DT: Letzte Spitzel-Zahlung im Mai
Der Ex-Chef der Deutschen Telekom, Kai-Uwe Ricke, und der einstige Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel haben sich laut Presseinformationen in der Spitzelaffäre fortlaufend über die Arbeit ihrer Konzernsicherheit informieren lassen. Noch im Mai wurden Rechnungen für die Dienste bezahlt.
Klaus T., Mitarbeiter der DT-Konzernsicherheit, habe sowohl Ricke als auch Zumwinkel mehrfach persönlich über seine Ergebnisse bei der Suche nach undichten Stellen im Konzern informiert, berichtet das "Handelsblatt" [Montag-Ausgabe] unter Berufung auf einen Vertrauten von T. Der sei damals mindestens zweimal im Post-Tower bei Zumwinkel gewesen, um Bericht zu erstatten.
Zumwinkel war seinerzeit auch Chef der Deutschen Post. Bei diesen Treffen habe T. Ricke und Zumwinkel darüber informiert, dass es Telefonate zwischen einem Aufsichtsrat und einem Journalisten gegeben habe.
Letzte Zahlung Mitte Mai
Wie das Blatt weiter berichtet, überwies der Konzern dem Recherchedienst Network Deutschland noch am 14. Mai dieses Jahres, dem Tag vor der Hauptversammlung, 174.000 Euro. Network-Deutschland-Chef Ralph Kühn habe der Deutschen Telekom zwei Wochen zuvor in einem Fax gedroht, die Hauptversammlung massiv zu stören und der Presse mitzuteilen, dass er im Auftrag des Konzerns illegal Telefonate zwischen Aufsichtsräten und Journalisten abgeglichen habe.
Mit dieser Botschaft habe Kühn seiner Forderung Nachdruck verliehen, dass der Bonner Konzern endlich seine Rechnung von Mitte Februar über insgesamt 650.000 Euro bezahlen solle und ihm darüber hinaus Schadenersatz zustehe.
Ricke hatte zuletzt zugegeben, den Auftrag zur Suche nach der Quelle von Indiskretionen gegeben zu haben. Die Staatsanwaltschaft prüft unterdessen Ermittlungen gegen Betriebsratschef Wilhelm Wegner.
Branchentreff beim Innenminister
Nach dem Bespitzelungsskandal will die deutsche Bundesregierung die Branche zu einer Selbstverpflichtung zur Einhaltung des Datenschutzes bewegen. Innenminister Wolfgang Schäuble [CDU] hat dazu am Montag zu einem Gespräch in seinem Berliner Ministerium eingeladen.
Zahlreiche Telekommunikationsfirmen haben eine Teilnahme abgelehnt. Zugesagt haben neben der Deutschen Telekom aber die Branchenverbände BITKOM und VATM.
Der Nutzen eines Kodex wird von Verbänden, aber auch in der Politik bezweifelt. Es sei bei dem Gespräch mit Staatssekretär Hans Bernhard Beus nicht mit Ergebnissen zu rechnen, sagte der Innenminister am Sonntag dem ZDF und warnte zugleich vor "Schnellschüssen" bei neuen gesetzlichen Regelungen.
Spionage zugegeben
Die Deutsche Telekom hatte eingeräumt, dass zwischen 2005 und 2006 mindestens ein Jahr lang Telefondaten ausspioniert wurden. Ziel der Spionage sollen Aufsichtsräte und Journalisten gewesen sein. Laut "Süddeutscher Zeitung" wurden außerdem Bankdaten von Journalisten und Aufsichtsräten ausgespäht.
(APA | AFP | dpa)