Weiter Warten auf digitales Radio
Unterschiedlichen Standards in den einzelnen EU-Ländern verzögern die flächendeckende Einführung der Digitalradio-Technologie.
Bereits seit dem Jahr 2000 werden die Radiosender Ö1, Ö2, Ö3 und FM4 im Raum Wien und Innsbruck auch digital ausgestrahlt.
Bis zu einem Komplettumstieg auf Digital Audio Broadcasting [DAB] müssten jedoch noch einige Fragen wie etwa ein einheitlicher EU-Standard geklärt werden, lautete das Ergebnis einer Vollversammlung der Digitalen Plattform Austria.
Österreich nehme im Bereich der Rundfunkdigitalisierung einen europäischen Spitzenplatz ein und sei, einheitliche europäische Standards vorausgesetzt, frequenztechnisch bestens aufgestellt, so August Reschreiter aus dem Büro der Medienministerin.
Entscheidend für die Digitalradio-Einführung sei der richtige Zeitpunkt, erklärte der Geschäftsführer des Bereichs Rundfunk der Telekom-Regulierungsbehörde [RTR], Alfred Grinschgl.
Mangelndes Interesse
Den Grund für das mangelnde Interesse der Konsumenten am digitalen Radio sieht die RTR in der guten Versorgungslage beim herkömmlichen analogen Radio. Grundsätzlich sind die Konsumenten mit der vorhandenen Programmvielfalt und Empfangsqualität durchaus zufrieden.
Unterschiedliche Standards
"Betrachtet man die momentane Situation in Europa hinsichtlich Digitalradio, scheint sich eine divergente Entwicklung abzuzeichnen, d. h., es gibt kein einheitliches System wie beim analogen FM [UKW] in allen Ländern, sondern eher eine Tendenz zu unterschiedlichen Standards in den einzelnen Staaten. Neben der digitalen Diversifikation existieren weitere Randbedingungen, die die Einführung von Digitalradio erschweren, und machen somit die Notwendigkeit deutlich, dass nur eine koordinierte und mit allen Beteiligten abgestimmte Aktion die Chance birgt, das System letztendlich zum Erfolg zu führen", erklärte auch Markus Morgen von LS Telcom, Autor der Studie "Digitalradio in Europa".
Eine weitere Studie zu den Kosten der Digitalradio-Einführung kommt zu dem Schluss, dass die Verbreitung des Hörfunksignals über DAB+ um einiges günstiger als jene über UKW durchzuführen wäre. Gleichzeitig müsse aber bedacht werden, dass die rund zehnjährigen Simulcast-Zeiten [= Doppelverbreitung von analogem und digitalem Radio] zu einer Addition und damit zu deutlichen Mehrkosten führen.
Die Autoindustrie biete bereits ein DAB-Angebot, auch die Weiterentwicklung zu neuen Standards wie DAB+ oder DMB sei bereits gestartet, so Michael Weber von der BMW Group. Aufgrund der Entwicklungszeiten in der Autoindustrie könnten diese aber erst ab 2012 in der Breite unterstützt werden.