Silver Server wirft TA Marktmissbrauch vor
Nachdem die TA-Tochter eTel dem alternativen Anbieter Silver Server einen Wiederverkäufervertrag gekündigt hat, werden neue Vorwürfe gegen die Vormachtstellung der Telekom Austria laut.
Die Wogen auf dem heimischen Telekommarkt glätten sich nicht: Wie am Mittwoch bekanntwurde, hat die seit 2007 im Besitz der Telekom Austria befindliche eTel dem alternativen Anbieter Silver Server den VoIP-Wiederverkäufervertrag gekündigt.
Der Provider hat nun zwar bereits einen anderen, international tätigen Servicepartner gefunden, der die Versorgung der rund 5.300 Voice-over-IP-Kunden von Silver Server übernimmt, warnt aber in einer Aussendung vor Auswirkungen auf die gesamte Branche.
Schließlich gibt es in der Telekom-Regulierungsbehörde [RTR] Pläne, die TA in Ballungsgebieten von der Regulierung auszunehmen, was die TA nicht länger verpflichten würde, Mitbewerbern ihr Kommunikationsnetz zur Mietnutzung anzubieten.
Mitbewerber aus dem Markt verdrängen
"Wie verheerend sich dieser Schritt in der Regulierungspolitik auswirken könnte, zeigt uns das aktuelle Kündigungsschreiben im VoIP-Bereich", warnt nun Silver-Server-Geschäftsführer Oskar Obereder.
Von der Annahme, die TA würde aufgrund von Erträgen aus dem Wiederverkaufsgeschäft auf Kündigungen verzichten, sei angesichts der gerade erlebten Praxis nicht mehr auszugehen. Vielmehr sei damit zu rechnen, dass Marktbegleiter auf Basis des neuen Bescheides per Kündigung erfolgreich aus dem Markt gedrängt werden könnten.
TA: "Wollen Wiederverkauf nicht behindern"
Auf Anfrage von ORF.at weist TA-Sprecher Martin Bredl den Vorwurf zurück, dass sie den Wiederverkauf behindern wolle. "Wir versuchen nach der eTel-Übernahme alle Reseller direkt mit uns zusammenzuschalten", so Bredl. In erster Linie gehe es dabei darum Kosten zu sparen.
Mit acht von neun betroffenen Betreibern habe man dabei gute Gespräche geführt und sich geeinigt. Lediglich Silver Server habe sich geweigert. Die TA sei aber zuversichtlich, in weiteren Gesprächen nächste Woche eine Lösung zu finden.
Nach den Plänen des Regulierers würde der Breitbandmarkt in Österreich künftig nach regionalen Kriterien neu geregelt. in Gebieten mit hoher Wettbewerbsintensität [den Ballungszentren] solle die TA demnach nicht mehr reguliert werden.
Silver Server appelliert an Regierung
"Die Konsequenzen dieses Regulierungsschrittes wären Kündigungen von Verträgen, der Verlust von Arbeitsplätzen und die Vernichtung von alternativen Investitionen", rechnet Obereder vor und appelliert an die zuständigen Regierungsstellen, sich die Entscheidungen des Regulierers genau anzusehen.
Der Plan zur teilweisen Deregulierung der Telekom Austria hatte vor einigen Monaten die gesamte Branche in Aufruhr versetzt. Die alternativen Telekombetreiber sehen eine deutliche Tendenz zur Re-Monopolisierung.
EU kritisierte TA-Vormacht
"Der Markt wächst nicht mehr, wir nutzen unsere Ressourcen nicht mehr aus", sagte Roland Türke, Präsident der Internet Service Providers Austria [ISPA], bei einem Pressegespräch im März.
Auch die EU-Kommission war im März nach eingehender Prüfung in ihrem EU-Fortschrittsbericht zu dem Schluss gekommen, dass der Ex-Monopolist TA zu dominant auf dem heimischen Markt sei. Die TA wehrte sich gegen die Aussagen, die "völlig an der Realität des Marktes vorbeigingen".
Deregulierungspläne verschoben
Dass das Konsultationsverfahren mit dem Ziel der TA-Deregulierung nicht im Schnellverfahren durchgezogen wurde, wie eigentlich vom Regulierer geplant, liegt an einem Entscheid des Verwaltungsgerichtshofs, der alternativen Anbietern auch in einem laufenden Verfahren Parteienstellung zusprach, in dem es tatsächlich um ihre Interessen geht.
Die Regulierungsbehörde geht derzeit von rund 530 Unternehmen aus, die als Partei an diesem Verfahren mitwirken können. Auf Anfrage von ORF.at bestätigte die RTR am Mittwoch, dass das Verfahren voraussichtlich im Juli 2008 abgeschlossen wird.