Roaming bleibt teuer
Zwar hat die EU Obergrenzen für die Sprachtelefonie im EU-Ausland eingeführt, Urlaubsgespräche aus der restlichen Welt bleiben aber weiterhin sehr teuer - die Tarife der heimischen Anbieter sind zudem sehr unterschiedlich. Vor Reiseantritt sollte man sich genau informieren.
Der erste Schritt der von der EU erwirkten Senkung der Roaming-Tarife für Sprachtelefonie wurde Ende letzten Sommers vollzogen: Gespräche im EU-Ausland haben nun weitgehend einheitliche Preise: 0,59 Euro für Gespräche im Ausland und nach Österreich, 0,29 Euro für Gespräche, die man im Ausland annimmt [passiv]. Zudem bieten die Mobilfunker weiterhin spezielle Urlaubspakete an, die für einen bestimmten Zeitraum Sonderkonditionen bieten.
Im September steht die nächste Preissenkung an, davor liegt aber noch eine ganze Urlaubssaison. Zudem werden Fernreisen immer beliebter - und die Kunden beim Nachhausetelefonieren weiter kräftig zur Kasse gebeten.
Wer etwa vom schwachen Dollar profitieren will und in die USA reist oder weiter entfernte und auch immer beliebtere Urlaubsziele wie etwa Dubai und Thailand wählt, muss weiterhin mit strengen Preisen rechnen und sollte sich deshalb vor Reiseantritt umgehend über die Kosten informieren. Schließlich gibt es auch verschiedene Roaming-Klassen, etwa für Businesskunden. ORF.at verglich die Preise für oben genannte Destinationen auf Privatkundenebene. Alle Preise verstehen sich inklusive Steuern. Die einzelnen Anbieter takten die Gespräche zwar unterschiedlich, die erste Minute wird aber immer voll verrechnet.
Die EU-Kommission wies am Montag in Brüssel darauf hin, dass die Anbieter am 30. August die Roaming-Gebühren erneut senken müssen.
Hintergrund sind entsprechende Vorschriften der Europäischen Union, die am 30. Juni 2007 in Kraft getreten waren und die Gebühren für Gespräche im Ausland gedeckelt hatten.
Nun sinken die Kosten für Anrufe aus dem Ausland von 0,49 Euro auf 0,46 Euro. Wird jemand bei Reisen im EU-Ausland angerufen, sinken die Gebühren von 0,24 Euro auf 0,22 Euro [exkl. Ust].
Gold und Silber bei der mobilkom
Beim Marktführer mobilkom austria wurde der A1-World-Tarif zurate gezogen, also jener Tarif, auf den Kunden im vergangenen Jahr automatisch umgestellt wurden, sofern sie sich nicht aktiv für ein anderes Modell entschieden hatten. Hier wird zusätzlich zwischen Gold- und Silbertraif unterschieden. Der günstigere Goldtarif kommt bei der Einwahl in spezielle Partnernetze der mobilkom zum Einsatz, Silber bei allen anderen Netzbetreibern. Die Preise innerhalb der 29 EU-Länder liegen bei der von der Kommission vorgeschriebenen Obergrenze. Ein Anruf aus der Türkei nach Hause schlägt hier mit zwei bzw. 2,30 Euro pro Minute zu Buche. Wird man im Türkei-Urlaub angerufen, kostet das 0,95 Euro pro Minute.
Ein Anruf aus den USA schlägt mit 2,10 bzw. 2,40 Euro zu Buche. Die Passivgebühr in den Vereinigten Staaten beträgt immerhin 1,95 Euro pro Minute. Richtig teuer wird ein kurzes "Hallo, wir sind gut angekommen" in Dubai oder Thailand: 4,10 bzw. 4,40 Euro kostet die aktive Gesprächsminute innerhalb des Landes und nach Österreich. Für Passivgespräche werden 1,95 Euro in der Minute verrechnet.
Die mobilkom bietet Reisenden bis Ende Oktober außerdem spezielle Pauschalpakete für Gespräche in 37 Ländern [unter anderem Ägypten, Türkei, Tunesien und die Dominikanische Republik] an: A1 Call Inclusive beinhaltet etwa 30 Gesprächsminuten für zehn Euro. Mit A1 Grenzenlos 100, 200 und 300 werden entsprechend viele Minuten für 30, 60 und 90 Euro angeboten. Die Pakete sind ab Anmeldung 30 Tage gültig.
Tele.ring orientiert sich an der Mutter
Auch beim Zonenroaming von T-Mobile betragen die EU-Tarife 0,588 Cent für aktive und 0,288 Cent pro Minute für passive Gespräche. Bei T-Mobile unterscheidet sich die Zonenaufteilung allerdings etwas von den Mitbewerbern: Hier zählen neben der Türkei auch die USA zur Zone drei, Gespräche nach Österreich kosten von dort 1,69 Euro pro Minute, die Passivgebühren betragen dort 0,70 Euro.
Bei den Fernzielen unterbietet T-Mobile seine Konkurrenz deutlich: Gespräche aus Dubai und Thailand [Zone vier] nach Hause schlagen mit 1,99 Euro zu Buche, wird man dort angerufen, bezahlt man 1,08 Euro pro Minute. In der teuersten Zone fünf werden für Gespräche nach Österreich 4,29 Euro fällig, hier finden sich Länder wie Brasilien, die Malediven und auch Serbien.
