Ehemalige Siemens-Vorstände belastet

Prozess
17.07.2008

Laut Angaben von Albrecht Schäfer, dem früheren obersten Korruptionsbekämpfer bei Siemens, haben mehrere Ex-Vorstände des Konzerns über Schwarzgeldkonten Bescheid gewusst.

Er selbst habe den früheren Chef der Sparte Com, Thomas Ganswindt, Ex-Finanzchef Heinz-Joachim Neubürger und den ehemaligen Personalvorstand Jürgen Radomski über die Existenz von Schwarzgeldkonten und fragwürdigen Beraterverträgen informiert, sagte Schäfer am Donnerstag im Strafprozess um den Schmiergeldskandal vor dem Landgericht München.

Trotz der regelmäßigen Berichte und Zwischenmeldungen habe der Vorstand nicht reagiert, so der Korruptionsbeauftragte. Ob der frühere Vorstandschef Heinrich von Pierer von seinen Vorstandskollegen über die Vorgänge unterrichtet worden sei, könne er nicht sagen.

Begrenzter Einfluss

In seiner Funktion habe er ohnehin nur begrenzte Einflussmöglichkeiten gehabt, betonte Schäfer. Eine wirksame Kontrolle der Einhaltung der Gesetze und unternehmensinternen Richtlinien sei angesichts seiner wenigen Mitarbeiter kaum möglich gewesen.

Er habe dem Vorstand aber durchaus Gegenmaßnahmen vorgeschlagen, sagte Schäfer. So sei er Ende 2004 an Com-Chef Ganswindt herangetreten und habe ihm die Kündigung sämtlicher Beraterverträge sowie eine eingehende Überprüfung der Vorgänge empfohlen. Passiert sei aber nichts.

Urteil Ende Juli

Angeklagt in dem Prozess ist ein früherer Manager der Siemens-Festnetzsparte ICN. Er hatte bereits zum Prozessbeginn den Aufbau schwarzer Kassen und die Abwicklung von Zahlungen über Tarnfirmen und fingierte Beraterverträge eingeräumt, aber beteuert, seine Vorgesetzten seien eingeweiht gewesen.

Insgesamt geht es im Siemens-Korruptionsskandal um 1,3 Milliarden Euro an dubiosen Zahlungen, die vermutlich als Schmiergeld im Ausland eingesetzt wurden.

(APA | Reuters | dpa)