IPhone vs. HTC Touch im Praxistest
Mit großem Medienhype ist am 11. Juli das neue Apple-Handy iPhone 3G auf dem österreichischen Markt gelandet. Das Gerät vereint Telefon, Musikplayer und Surfstation in einem, ist jedoch nicht das einzige Smartphone auf dem Markt, das mit solchen Funktionen aufwartet. ORF.at verglich das iPhone 3G im Praxistest mit dem Touch Diamond von HTC und fand bei beiden Handys Vor- und Nachteile.
Der Formfaktor
Optisch bekam das iPhone 3G im Vergleich zu seinem Vorgänger einen abgerundeten Rücken in Schwarz bzw. Weiß [16 GB] verpasst und wurde eine Spur "dicker". Ansonsten änderte sich am Äußeren kaum etwas. Das HTC Touch Diamond ist eine Spur kleiner und eckiger, hat eine unebene Rückseite mit angedeutetem Diamantschliff und ist auch etwas leichter.
Beide Handys liegen gut in der Hand, für die Hosentasche ist das Touch Diamond aber eindeutig besser geeignet. Der Touchscreen mit einer Diagonale von 2,8 Zoll weist mit 640 mal 480 Pixeln zwar eine höhere Auflösung als das iPhone 3G [480 x 320] auf, was das deutlich größere 3,5-Zoll-Display beim Apple-Handy aber wieder wettmacht. Beide Bildschirme spiegeln, was beim iPhone aber weit weniger problematisch ist als beim HTC-Modell, das vor allem im hellen Sonnenlicht nur schwer zu bedienen ist.
Negativ wirken sich optisch bei beiden Geräten Fingerabdrücke und Flecken auf dem Touchscreen aus, die durch die Nutzungsweise ganz natürlich entstehen. Bei Apple wird dafür ein Mikrofasertuch mitgeliefert, HTC verzichtet auf dieses Zubehör.
Während Apple auf der Bedienoberfläche des iPhones außer dem Lautstärkeregler lediglich einen Knopf [die "Home"-Taste] angebracht hat, sind es bei HTC gleich fünf.
HTC Touch Diamond
Der HTC Touch Diamond misst 51 x 99 x 10,7 Millimeter und wiegt 110 Gramm.
Bedienung und Oberfläche
Die Hardware-Grundausstattung der beiden Geräte schafft sehr ähnliche Voraussetzungen: WLAN, UMTS bzw. HSDPA, GPS, integrierte Kamera [Videoaufzeichnung ist beim iPhone allerdings nicht möglich] und Musikplayer sowie ein Touchscreen. Während das iPhone unter einer verschlankten Version von Mac OS X läuft, setzt HTC beim Touch Diamond auf Windows Mobile 6.1 und legt mit TouchFLO 3D eine eigene Oberfläche zur Navigation mit den Fingern darüber.
Im Touchscreen-Vergleich schneidet dabei das iPhone mit seiner Multitouch-Technik eindeutig besser ab. Nicht nur dass hier mit zwei Fingern navigiert werden kann, sondern auch die Bewegung der einzelnen Elemente läuft viel flüssiger als beim Touch Diamond. Für die Navigation durch Windows Mobile ist der mitgelieferte Eingabestift auf jeden Fall notwendig.
Generell wirkt das iPhone von der Benutzeroberfläche her viel aufgeräumter und übersichtlicher als das Touch Diamond. Auf dem Startbildschirm gibt es Buttons für jede Anwendung, per "Home"-Button geht es wieder zurück. Hier muss beim HTC-Handy weitaus mehr geblättert werden.
Anwendungen und Verbindungen
Auch bei den vorinstallierten Anwendungen ähneln einander die beiden Testgeräte. Beide verfügen etwa über Google Maps, das in Kombination mit GPS sehr zielsicher und genau die aktuelle Location anzeigt und Wegbeschreibungen zu anderen Destinationen liefert. Diese sind beim iPhone wie beim HTC Touch für eine Orientierung vor einer Autofahrt durchaus nützlich, ersetzen aber kein Navigationssystem.
Für das mobile Surferlebnis sorgt beim iPhone Safari und bei HTC der mobile Opera-Browser [9.5]. Beide zeigten alle im Test angewählten Websites korrekt an. Besonders nützlich ist dabei die in beiden Geräten eingesetzte Kippfunktion - dreht man das Handy vom Hoch- ins Querformat, passt sich der Inhalt an, was nicht nur fürs mobile Surfen, sondern auch im Umgang mit Fotos sehr praktisch ist. Findet das iPhone einen WLAN-Accesspoint, wird das vor der Herstellung einer Verbindung angezeigt. Beim HTC Touch Diamond muss man das per Verbindungsmanager manuell erledigen.
