Deutsche Telekom unter Abhörverdacht
Im Zuge der Ermittlungen im Spionageskandal um die Deutsche Telekom ist ein Gerät zum Mitschneiden von Telefonaten sichergestellt worden.
In der Bespitzelungsaffäre bei der Deutschen Telekom hat ein von der Staatsanwaltschaft sichergestelltes Aufzeichnungsgerät aus einem Krisenkonferenzraum für Wirbel gesorgt. "Wir wollten wissen, ob das Gerät zum Abhören geeignet war, und haben nun festgestellt, dass die Installation dazu nicht geeignet war", sagte der Bonner Oberstaatsanwalt Fred Apostel am Samstag.
Es werde nun "der Vollständigkeit halber" noch geprüft, ob die Anlage aus dem Konzernkrisenzentrum "irgendetwas Relevantes" aufgezeichnet habe. Es gebe derzeit aber keinen Anhaltspunkt dafür, dass mit dem Gerät abgehört wurde. Laut Nachrichtenmagazin "Spiegel" wird noch untersucht, ob die Apparatur früher zweckentfremdet wurde.
Apostel dementierte Angaben, dass die Ermittlungen auf elf Verdächtige ausgeweitet worden seien. "Zentral sind es weiter acht Beschuldigte." Im Zuge der Ermittlungen seien zwischenzeitlich vorübergehend Beschuldigte hinzugekommen, bei denen sich aber ein Anfangsverdacht nicht erhärtet habe.
Die Deutsche Telekom hatte eingeräumt, dass in den Jahren 2005 und 2006 Telefonate mit Journalisten ausgewertet wurden, um undichten Stellen aus dem Haus des Telekommunikationsriesen auf die Spur zu kommen. In der Affäre ermittelt die Staatsanwaltschaft auch gegen den früheren Konzernchef Kai-Uwe Ricke und den Ex-Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Zumwinkel.
"Standardausrüstung"
Ein Sprecher der Deutschen Telekom erklärte am Samstag, das Aufzeichnungsgerät gehöre zur fest eingebauten Standardausrüstung des Konzernkrisenzentrums. Sie diene für ernste Notfälle wie Bombendrohungen oder Terrorakte und sei erst einmal - rund um die Anschläge des 11. September 2001 - genutzt worden.
Die Anlage ermögliche Aufzeichnungen von ein- und ausgehenden Gesprächen über die zwölf Leitungen des Krisenkonferenztisches im Lagezentrum. Durch eine feste Verkabelung sei sichergestellt, dass ausschließlich Gespräche von und zu den Nebenstellen des Krisenstabs im Einsatzfall mitgeschnitten werden könnten.
Die Anlage sei gegen Fremdeingriffe geschützt, betonte der Unternehmenssprecher. Im Zuge der Ermittlungen habe die Deutsche Telekom die Staatsanwaltschaft selbst auf die Anlage hingewiesen. Bis auf den einen Einsatz im September 2001 seien nur in "zyklischen Abständen" Funktionstests zur Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft durchgeführt worden. Der Krisenraum sei zudem immer abgeschlossen.
(dpa)