Ein Strom von Freundschaftsdaten

01.06.2008

Mybloglog, Friendfeed & Co. vereinen Daten aus verschiedenen Social-Networking-Sites und wollen so für Übersichtlichkeit im sozialen Netzwirrwarr sorgen und die Grenzen zwischen den einzelnen Social-Networking-Angeboten überwinden.

Im Netz buhlen unzählige soziale Web-Angebote um die Aufmerksamkeit und Beteiligung der Internet-Gemeinde. Aktive Nutzer besitzen nicht selten Profile bei Dutzenden von Diensten. Eine Reihe von Websites will sich jetzt als Zwischeninstanz etablieren und damit die Grenzen zwischen den einzelnen Netzwerken überwinden.

Alle paar Minuten erscheint eine neue Meldung von Twitter auf dem Bildschirm. Täglich erreichen uns Kontaktgesuche von Xing, Facebook und MySpace. Und dann wären da noch die Fotokommentare auf Flickr, die gemeinsam gesammelten Web-Adressen auf del.icio.us und die Statusmeldungen von Plazes: Wer sich heute auf sozialen Web-Angeboten herumtreibt, verliert früher oder später zwangsläufig den Überblick.

"Wie ein Fluss"

Eine neue Generation von sozialen Startseiten will jetzt dabei helfen, nicht im sozialen Wirrwarr unterzugehen. Sie nennen sich Friendfeed, Plaxo Pulse und Mybloglog und sammeln allesamt die aktuellen Statusmeldungen der eigenen Freunde, um sie in aggregierter Form im Netz zu präsentieren.

Mybloglog-Produktmanager Ian Kennedy erklärt: "Unser Angebot ist wie ein Fluss, der vorbeifließt - und wenn du grad 'nen Moment Zeit hast, dann schaust du rein."

Der zum Yahoo-Konzern gehörende Mybloglog-Dienst startete ursprünglich als Statistiktool für Website-Betreiber. Später wurde Mybloglog um eine soziale Komponente erweitert, die anzeigt, wer gerade welches Blog besucht. Im Frühjahr startete Mybloglog schließlich sein New-with-me-Angebot.

Angst vor der Konkurrenz

Derartige Statusaggregatoren sind im Netz nicht unumstritten. Gerade Friendfeed sorgte in den letzten Wochen für Kontroversen. So haben einige Blogger bereits prophezeit, dass Friendfeed das Zeug habe, dem derzeitigen Medienliebling Twitter die Show zu stehlen.

Andere kritisieren Friendfeed dagegen als Parasiten. Der Vorwurf: Da Friendfeed die Möglichkeit bietet, jede neue Statusmeldung zu kommentieren, stehle der Dienst Bloggern das mitdiskutierende Publikum.

Mybloglog verpflichtete sich deshalb dazu, kommentarwillige Leser immer direkt zur Quelle weiterzuleiten. "Wir wollen sicherstellen, dass sie für ihre Beiträge belohnt werden", so Kennedy.

Waffe gegen YouTube

Ganz uneigennützig ist Yahoos Mybloglog-Engagement jedoch auch nicht. Der Konzern verspricht sich von dem Angebot unter anderem bessere Chancen gegen die Marktführer im sozialen Web.

Wenn Nutzer ihre Updates von den verschiedensten Plattformen an einem Ort sammeln, dann spiele die Quelle dieser Updates eine geringere Rolle, so Kennedy. "Du musst deine Videos nicht mehr bei YouTube hochladen, weil dort all deine Freunde sind. Du kannst einfach das Service auswählen, mit dem du am besten zurechtkommst."

Janko Röttgers sprach in Kalifornien mit Experten und Entwicklern über die Zukunft Sozialer Netzwerke nach Facebook. Mehr dazu am Sonntag um 22.30 Uhr im Ö1-Magazin "matrix".

(Janko Röttgers)