallen, muss man für das DVB-H-Angebot eine monatliche Pauschale bezahlen, die bei den unterschiedlichen Anbietern variiert.

Zum Start ist Mobile TV an den vier österreichischen Euro-Austragungsstätten Wien, Klagenfurt, Innsbruck und Salzburg verfügbar. Bis Jahresende sollen alle Landeshauptstädte mit Umgebung erschlossen sein.

"3" bei DVB-H am billigsten

Bei "3" ergänzt DVB-H das bereits bestehende umfangreiche Streaming-Angebot, der kleinste heimische Mobilfunker bietet zum Start zunächst nur das Nokia N77, später sollen noch das Nokia N73 mit DVB-H-"Dongle" und ein Handy der Firma Momodesign mit OLED-Display folgen. Der DVB-H-Empfang ist bis Jahresende kostenlos, danach werden sechs Euro im Monat für den Empfang von 15 TV- und fünf Radioprogrammen fällig.

Wer sich bis Ende Juli für den Tarif ShowTime XL [24 Euro monatlich, 3.000 Freiminuten] entscheidet, muss für DVB-H über die gesamte Vertragsdauer nichts extra bezahlen. Die günstigste DVB-H-Variante nach monatlichen Grundkosten gibt es bei Hutchison mit dem Tarif Showtime S [keine Freiminuten] für fünf Euro Grundgebühr, also elf Euro im Gesamtpaket.

Im Hutchison-Programmpaket enthalten sind die TV-Sender ORF1, ORF2, ATV, Puls4, Pro7Austria, RTL, Sat.1 Österreich, VOX, Laola1.tv, LaLaTV, Red Bull, RTL 2, N24, Super RTL und ein weiterer TV-Kanal. Zusätzlich sind die Radioprogramme Ö3, FM4, Kronehit, Ö1 und Lounge FM verfügbar.

Bei Hutchison kostet das Nokia N77 in Kombination mit ShowTime XL 69 Euro.

One verlangt neun Euro

Bei One kostet DVB-H neun Euro im Monat und ist in Kombination mit der großen Plaudertasche zu haben, auch hier ist die Nutzung bis Jahresende noch gratis. Hardware-mäßig wird zum Start nur das Nokia N77 angeboten, der Preis für das Gerät startet laut One bei neun Euro - je nach Bonusstufe.

Das DVB-H-Paket umfasst 14 TV- und fünf Radiosender. Neben den beiden ORF-Programmen sind die Privaten ATV und Puls 4 mit an Bord sowie die deutschen Privatsender RTL, RTL2, SuperRTL, ProSieben, Sat.1 und Vox.

Eigens für das Handy produzierte Angebote wie der Extremsportkanal Red Bull TV, der Musikkanal Lala [Universal Music TV] und der Sportkanal Laola1.tv ergänzen das Programmportfolio. Ein Sender einer "großen österreichischen Tageszeitung" folgt.

Mittelfristig soll Handy-TV um interaktive Dienste ergänzt werden. "In Zukunft können wir der Werbewirtschaft sagen, wie das Nutzerprofil dahinter ausschaut. Später, wenn man das auch noch mit GPS verknüpft, wird es nicht nur individualisierte, sondern auch lokalisierte Werbung geben", erklärte One-Chef Michael Krammer bei der Tarif-Präsentation.

T-Mobile kontert mit DVB-T

Obwohl sich der Konkurrent T-Mobile bis zuletzt noch gesprächsbereit für einen Einstieg in das DVB-H-Konsortium rund um Media Broadcast gab, setzt man dort nun zum EM-Start auf DVB-T.

Vergangene Woche wurde das LG HB260T ins Portfolio aufgenommen, das digitales Antennenfernsehen auf dem Mobiltelefon ermöglicht. Über DVB-T sind derzeit die Programme ORF1, ORF2, ATV, Puls4, ORF Sport Plus und 3sat verfügbar.

Das Handy kostet in Verbindung mit dem Tarif Fairplay Plus 149 Euro, die Fernsehnutzung via DVB-T ist kostenlos. Zusätzlich bietet T-Mobile bis zu 15 TV-Kanäle über UMTS-Streaming an: Der Tagespass für Mobile TV kostet 2,90 Euro, ein Monatsabo 4,90 Euro.

Der Monitor des LG-Handys ist mit einer eine Größe von zwei Zoll relativ klein geraten. Ebenfalls integriert sind eine Kamera mit zwei Megapixeln und HSDPA.

Mobilkom setzt auf Exklusiv-Content

Bei der mobilkom austria hieß es auf Anfrage von ORF.at am Freitag, man befinde sich in Sachen DVB-H weiter "in Verhandlungen". Bereits im April stellte die mobilkom aber ein USB-Modem mit DVB-T-Empfänger für mobiles Fernsehen auf dem Notebook vor. Ob künftig auch ein DVB-T-Handy angeboten werden soll, wollte ein Sprecher allerdings nicht kommentieren.

Für ihr TV-Angebot via UMTS-Streaming schnürt die mobilkom zur EM eigene Pakete, die für Neukunden gratis sind und für bestehende Kunden einmalig fünf Euro kosten.

Das UEFA-Euro-2008-Paket umfasst neben ulimitiertem mobilen TV [ORF1, ORF2, ATV, MTV Music, LAOLA1.tv, UEFA Champions League und 9 weitere Kanäle] auch spezielle UEFA-Videos und einen EM-Chat.

Wer auch nach der EM noch Handyfernsehen nutzen will, kann bei A1 ein TV-Paket für fünf Euro monatlich oder drei Euro am Tag dazukaufen.