Beide Smartphones kommen mit Bluetooth 2.0 an Bord, mit verschiedenen Funktionalitäten. Während man das Touch Diamond etwa als UMTS-Modem mit dem Notebook verbinden können soll, ist das beim iPhone nicht möglich. Die Funkverbindung ist hier einzig für ein Headset konfiguriert, auch Kontakte können darüber nicht verschickt werden.
App-Store für mehr Software
Mit Word, Excel, Powerpoint und Co. bietet HTC in puncto Software einiges, was Business-Nutzern entgegenkommt. Für das iPhone können via neu eingeführtem App-Store Zusatzanwendungen heruntergeladen werden, hier gibt es schon jetzt eine große Auswahl an kostenlosen und Bezahl-Downloads.
Beim Schreiben von SMS wird es auf dem HTC Touch Diamond etwas eng, ohne Eingabestift geht da nichts. Einen solchen wünscht man sich allerdings auch bei Apple in der SMS-Funktion, wo die Tastatur nur im Hochformat genutzt werden kann. Beim Webbrowsen ist die Tastatur auf dem iPhone im Querformat gut nutzbar, wenn man sich erst daran gewöhnt hat. Lange Texte wird man dennoch nicht darauf verfassen.
Das iPhone 3G
Das iPhone 3G misst 62,1 x 115,5 x 12,3 Millimeter und wiegt 133 Gramm.
Musikplayer
Bei der Tonqualität der integrierten Musikplayer schneiden beide Geräte mit einem Zufriedenstellend ab. Die Bedienung wird beim iPhone ganz iPod-like abgewickelt, auch HTC hat sich beim eigenen Player einiges davon abgeschaut, inklusive der Blätterfunktion durch Albumcover. Zusätzlich ist der Windows Media Player an Bord.
Zur Lautstärkeregelung haben beide Geräte externe Buttons am linken oberen Seitenrand, unterstützt werden die gängigen Dateiformate MP3, AAC und WAV - das iPhone setzt zusätzlich auf Audible und AIFF, HTC auf WMA.
Jeden Tag Akku laden
Auch bei der Akkulaufzeit fällt das Ergebnis ziemlich ähnlich aus. Bei intensiver Nutzung samt Telefonieren, Musikhören und Internet-Nutzung muss man beide Geräte nach einem Tag wieder aufladen. Nachteil des iPhones bleibt dabei weiterhin der fest verbaute Akku, der nur im Service ausgetauscht werden kann.
Das Fazit
Das iPhone 3G ist sicher das bedienungsfreundlichere Gerät, weil die Nutzung sehr intuitiv angelegt ist. Beim HTC Touch Diamond muss man auf jeden Fall mehr in die Tiefe gehen, um alle Einstellungen und Verbindungen zu durchblicken, dafür bietet das Gerät deutlich mehr Inhalte für Business-Anwender. Die Verknüpfung von Windows Mobile und der darüber gelegten Touch-FLO-3D-Oberfläche konnte im Test nicht wirklich überzeugen, weil es oft zu längeren Reaktionszeiten kam. Bereits das Hochfahren des Geräts nimmt deutlich mehr Zeit in Anspruch als beim iPhone.
Für den Lifestlye-Nutzer, der unterwegs mal seine Mails checken und ein bisschen Musik hören will, ist das iPhone 3G sicherlich eine gute Lösung. Der HTC Touch Diamond ist eindeutig auf anspruchsvollere Nutzer gemünzt.
Unablässlich ist bei beiden Geräten ein Datentarif, denn die vielen Widgets und kleinen Programme laden ständig Daten nach, was natürlich ausgeschaltet werden kann, aber den Spaß mit den Geräten deutlich mindert.
Preise und Tarife
Das HTC Touch Diamond [4GB] ist in Österreich ohne Vertrag für 599 Euro erhältlich, T-Mobile bietet das Handy als MDA Compact IV ab 199 Euro an, bei der mobilkom kommt das Gerät Mitte August ins Portfolio. Das iPhone 3G wird derzeit nur von T-Mobile und One als acht- und 16-GB-Version ab 99 Euro je nach Tarifklasse angeboten.
(futurezone | Nayla Haddad)