Kein freies Netz für Journalisten

China
27.07.2008

Die internationalen Journalisten haben entgegen früherer Zusagen der Olympia-Organisatoren in Peking doch keinen freien Zugang zum Internet.

Die Websites von internationalen Menschenrechtsgruppen und China-kritische Seiten waren am Sonntag selbst im Hauptpressezentrum [MPC] gesperrt. Auf Klagen von Journalisten sprach der Medienchef des Pekinger Organisationskomitees Sun Weijia nur von "individuellen Problemen", berichtet die deutsche Nachrichtenagentur dpa.

Obwohl zum Beispiel der chinesische Internet-Dienst der Deutschen Welle und das Angebot des US-amerikanischen Senders Radio Free Asia gesperrt waren, sagte Sun Weijia: "Ich glaube nicht, dass es irgendwelche Probleme gibt, sich mit Medienwebsites zu verbinden." Journalisten klagten auch, das zum Teil zwar Medienseiten aufgerufen werden könnten, aber einzelne Berichte dennoch blockiert seien.

Die weit gehende Internet-Zensur, die in China landesweit üblich ist, erstreckte sich im Pressezentrum auf die allgemeinen Arbeitsräume für die Journalisten, die drahtlosen Netzwerke und das kostenlose Internet-Cafe. "Es ist hier genauso wie bei mir zu Hause und an anderen Orten in China", sagte eine Mitarbeiterin. Die Zensur in China sperrt u. a. Seiten von Amnesty International, Human Rights in China und der katholischen Nachrichtenagentur Asianews, die auch über die Untergrundkirche in China berichtet.

IOC versprach freien Zugang

Im April hatte der für die Presse zuständige Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees [IOC], Kevin Gosper, in Peking nach eigenen Angaben noch die Zusicherung erhalten, dass zumindest die mehr als 5.000 beim IOC akkreditierten Journalisten im Pressezentrum freien Zugang zum Internet haben werden. Fraglich war damals nur, ob das auch für die Hotels und andere Unterkünfte der Journalisten gelten würde. China verteidigt seine Zensur immer mit dem Hinweis, dass es in anderen Länder auch Sperren im Internet gegen "ungesunde Inhalte" gebe.

China überholte gerade mit 253 Millionen Nutzern die USA als größte Internet-Gemeinde. Aus Rücksicht auf ihre Marktchancen in China zensieren sich große internationale Suchmaschinen wie Google und Yahoo in China selbst und filtern Suchinhalte, die von Chinas Behörden als politisch heikel betrachtet werden. Versucht ein Internet-Nutzer eine gesperrte Seite aufzurufen und greift die Blockade, wird meist für kurze Zeit auch jede andere Suche gesperrt, selbst wenn keine zensierten Inhalte gesucht werden.

(dpa)