ORF startet in HDTV-Ära
Seit Montagfrüh sendet ORF1 in der hochauflösenden HD-Qualität. Der neue Kanal ORF1 HD ist über Digitalsatellit und Digitalkabel zu empfangen. Für das Fernseherlebnis bedeutet dieser Einstieg den größten technischen Sprung seit der Einführung von Farbfernsehen vor rund 40 Jahren.
Generaldirektor Alexander Wrabetz und der Technische Direktor des ORF, Peter Moosmann, läuteten die "neue Fernseh-Ära" vor versammelten Journalisten ein und zeigten zum Start eine "Universum"-Ausgabe. Wrabetz verglich den "historischen Moment" mit dem 1. Jänner 1969, als der ORF erstmals in Farbe sendete.
Wie viele Österreicher pünktlich zur EM auf den neuen Trend aufspringen, sei derzeit nicht abschätzbar, sagte Moosmann. Bis Ende 2008 rechnet er mit rund 100.000 Haushalten, die HD tatsächlich nutzen werden.
ORF1 HD sendet 24 Stunden pro Tag in hochauflösender Qualität. Auch die Tonqualität soll sich mit Dolby-Digital 5.1 deutlich verbessern. Neben den speziellen HD-Inhalten werden auch alle Programme, die in SD zur Verfügung stehen, hochgerechnet. Für den Konsumenten bringt auch das laut ORF einen deutlichen Qualitätsgewinn.
EM-Berichterstattung, Blockbuster, Serien
In "reiner" HD-Qualität werden zunächst die EM und später die Olympischen Sommerspiele in Peking ausgestrahlt. US-Serien und Spielfilme sollen folgen - Ziel ist es, "jeden Tag ein Highlight in HD anzubieten".
Bis alle eigenproduzierten Sendungen im ORF in dieser neuen Qualität hergestellt werden, kann es noch dauern. Derzeit verfügt der Sender über 14 HD-Kameras und zwei Übertragungswagen, ist also für Outdoor-Events gerüstet. In den Küniglberg-Studios muss die "alte" Technik aber noch ihren Lebenszyklus erfüllen, bevor auch dort umgestellt werden kann.
Für den Einstieg in die neue Technik wurden im ORF-Budget rund zehn Millionen Euro veranschlagt, berichtete Moosmann.
Standard 720p/50
Die Ausstrahlung von ORF1 HD erfolgt in dem von der European Broadcasting Union [EBU] festgelegten Standard 720p/50 im MPEG4/AVC-Format.
Das entspricht 50 Vollbildern pro Sekunde mit einer Auflösung von 1.280 x 720 Pixeln.
Die EBU kam in Untersuchungen zu dem Schluss, dass 720p/50 bei schnell bewegten Bildern eine bessere Qualität bietet als 1080i [Interlaced], das etwa bei der BBC zum Einsatz kommt.
HD per Kabel und Satellit
HD ist ein Zusatzangebot des ORF. Für jene Haushalte, die einen "alten", nicht HD-tauglichen Fernseher besitzen, ändert sich dadurch nichts. Auch an der Grundprogrammierung von ORF1 und ORF2 soll sich laut Wrabetz künftig nichts ändern.
Wer sich die Spiele der Euro in HD ansehen will, sollte über digitalen Satellitenempfang oder digitalen Kabelanschluss verfügen, vorausgesetzt, die Kabelanbieter haben HDTV im Angebot, so etwa Österreichs größter Betreiber UPC und das Konkurrenzprodukt aon.tv der Telekom Austria.
Technischer Sprung zu TV 2.0
Darüber hinaus braucht es noch drei weitere Dinge: die richtige digitale Empfangsbox, die korrekte Verkabelung [HDMI] und einen HD-fähigen Bildschirm. HD-Experten sehen in der Anschaffung der nötigen Hardware den Umstieg auf "TV 2.0" den ersten Sprung mit dem sich TV in den digitalen Lifestyle eingliedert. Überall habe sich alles rasant entwickelt, einzig in der Fernsehtechnik nicht.
Über das terrestrische Digitalfernsehen DVB-T ist HD vorerst nicht empfangbar. Dafür wäre ein umständliches Update der Sendetechnik von derzeit MPEG2 auf MPEG4 nötig, was wahrscheinlich nicht vor 2012 geschehen wird.
Technische Details
ORF1 HD kann auf Astra 19,2 Grad Ost, Frequenz 10.832 GHz horizontal [SR 22.000, FEC 5/6] empfangen werden.
Zum Empfang des HD-Satsignals ist ein Receiver nötig, der Kriterien wie Cryptoworks-, DVB-S2- und MPEG4-AVC-Unterstützung erfüllt.
Um den Kunden die Wahl der richtigen Satelliten-Empfangsbox zu erleichtern, hat der ORF eine Liste HD-zertifizierter Satelliten-Hardware veröffentlicht. Dazu gehören: Humax PR-HD 1000, Humax LDE-HD32S und TechniSat Digicorder HD S2.
Neues Image fürs Fernsehen
Seit die gängigen PC-Monitore mit progressiv ausgebenden LC-Displays ausgestattet und die Augen vieler Nutzer dadurch geschärft sind, leidet das Fernseherlebnis für viele wegen der schwächeren Qualität.
Laut Experten ist das mit ein Grund, warum die TV-Nutzungszahlen rückläufig sind. Für Programmanbieter sei es aus diesem Grund nötig, besser früher als später auf die neue Form des Fernsehens aufzuspringen, um konkurrenzfähig zu bleiben - nicht nur im Hinblick auf andere Sender, sondern auch gegenüber der Vielzahl an Gadgets von iPod bis PlayStation, mit denen moderne Wohnzimmer immer häufiger ausgestattet sind.
(futurezone | APA)