Mobilfunker gegen SMS-Regulierung
Österreichs Mobilfunker sprechen sich gegen die Pläne von EU-Kommissarin Viviane Reding aus, eine Preisgrenze für Auslands-SMS einzuführen. Österreich sei ohnehin ein "Mobilfunk-Schlaraffenland", so etwa One.
Das Versenden von SMS-Textnachrichten im europäischen Ausland soll deutlich billiger werden. Bis zum Start der Urlaubssaison 2009 will Reding die Preise auf maximal 15 Cent pro Roaming-SMS senken.
Die österreichischen Mobilfunker können diesem Vorgehen naturgemäß wenig abgewinnen.
A1: Geforderte Preise zu niedrig
Ein EU-Eingriff in einen funktionierenden Markt widerspreche dem Grundsatz des freien Wettbewerbs, kommentiert die mobilkom austria das Vorgehen der EU. Da die meisten europäischen Betreiber seit vergangenem Herbst ihre Preise für SMS und Datenroaming-Dienste gesenkt hätten, bestehe keine Notwendigkeit für eine zentrale Intervention.
Die von der Kommission genannten Zielpreise bei SMS-Roaming würden auf falschen Annahmen beruhen und sogar unter den Inlandspreisen liegen.
T-Mobile: Künstliche niedrige Preisniveaus
Die von Reding in die Diskussion gebrachten elf bis 15 Cent pro Roaming-SMS lägen unter den Preisen für den inländischen SMS-Versand in Österreich, erklärte eine T-Mobile-Sprecherin in einer ersten Stellungnahme. "Es ist aus unserer Sicht fraglich, inwieweit auf dem Roaming-Markt noch Wettbewerb möglich sein wird, wenn künstliche niedrige Preisniveaus vorgegeben werden, die teilweise sogar unter unseren nationalen Preisen liegen."
One: Österreich ist Schlaraffenland
Auch One-Sprecher Tom Tesch erklärte in einer ersten Reaktion, was Mobilfunkpreise anbelange, sei Österreich generell ein "europäisches Schlaraffenland". Während Lebensmittel- und Spritpreise explodierten, sei Mobilfunk sogar ein Inflationsdämpfer.
Für die nächste Zeit plane One daher keine Senkung der SMS-Entgelte innerhalb der EU. Solange die Einkaufspreise das aktuelle Niveau hätten, seien niedrigere Endkundenpreise nicht möglich.
Widersprüche bei Preissenkungen
"Viviane Reding vergleicht Roaming-Gebühren mit den günstigsten Inlandstarifen. Das ist aber nicht zulässig. Roaming-Services können höchstens mit Prepaid-Diensten verglichen werden, um ein richtiges Bild zu zeichnen, da die Nutzung in beiden Fällen nicht kontinuierlich erfolgt", sagte mobilkom-Geschäftsführer Boris Nemsic.
Die mobilkom zieht in ihrer Stellungnahme eine Studie von A. T. Kearney heran, laut der es in den vergangenen zwölf Monaten EU-weit Preissenkungen von 18 Prozent bei SMS-Roaming gab. Reding hingegen erklärte in ihrer Aussendung, der durchschnittliche Endkundenpreis für das Versenden von Textnachrichten innerhalb der EU sei seit Februar, als Reding die Branche zu freiwilligen Preissenkungen aufforderte, unverändert geblieben.
Eigenverantwortung unumgänglich
Bezüglich des Vorwurfs der Intransparenz sieht man bei der mobilkom den Kunden in der Pflicht.
Laut Auskunft der Regulierungsbehörde RTR lag die Anzahl unerwartet hoher Rechnungen in Österreich im Jahr 2008 bisher bei 60 Fällen, so der Mobilfunker. Ein gewisses Maß an Eigenverantwortung sei für die Kunden unumgänglich.