Streit über eTel-Verträge geht weiter

telefonie
07.07.2008

Regulierungskonflikt und VoIP-Reseller

In einer Aussendung vom Montag hat der Wiener Provider netzpionier die Telekom Austria [TA] angegriffen. "Die TA hat den Wiederverkäufervertrag für Internet-Telefonie, den wir mit der eTel Austria hatten, zum 31. Juli gekündigt", erklärte Hannes Minimair, Geschäftsführer von netzpionier, gegenüber ORF.at. Minimair wirft der TA vor, sein Unternehmen aus dem Markt drängen zu wollen.

TA-Sprecher Martin Bredl weist auf Anfrage von ORF.at Minimairs Vorwürfe zurück. "Die Aussendung ist für mich unverständlich", so Bredl. "Wir sind mit netzpionier noch im Gespräch. Wir haben den eTel-Kunden dabei geholfen, einen anderen Provider zu finden."

Minimair bestätigt, dass die TA sein Unternehmen an einen anderen Wholesale-Dienstleister weitervermittelt habe. "Während der laufenden Verhandlungen ist der zuständige Partner aber in Urlaub gefahren und bis Ende Juli nicht mehr erreichbar", so Minimair, der nun von der TA eine Verlängerung des Vertrags bis Ende August erwartet. "Wir müssen mit den Verhandlungen nun von vorne anfangen und uns neue Partner suchen", sagt Minimair.

Streit über Deregulierung

Hintergrund für den Schlagabtausch ist der Streit zwischen TA und den alternativen Providern um einen Vorstoß der Telekom-Regulierungsbehörde [RTR] zur Deregulierung des Breitbandmarkts in urbanen Räumen.

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Entscheidung der RTR

Die RTR hat für Dienstag zu einer Konferenz geladen, auf der sie eine Entscheidung der Telekom-Control-Kommission [TKK] darüber erläutern will, welche Unternehmen auf dem Breitbandmarkt "eine beträchtliche Marktmacht haben und welche Maßnahmen zur Beseitigung von Wettbewerbsdefiziten zu treffen sind".

Der Verwaltungsgerichtshof hatte am 2. April entschieden, dass der Regulator vor der Deregulierung den 530 betroffenen Unternehmen Zeit zur Parteienstellung geben müsse. Die RTR hätte die Regulierung in den Ballungsgebieten gerne schon im März aufgehoben.

Die TA hatte im Dezember 2006 die Übernahme der eTel Austria für rund 90 Millionen Euro bekanntgegeben. Die Bundeswettbewerbsbehörde hatte im April 2007 das Geschäft unter Auflagen genehmigt.

Ende Juni hatte der Wiener Provider Silver Server gegen die Vormachtstellung der TA protestiert. Auch Silver Server hatte einen Reseller-Vertrag mit eTel, ist mit seinen rund 5.300 VoIP-Kunden aber mittlerweile zu einem anderen Dienstleister gewechselt.