FCC-Rüge für Comcast erwartet
Laut einem Zeitungsbericht wird sich die US-Regulierungsbehörde FCC diese Woche im Fall Comcast demonstrativ für die Netzneutralität aussprechen.
Drosselung des Netz-Zugangs unzulässig
Laut einem Bericht des "Wall Street Journal" ["WSJ"] vom Montag, in dem sich das Blatt auf interne Quellen der FCC beruft, wird die FCC am Freitag bekanntgeben, dass der US-Großprovider Comcast unrechtmäßig den BitTorrent-Datenfluss in seinem Netzwerk verlangsamt hat. Bei einer Sitzung am Freitag habe sich die Mehrheit der fünf FCC-Vorstände für ein Vorgehen gegen Comcast ausgesprochen.
Comcast hatte erst im Februar 2008 offiziell zugegeben, in den P2P-Datenverkehr seiner Kunden eingegriffen zu haben. Comcasts Kunden hatten erstmals im vergangenen Sommer festgestellt, dass ihre BitTorrent-Downloads plötzlich sehr langsam wurden oder sogar komplett abbrachen.
Das Unternehmen habe damit gegen staatliche Regulierungsgrundsätze verstoßen, zitiert das "WSJ" seine Informanten. FCC-Chef Kevin J. Martin hatte in den vergangenen Wochen bereits durchblicken lassen, dass er Comcast für die Verletzung der Netzneutralität abstrafen werde. Ein Bußgeld müsse Comcast allerdings nicht zahlen, da der Konzern schon im Vorfeld seine Praktiken abgestellt habe.
Standortfaktor Netzneutralität
Laut "WSJ" ist trotzdem zu erwarten, dass Comcast gegen die Regulierung durch die FCC klagen werde. Das Blatt zitiert eine Sprecherin des Unternehmens, der zufolge Comcast sich immer noch im Recht sieht.
Internet-Konzerne wie Google und eBay sowie US-Bürgerrechtsgruppen haben sich dagegen ausgesprochen, dass Provider gegen die Netzneutralität verstoßen. Sie befürchten, dass die Netzbetreiber bei Wegfall des Gleichbehandlungsprinzips Wegezoll für bestimmte Anwendungen erheben oder eigene Produkte bevorzugen könnten. So könnte ein Netzbetreiber beispielsweise im eigenen System den eigenen Videodienst gegenüber Konkurrenzprodukten bevorzugen oder Newcomer gezielt ausbremsen.
Filesharing-Protokolle auszusperren dürfte auch kontraproduktiv für die Provider selbst sein, da zunehmend legaler Datenverkehr über diese Protokolle läuft. Ende März hat sich Comcast mit dem Anbieter BitTorrent über eine Netzwerkmanagementlösung verständigt, die P2P-Protokolle nicht mehr benachteiligen solle.