Mit dem Worldclass-Tarif bietet T-Mobile zusätzlich eine Möglichkeit, in den Partnernetzen des Unternehmens günstiger zu telefonieren: Für 4,50 Euro monatlich kosten Gespräche aus Partnernetzen in 32 Ländern 0,45 Euro in der Minute [aktiv und passiv]. Für 29 Euro monatlich gibt es 100 Freiminuten in den Partnernetzen.
Die Option Holiday beinhaltet einmalig 30 Gesprächsminuten für zehn Euro - gültig in 37 Ländern inklusive der USA. Der Tarif gilt bis 7. September.
Bei tele.ring profitiert man von der Übernahme durch T-Mobile insofern, als dass die Roaming-Preise hier gleich gestaltet wurden, Sonderpakete werden allerdings nicht angeboten.
Billiger im Partnernetz
Im Roaming-Standardtarif von One kosten Gespräche aus EU-Ländern nach Österreich 0,588 Euro, wird man dort angerufen, werden 0,288 Euro in der Minute fällig. Aus der Türkei zahlt man nach Österreich 1,49 Euro pro Minute, die Passivminute kostet 59 Cent. Für Gespräche aus den USA nach Österreich verlangt One 1,99 Euro, wird man dort angerufen, kostet das 1,49 Euro in der Minute.
Mit 3,69 Euro pro Minute für Gespräche aus der Zone fünf [Vereinigte Arabische Emirate, Thailand] ist One einer der teureren Anbieter, passiv werden 1,69 Euro pro Minute verrechnet. Wählt man bei One den Roaming-Partnertarif für fünf Euro im Monat, wird es in Europa etwas billiger: Aus Partnernetzen in 23 Ländern telefoniert man für o,49 Euro nach Österreich, in allen anderen Ländern/Netzen gelten die Standardpreise.
Auch One hat eigene Roaming-Pakete im Angebot: Für fünf Euro gibt es das Roaming-Passivpaket mit 100 passiven Gesprächsminuten, um zwölf Euro gibt es das Kombiüaket mit 30 Gesprächsminuten und zehn SMS. Die Sondertarife werden bis Ende August angeboten und sind in allen EU-Ländern [außer Rumänien und Bulgarien], Andorra, Kroatien, Island, Norwegen und der Schweiz gültig.
Hutchison stellt mit 18. Juli um
Bei Hutchison Austria ["3"] gibt es mit "3 Like Home" bereits seit längerem die Möglichkeit, in den Schwesternetzen [Italien, Großbritannien, Irland, Schweden, Dänemark, Australien und Hongkong] des Unternehmens zum Heimatpreis zu telefonieren.
In den EU-Ländern unterbietet "3" außerdem die von der EU vorgeschriebene Obergrenze und verlangt für Gespräche nach Österreich lediglich 0,45 Euro pro Minute, die Passivminute kostet 0,25 Euro.
Ein Anruf aus der Türkei kostet derzeit 1,53 Euro, aus Dubai werden 2,36 Euro und aus Thailand 1,58 Euro fällig. Bei USA-Gesprächen ist "3" mit 0,39 Euro pro Minute eindeutig Preisführer. Die aktuelle Regelung sieht aber bestimmte Tageszeiten und Netze vor, an denen diese Preise zur Anwendung kommen.
Wohl auch um mehr Transparenz für den Kunden zu schaffen, werden die Roaming-Tarife bei "3" ab 18. Juli neu geregelt. Das neue Zonenroaming soll jedoch nicht geografisch, sondern kostenoptimiert eingeteilt werden und unabhängig vom gewählten Provider im Ausland sein.
Extrakosten durch Mailbox
Eine Kostenfalle im Urlaub ist aber auch die Mobilbox, wie die Arbeiterkammer nun gewarnt hat: Wer am Strand seine Nachrichten abhören will, zahlt genauso viel, wie bei einer Gesprächsverbindung nach Österreich. Wird ein Anruf im Ausland zur Mobilbox umgeleitet, zahlt man die Passivgebühr und zusätzlich den Roaming-Tarif für die Rückleitung des fehlgeschlagenen Anrufs zur Mobilbox in Österreich. Der Tipp der AK-Konsumentenschützer: Die Mobilbox im Urlaub abschalten.
Das Abschalten des mobilen Anrufbeantworters gestaltet sich oft knifflig und wird in einzelnen Fällen sogar verrechnet.
Datenroaming
Während beim Sprachroaming bereits Fortschritte erzielt wurden, gibt es beim Datenroaming noch keine EU-Obergrenzen. Am 1. Juli ist jedoch eine erste Frist verstrichen, die Medienkommissarin Viviane Reding den Mobilfunkbetreibern zur freiwilligen Senkung der Preise gesetzt hatte.
Einige Betreiber reagierten darauf und stellten für den Sommer spezielle Pakete und Vergünstigungen zusammen.
Wer im Urlaub schnell einmal via Handy etwa auf Google Maps nachschauen möchte, wie weit der gewünschte Zielort noch entfernt ist, sollte auf jeden fall Vorsicht walten lassen - sonst wird es sehr schnell sehr teuer.
Die mobile Web-Nutzung ist zwar in Österreich überdurchschnittlich populär und aufgrund des harten Preiskampfes auch immer billiger, doch außerhalb der Landesgrenzen kann sie schnell zur Kostenfalle werden - und das nicht nur beim Surfen via UMTS-Modem und Notebook.
(futurezone | Nayla Haddad)