Apple stellt neue iPhone-Generation vor
Nach vielen Spekulationen hat Apple-Chef Steve Jobs am Montag nun doch ein neues iPhone mit UMTS-Unterstützung vorgestellt. Das Gerät verspricht eine längere Akkulaufzeit und ist ab 11. Juli in Österreich erhältlich. Das iPhone 3G wird mit 199 Dollar für acht GB bzw. 299 Dollar für 16 GB auch deutlich billiger.
Heftiger denn je brodelte die Gerüchteküche in diesem Jahr vor dem Start der Apple-Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco und der dabei obligatorischen Keynote des Geschäftsführers Steve Jobs. Die gesamte IT-Branche erwartete die Ankündigung der nächsten iPhone-Version, auch wenn sich die über 5.000 anwesenden Entwickler mehr für die Software-Aspekte des Geräts interessierten.
Schon etwa zwei Stunden vor Beginn des Events war der Apple-Online-Store nicht mehr erreichbar - ein sicheres Zeichen dafür, dass schon bald neue Produkte ins Sortiment aufgenommen werden.
Das Beste zum Schluss
Zwar ließ Jobs die Zuschauer im Moscone Center am Montag lange zappeln, aber am Ende ließ er die Katze doch noch aus dem Sack: Das UMTS-iPhone kommt, und zwar mit einem Plastikrücken in Schwarz, Metallknöpfen, demselben 3,5-Zoll-Multi-Touch-Display, Zwei-Megapixel-Kamera und laut Apple mit stark verbessertem Sound. Zudem ist nun auch GPS integriert.
Im Vergleich zum Vorgängermodell mit dem 2,5G-Übertragungsstandard EDGE werden Downloads laut Apple 2,8-mal schneller. Das iPhone 3G unterstützt WLAN-, 3G- und EDGE-Netzwerke und schaltet automatisch zwischen diesen um.
Preis wird gesenkt
Auch bei der Akkulaufzeit verspricht Jobs starke Verbesserungen wie 300 Stunden Standby, fünf Stunden UMTS-Sprechzeit und 24 Stunden Audionutzung. "Nur ein Jahr nach der Einführung des iPhone bringen wir das neue iPhone 3G auf den Markt, das doppelte Geschwindigkeit zum halben Preis liefert," sagte Jobs.
Ab 11. Juli wird das neue iPhone erst in 22, über die folgenden Monate dann in 70 Ländern weltweit verfügbar sein. Zudem wurde der Preis gesenkt: Die Acht-GB-Version wird in den Vereinigten Staaten bei Apple und AT&T 199 US-Dollar kosten, das 16-GB-Modell kommt für 299 Dollar in die Läden und wird auch in Weiß verfügbar sein. Dazu kommen - zwingend - die Kosten für den Abschluss eines zweijährigen Mobilfunkvertrags bei Apples US-Exklusivpartner AT&T. Damit könnte das Mobiltelefon mit integriertem Musikplayer und Kultstatus zur Massenware werden; der iPhone-Snob tanzte nur eine Saison. Weiteres Geld wittert Apple im Geschäft mit mobilen Diensten und Software.
Apple will Zehn-Millionen-Marke knacken
Mit seinem ersten iPhone hatte Apple zum Marktstart im Sommer 2007 einen riesigen Medienrummel ausgelöst und für ganz neue Impulse auf dem Markt der Handys und Smartphones gesorgt. Zugunsten des Designs und der Handlichkeit hatte das Unternehmen jedoch auf die Unterstützung von UMTS zunächst verzichtet und sich für den Datenverkehr mit dem langsameren Mobilfunkstandard EDGE begnügt.
Noch in diesem Jahr will Apple die Marke von zehn Millionen verkauften iPhones erreichen. Bis Ende Mai habe Apple bereits sechs Millionen iPhones verkauft, sagte Jobs. Analysten schätzen, dass das Unternehmen sogar auf einen Absatz von zwölf oder 14 Millionen Stück kommen wird.
Auf diversen Blogs kursierte bereits im Vorfeld eine Liste von Bauteilen, die das neue iPhone enthalten soll. Gerätselt wurde auch über eine Änderung des Geschäftsmodells.
