EU: Neue Vorwürfe gegen Intel

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16.07.2008

Ausweitung der Untersuchung möglich

Die EU-Kommission könnte laut einem Zeitungsbericht ihre Wettbewerbsvorwürfe gegen den weltgrößten Computerchiphersteller Intel ausweiten. Es gehe dabei speziell um den Vorwurf, Intel habe große europäische Handelskonzerne beeinflusst, damit sie keine Computer mit Chips des kleineren Rivalen AMD verkaufen, berichtete das "Wall Street Journal" am Mittwoch unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die neuen Anschuldigungen könnten an diesem Donnerstag öffentlich gemacht werden, hieß es in dem Bericht.

Die EU-Kommission führt bereits seit längerem ein Verfahren, bei dem sie die Wettbewerbspraktiken von Intel unter die Lupe nimmt. Die Behörde hatte im Februar europäische Büros von Intel und mehrerer Handelsunternehmen durchsuchen lassen. Sie ermittelt zu Werbezuschüssen für Handelspartner, die dann bevorzugt PCs mit Intel-Chip verkaufen. In Deutschland hat die EU-Kommission die zum Metro-Konzern gehörende Media-Saturn-Holding im Visier. Die EU-Kartellwächter prüfen auch Rabattzusagen für Computerhersteller, die sich im Gegenzug verpflichten, sich bei der Auswahl der Prozessoren vor allem bei Intel zu bedienen.

Hohe Strafen drohen

Intel beherrscht mit seinen Prozessoren mindestens drei Viertel des Marktes. AMD ist mit etwa 20 Prozent Marktanteil deutlich kleiner. Die Wettbewerbsermittlungen gehen auf Beschwerden von AMD zurück. Wenn die EU-Kommission zu dem Schluss kommt, dass Intel gegen Wettbewerbsregeln verstoßen hat, drohen hohe Strafen, die bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes ausmachen können.

Die Vertriebspraktiken von Intel stehen auch in anderen Ländern in der Kritik. In Südkorea wurde der Chipgigant Anfang Juni bereits zu einer Geldstrafe von 26 Milliarden Won [16 Mio. Euro] verurteilt, weil das Unternehmen mit rechtswidrigen Rabatten die Verbraucher davon abgehalten habe, Produkte von AMD zu kaufen. Zuvor hatte bereits die japanische "Fair Trade Commission" Intel wegen einer Verletzung der Kartellbestimmungen verwarnt.

(dpa)