Fujitsu Siemens am Scheideweg
Der Technologiekonzern Siemens erwägt Branchenkreisen zufolge einen Ausstieg aus dem Gemeinschaftsunternehmen Fujitsu Siemens Computers [FSC].
Siemens werde vorsorglich den Vertrag mit dem japanischen Partner Fujitsu bis zum Herbst kündigen, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag. Was dann mit FSC geschehe, sei zum jetzigen Zeitpunkt offen.
Die beiden Partner müssen sich ihre Anteile - jeweils 50 Prozent - zuerst gegenseitig anbieten. Nach einer Ablehnung ist auch ein Verkauf an Dritte möglich. Denkbar sei aber auch, dass einer der beiden Partner alle Anteile bei sich bündelt, um FSC dann als Ganzes weiterzuverkaufen.
Fujitsu will Anteile nicht
Den Kreisen zufolge sind Manager des Münchner Unternehmens bereits zu entsprechenden Gesprächen nach Japan gereist. Die Verhandlungen dürften sich aber noch Monate hinziehen. Allerdings habe Fujitsu kein Interesse daran, den FSC-Anteil zu übernehmen, hieß es aus japanischen Kreisen.
"Falls sich Siemens zurückzieht, wird Fujitsu aller Wahrscheinlichkeit nach deren Anteil im derzeitigen Marktumfeld nicht übernehmen. Die Marke Fujitsu allein trägt das Geschäft in Europa nicht, wo der Erfolg von billigen Modellen zu einem harten Preiskampf geführt hat", sagte ein Insider. Siemens und FSC wollten sich zu den Informationen nicht äußern.
Fokus auf Europa
Siemens trennt sich derzeit von Randbereichen. Die margenschwache FSC leidet nach Ansicht der Konzernspitze zudem unter ihrer vorrangigen Ausrichtung auf den europäischen Markt und sollte besser global aufgestellt sein.
Vor allem in Asien und Nordamerika vertreibt Fujitsu allerdings Computer aus eigener Fertigung und unter eigenem Namen. FSC wurde im Herbst 1999 gegründet und beschäftigt rund 10.500 Mitarbeiter, davon 6.200 in Deutschland.
Vertrag läuft 2009 aus
Siemens-Chef Peter Löscher hat sich seit seinem Amtsantritt wiederholt unzufrieden über die Rendite des größten europäischen Computerherstellers geäußert. Dadurch war es auch zu Spannungen mit FSC-Chef Bernd Bischoff gekommen.
Der Joint-Venture-Vertrag über FSC läuft im September 2009 aus. Um auszusteigen, müssen Siemens oder Fujitsu den Kontrakt ein Jahr zuvor kündigen, sonst verlängert sich die Kooperation automatisch um fünf Jahre.
(Reuters)