Rudolf Fischer verlässt Telekom Austria

18.07.2008

Mitten in der brisanten Diskussion über einen Personalabbau muss sich die Telekom Austria einen neuen Festnetzchef suchen, denn Rudolf Fischer verlässt im Herbst den Konzern. Das berichtet die "Presse" in ihrer Wochenend-Ausgabe.

Die Telekom Austria [TA] wollte die Meldung vorerst nicht kommentieren. Fischer, der auch Stellvertreter von Konzernboss Boris Nemsic ist, meinte zur "Presse", er wolle "zum jetzigen Zeitpunkt" keine offizielle Stellungnahme abgeben.

Ausscheiden aus "persönlichen Gründen"

Fischer, dessen Vertrag noch bis April 2011 läuft, beende seine bei Alcatel Austria begonnene Telekom-Karriere "aus persönlichen Gründen", wird in Konzernkreisen betont. Im Gegensatz zu dem nicht ganz friktionsfreien Verhältnis zu Ex-TA-Chef Heinz Sundt sei die Zusammenarbeit mit Nemsic und Finanzchef Hans Tschuden gut gewesen.

Im Umfeld von Fischer wird ein Jobwechsel ausgeschlossen. Anders als vor zwei Jahren, als er sich für einen Vorstandsjob bei den ÖBB bewarb, habe der HTL- und Wirtschaftsuni-Absolvent keine Ambitionen.

Mögliche Nachfolger

Obwohl Fischers Pläne noch gar nicht offiziell sind, bringen sich dem Vernehmen nach schon Anwärter aus dem eigenen Haus in Position, schreibt die "Presse". Ambitionen werden etwa Gernot Schieszler nachgesagt. Fischers Finanzchef und Vize im Festnetz hat eine steile Karriere hinter sich. Vom Berater Czipin als Assistent des Finanzvorstands für den Börsengang im Jahr 2000 zur Telekom geholt, war der damals erst 30-Jährige dann für das Controlling verantwortlich. Der anerkannte Finanzexperte gilt als "Festnetzfan".

Auch Hannes Ametsreiter soll den Posten des Fesnetz-Chefs in Erwägung ziehen. Der Salzburger, dessen Karriere bei Procter & Gamble begann, kam 1996 zur mobilkom, wo er seither für Marketing verantwortlich ist. Seit der Konzernumstrukturierung im Jahr 2006 gehört er auch dem Vorstand der TA-Holding an und ist seit 1. Juli 2007 auch Marketingvorstand der Telekom Austria.

Brisanter Arbeitsplatzabbau

Die "Presse" berichtete zuvor, die Telekom Austria wolle noch heuer 1.000 ihrer insgesamt 9.000 Stellen abbauen. 2009 sollen weitere 500 bis 700 Mitarbeiter gehen.

Bei der Telekom Austria will man den kolportierten Abbau bisher weder bestätigen noch dementieren.

TA unter Druck

Die schwierige Situation, in der die TA steckt, dürfte bei den Überlegungen Fischers eine Rolle gespielt haben, meinen Insider. Das Festnetz verliert massiv Kunden - pro Monat im Schnitt 20.000. Im Mobilfunk, seit Jahren die Cashcow des Konzerns, fressen Marktsättigung und Preiskampf die Gewinnmargen. Gleichzeitig kostet der Markteintritt in Ländern wie Weißrussland, Mazedonien und Montenegro viel Geld.

Da zwei Drittel der 9.000 Beschäftigten im Festnetz unkündbare Beamte sind, sollten 2.500 von ihnen in einen Beamtenpool bei der ÖIAG ausgelagert werden. Da mangels Regierung weder der politische Konsens noch die notwendigen Gesetzesänderungen zustande kamen, liegt der Pool auf Eis. Stattdessen sollen mittels Sozialplans heuer bis zu 1.000, nächstes Jahr noch einmal bis zu 700 Beschäftigte zum Ausscheiden bewegt werden. Die Verhandlungen sollen bis spätestens Mitte August abgeschlossen sein.

Parallel dazu stehen Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe an: Die TA muss ihre traditionellen Kupferkabel durch eine moderne Glasfaser-Infrastruktur ersetzen, in der Datenpakete in wesentlich höherer Geschwindigkeit als bisher versendet werden können. Diese Netze der nächsten Generation können mit wesentlich weniger Personal gemanagt werden.

Aktie verliert an Wert

Der Druck spiegelt sich im Aktienkurs wider: Das TA-Papier hat seit Jahresbeginn rund ein Drittel an Wert eingebüßt.

(APA)