Datenschützer prüfen Google Analytics
Deutsche Datenschützer zeigen sich "verblüfft und schockiert" darüber, wie weit Google Analytics auch auf öffentlichen Websites verbreitet ist. Die Datenschützer von Schleswig-Holstein und Berlin führen nun eine Prüfaktion durch.
Wie das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein [ULD] am Dienstag mitteilte, wird es gemeinsam mit dem Berliner Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit die Verbreitung des Dienstes Google Analytics auf Websites von Betreibern in den betroffenen Bundesländern prüfen.
Google Analytics ist ein Programm des US-Medienkonzerns Google, das von Website-Betreibern in ihre Angebote eingebunden werden kann und ihnen Zugriffsstatistiken liefert. Das Programm kann so installiert werden, dass sein Vorhandensein für die Benutzer nicht ersichtlich ist. Die Nutzungsdaten werden zu Google übermittelt und können auch - was das Unternehmen bestätigt - mit jenen von anderen Google-Diensten zusammengeführt werden, um User-Profile zu erstellen, die wiederum für Werbezwecke verwendet werden können.
Ohne Einwilligung der Nutzer
Das missfällt den deutschen Datenschützern. "Den Nutzenden ist nicht bewusst, geschweige denn, dass sie hierin eingewilligt hätten, dass ihre personenbeziehbaren Daten zur Erstellung von Nutzungsprofilen an den internationalen Konzern übermittelt werden", schreibt ULD-Leiter Thilo Weichert. "Selbst den deutschen Datenschutzbehörden ist nicht bekannt, was Google dann mit diesen Daten anstellt."
Sie haben Google deshalb dazu aufgefordert, ihnen mitzuteilen, welche Unternehmen in ihrem Verantwortungsbereich Google Analytics einsetzen.
In den Nutzungsbedingungen von Google Analytics schreibt Google selbst, dass die Betreiber von Websites, die Google Analytics verwenden, ihre User deutlich darauf hinweisen müssen.
Der Test
Ob Google Analytics auf einem bestimmten Server läuft, lässt sich beispielsweise mit dem Online-Dienst Ontraxx.net des österreichischen Suchmaschinen-Experten Walter Karban prüfen. Ontraxx zeigt, welche externen Dienste auf einer Website eingebunden sind.
"Verblüfft und schockiert"
Thilo Weichert: "Wir waren verblüfft und schockiert, wie weit Google Analytics auch in Schleswig-Holstein verbreitet ist. Renommierte Medien- und Internetunternehmen gehören zu deren Nutzern ebenso wie viele Anbieter aus der Tourismus- und der Dienstleistungsbranche; ja politische Parteien, öffentliche Stellen des Landes und Hochschulen setzen den kostenlosen, aber datenschutzwidrigen Service ein."
Den meisten Betreibern sei nicht bewusst, dass sie mit dem Einsatz von Google Analytics einen Service in Anspruch nähmen, bei dem Daten in die USA übermittelt würden, und dass dies die Datenschutzrechte der Webseitenbesucher verletze.
Bei einer ersten Stichprobe haben die Datenschützer bereits mehrere Website-Betreiber dazu aufgefordert, Google Analytics nicht mehr zu nutzen.
Die Prüfung sei auch durch eine Serie zum Thema bei futurezone.ORF.at angestoßen worden, so die deutschen Datenschützer in ihrer Aussendung.
Zahlreiche österreichische Websites nutzen auf ihren Websites den Statistikdienst Google Analytics. Dabei gibt es einen Schönheitsfehler: Die Weitergabe der Daten von Website-Nutzern ins Ausland ist nach dem heimischen Datenschutzgesetz nur dann gestattet, wenn der User deutlich darauf hingewiesen wird. Das geschieht nur punktuell.