Weitere Enthüllungen im Siemens-Prozess

korruption
09.06.2008

Geheimkonten in Österreich

Im Siemens-Prozess hat ein weiterer Zeuge fragwürdige Zahlungen und schwarze Kassen bei dem Konzern eingeräumt. Er selbst habe nach entsprechenden Anforderungen des Vertriebs jahrelang solche "diskreten Zahlungen" abgewickelt und dafür entsprechende Unterschriften bei seinen Vorgesetzten eingeholt, sagte der 68 Jahre alte Pensionist, gegen den selbst in dem Verfahren ermittelt wird, am Montag vor dem Landgericht München I.

Hinterfragt habe er das System, das er schon beim Antritt seines Postens 1992 vorgefunden habe, nicht. Da er auf Anweisung seiner Vorgesetzten gehandelt habe, habe er sich darauf verlassen, "dass das seine Richtigkeit hat".

Dubiose Provisionen

Angeklagt ist in dem Prozess der 57 Jahre alte Reinhard S., dem Untreue in 58 Fällen vorgeworfen wird. Er soll für den Aufbau schwarzer Kassen und die Abwicklung dubioser Provisionszahlungen verantwortlich gewesen sein. Nachdem Geheimkonten in Österreich aufgeflogen waren, soll der Angeklagte um das Jahr 2000 damit beauftragt worden sein, neue Wege für die Abwicklung der Zahlungen zu finden. Dabei habe es auch "Kontakt mit der Rechtsabteilung" gegeben, sagte der Zeuge.

Der 68-Jährige bestätigte auch, dass bei Siemens regelmäßig Erklärungen zur Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften [Compliance] zu unterschreiben waren. "Das haben alle Leute gelesen und unterschrieben, die mir die Anweisungen gegeben haben, Zahlungen auszuführen", sagte der Zeuge.

(dpa)