US-Investor übernimmt Mehrheit an SEN
Der Technologiekonzern Siemens gibt die Mehrheit an seiner lange zum Verkauf stehenden Telefonanlagensparte SEN an den US-Finanzinvestor The Gores Group ab. In Österreich hat SEN rund 400 Mitarbeiter.
Siemens und Gores gründen eine Gemeinschaftsfirma, an der das Münchner Unternehmen noch 49 Prozent halten wird, wie Siemens am Dienstag mitteilte.
Die Mehrheit und die operative Führung lägen bei den Amerikanern, die ihre Töchter Enterasys und SER Solutions einbrächten. Beide Partner gäben der gemeinsamen Tochter noch eine Geldspritze von jeweils 175 Millionen Euro. Siemens werde SEN zudem schuldenfrei übergeben, was im laufenden Quartal einen "erheblichen finanziellen Einfluss" auf die Konzernbilanz haben werde.
Auswirkungen auf die Bilanz
Siemens-Finanzchef Joe Kaeser schloss nicht aus, dass der Verlust aus der Transaktion im hohen dreistelligen Millionenbereich liegen könnte. Damit dürfte die Mitgift für die verlustreiche SEN den Siemens-Gewinn im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2007/08 neben den Kosten für den Jobabbau weiter schmälern.
Siemens hatte im Februar den Abbau von weltweit 6.800 Arbeitsplätzen in der Sparte bekanntgegeben. 2007 hatte SEN rund 600 Millionen Euro Verlust gemacht. Weltweit hatte SEN Anfang 2008 17.600 Mitarbeiter. In Österreich hat SEN rund 400 Mitarbeiter, die hauptsächlich in Service und Vertrieb beschäftigt sind.
"Wir haben sehr großen Wert darauf gelegt, das Unternehmen finanziell so auszustatten, um auch unter widrigen Bedingungen Stabilität zu gewährleisten", sagte Kaeser. Er stellte in Aussicht, dass sich Siemens auf längere Sicht aus dem Gemeinschaftsunternehmen zurückziehen werde. "Siemens begleitet den Ausstieg bei SEN durch seinen 49-prozentigen Anteil am Joint Venture. An die strategische Konsolidierung der Branche glauben wir aber weiter."
Die Gores Group hat schon in mehrere Unternehmen aus dem Kommunikationsbereich investiert, darunter in den Call-Center-Spezialisten SER und den VoIP- und Messaging-Experten Intelliverse. Mit beiden Konzernen soll SEN in Zukunft zusammenarbeiten, so Siemens-Finanzchef Joe Kaeser auf der Pressekonferenz am Dienstag in München.
Die Gores Group wurde von dem Selfmade-Milliardär Alec Gores gegründet, der derzeit mit einem geschätzten Vermögen von 1,5 Milliarden US-Dollar auf Platz 785 der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt liegt. Alec Gores verwaltet zwei Investitionsfonds.
(Reuters | futurezone)