IPhone Software 2.0
Der erste Teil seiner Ansprache beschäftigte sich vor allem mit der neuesten Version der iPhone-Software, Neuerungen für Enterprise-Kunden, dem SDK [Software Developper Kit], das es externen Entwicklern ermöglicht, Anwendungen für das iPhone zu programmieren, sowie einige neue Features. Die iPhone-2.0-Software kommt im Juli auf den Markt und ist für iPhone-Nutzer kostenlos. IPod-Touch-Nutzer bezahlen 9,99 US-Dollar. Die Software wird weltweit in 62 Ländern verfügbar sein, der Download soll bei Applikationen unter zehn MB über das Mobilfunknetz möglich sein.
Mit Version 2.0 der iPhone-Software öffnet Apple auch den App Store, einen Online-Shop für Software, die für iPhone und iPod Touch geschrieben wurde. Die Entwickler können dort ihre Software anbieten - auch gratis, wenn sie möchten. Ansonsten nimmt Apple 30 Prozent des Umsatzes.
Microsoft Exchange, Games und eBay
Unter anderem werde nun Microsoft Exchange auf dem iPhone verfügbar, außerdem wurde mit Cisco an der VPN-Verbindung getüftelt - auch weitere Sicherheitsmaßnahmen, die von Firmenkunden gefordert wurden, seien laut Jobs nun integriert.
Für Entwickler gibt es zudem neue Tools zum Testen der iPhone-Software, was bei der Präsentation auch demonstriert wurde. Neu ist aber auch eine kostenlose eBay-Applikation mit dem Namen "Auctions", das das Er- und Versteigern noch schneller und einfacher ermöglichen soll, als über den Safari-Browser.
Mit "Loopt" kommt auch das Thema Social Networking auf dem iPhone nicht zu kurz, auch die Blogging-Software Typepad wurde für das iPhone optimiert und ermöglicht auch den Upload von Fotos. Die Nachrichtenagentur Associated Press stellt eine Anwendung zur Verfügung, mit der Nachrichten, Videos und Bilder auf das Mobiltelefon geladen und dann offline gelesen werden können. Im App Store werden auch mehr Games zur Verfügung gestellt [für stolze 9,99 US-Dollar], weiters wurde auch eine Lernsoftware für Mediziner vorgestellt. Die kostenpflichtigen Anwendungen hat Apple mit dem aus dem iTunes Music Store bekannten DRM-System FairPlay versehen.
Das neue .Mac heißt Me.com
Mit MobileMe stellte Apple zudem ein neues Service vor, das laut Phil Schiller "Exchange für den Rest von uns" ist, also ein Synchronisationsdienst zwischen iPhone, Mac und PC. Die Daten werden automatisch in beide Richtungen synchronisiert.
Das Service ist kompatibel mit Mail, iCal und Address Book [auf der Mac-Seite] und mit Outlook [auf dem Windows-PC]. Auch Fotogalerien können erstellt werden.
Alle Daten laufen auf der Website Me.com zusammen, wo alle Anwendungen in herkömmlicher Desktop-Manier bedient werden können. Ein 60-tägiger Gratistest wird ab Anfang Juli möglich sein. MobileMe ersetzt .Mac vollständig. Die alten Abonnenten des Services werden automatisch auf den neuen Dienst migriert. Billig ist Me.com nicht. 99 US-Dollar pro Jahr will Apple für die Nutzung haben.
Zuletzt hatte Apple mit dem iPhone wieder an Marktanteilen eingebüßt, weil der Verkauf in Europa wegen der fehlenden UMTS-Unterstützung hinter den Erwartungen zurückblieb.
Verfügbarkeit und Preise
Offen ließ Steve Jobs am Montag aber, wie es mit dem iPhone-Vertrieb weitergeht.
Die Deutsche Telekom hat sich die exklusiven Vertriebsrechte für die neue Version des iPhone von Apple in Deutschland gesichert. Auch für die Niederlande hat die Telekom den Zuschlag bekommen, so eine Apple-Mitteilung vom Montag Abend.
In Österreich werden demnach sowohl T-Mobile als auch One/Orange das iPhone 3G auf den Markt bringen, und zwar ab dem 11. Juli 2008. Eine Agenturmeldung vom Dienstag, nach der T-Mobile das Gerät bereits ab 1. Juli anbieten werde, hat eine Sprecherin von T-Mobile auf Nachfrage von ORF.at als Falschmeldung bezeichnet, korrekter Starttermin sei nach wie vor der 11. Juli.
Bisher hat T-Mobile das iPhone exklusiv in Deutschland und Österreich verkauft. Die Preise sollen von den österreichischen Vertriebspartnern erst im Juli bekanntgegeben werden.
(futurezone | dpa)