EU greift bei SMS-Roaming durch

15.07.2008

Nach der Senkung der Roaming-Tarife für Sprachtelefonie hat EU-Kommissarin Viviane Reding nun eine Obergrenze für SMS-Kosten innerhalb der EU festgelegt. Dem Vorschlag nach sollen die Mobilfunker ab 2009 maximal 15 Cent pro SMS verlangen dürfen.

Der Versand von Textmitteilungen mit dem Handy im europäischen Ausland müsse billiger werden, fordert Reding seit einem Jahr.

Die Kommissarin setzte die Mobilfunkkonzerne seit Monaten unter Druck, ihre Preise freiwillig zu senken. Die Telekomunternehmen kamen der Forderung jedoch nicht nach, eine Frist bis 1. Juli verstrich ungenutzt.

Bis zu 97 Prozent Gewinn

"Ich war nicht nur enttäuscht, ich war wütend. Die Mobilfunker hatten doch gewusst, dass der Gesetzgeber verlangt, dass die SMS-Tarife gesenkt werden", erklärte Reding am Dienstagvormittag im ORF-Interview.

"Sie müssen wissen, bei den jetzigen Tarifen machen die Anbieter bis zu 97 Prozent Profit. Das kann nicht normal sein. Da müssen wir eingreifen, um den Konsumenten zu schützen", so Reding weiter.

Maximal elf bis 15 Cent

Reding gab am Dienstag bekannt, die Preisgrenze pro Textmitteilung werde zwischen elf und 15 Cent liegen.

Vorschlag bis Oktober

Bis Oktober wird die EU-Kommission einen Vorschlag zur Regulierung erarbeiten, damit die entsprechende Richtlinie noch vor der Europaparlamentswahl im Juni nächsten Jahres unter Dach und Fach ist.

Obergrenzen für Sprachtelefonie

Im vergangenen Jahr mussten die Mobilfunkbetreiber bereits die Gebühren für Handygespräche im Ausland senken, nachdem Brüssel eine Preisobergrenze festgesetzt hatte.

Gespräche im EU-Ausland haben seither weitgehend einheitliche Preise: 0,59 Euro für Gespräche im Ausland und nach Österreich, 0,29 Euro für Gespräche, die man im Ausland annimmt [passiv].

Mit Ende August 2008 sowie Ende August 2009 müssen die Preise nochmals leicht gesenkt werden.

Preise in Österreich bei 25 Cent

Pro Jahr werden in der EU rund 200 Milliarden SMS geschrieben, davon 2,5 Milliarden über nationale Grenzen hinweg. In vielen Ländern kosten Auslands-SMS deutlich mehr als Inlands-SMS.

Das Gros der österreichischen Mobilfunker [A1, T-Mobile, One] verrechnet für den SMS-Versand im Ausland mit 25 Cent genauso viel wie im Inland, einzig bei "3" kostet die Auslands-SMS 29 Cent.

EU-Lob für A1

Lob von Reding gab es für die mobilkom, die als einziger Mobilfunker seit 16. Juni ein Roaming-Paket mit 100 SMS-Nachrichten zu einem Roaming-Preis von 0,10 Cent pro Stück anbietet.

Der europäische Durchschnittspreis liegt bei 29 Cent, in der Spitze werden in Belgien zum Beispiel 80 Cent verlangt.

EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Durao Barroso verlieh dem Plan von Reding Nachdruck. Er sei "besonders besorgt" über die hohen Preise, die die Verbraucher für SMS auf Reisen zu bezahlen hätten.

Im europäischen Binnenmarkt mit seinem ungehinderten Handel dürften die Grenzen nicht wieder auf einer Telefonrechnung auftauchen.

Daten-Roaming als Nächstes an der Reihe

Auch die Preisgestaltung bei der Nutzung von mobilem Internet im Ausland [Daten-Roaming] steht unter scharfer Beobachtung der EU-Kommission.

Gerade dort erleben viele Kunden böse Überraschungen bei der Abrechnung, wenn sie per Handy und Notebook im Ausland ihre E-Mails abgerufen oder das Internet genutzt haben.

Denn während die Preise für die mobile Netznutzung im Inland halbwegs vertretbar sind, sind sie im Ausland genau gegenteilig unverhältnismäßig hoch. Ein MB im Ausland kostet je nach Anbieter und Land zwischen 0,25 Euro und mehr als 16 Euro.

Hier ist derzeit noch eine genaue Prüfung im Gange. Unter anderem fordert die Brüsseler Behörde eine Senkung der Zustellungsgebühren, die die Anbieter untereinander verrechnen.

Mobilfunker weisen SMS-Regulierung zurück

Österreichs Mobilfunker sprechen sich gegen die Pläne von EU-Kommissarin Reding aus, eine Preisgrenze für Auslands-SMS einzuführen. Österreich sei ohnehin ein Mobilfunk-Schlaraffenland, kommentiert etwa One die Forderung.

(futurezone | Sonja Sagmeister-Brandner | Reuters | APA)