3.000 britische Reisepässe gestohlen

chip inside
29.07.2008

Bei einem Überfall in England sind 3.000 nagelneue Blankopässe des Vereinigten Königreichs samt Visa gestohlen worden.

Die Dokumente, die auf dem Schwarzmarkt umgerechnet mehr als drei Millionen Euro wert sind, könnten nach Überzeugung von Sicherheitsexperten im Ausland zu Betrugsdelikten und zur Verschleierung der Identität von Verbrechern missbraucht werden. Die Polizei leitete eine umfangreiche Fahndung ein. Zugleich ordneten die Behörden am Dienstag eine Untersuchung an, die klären soll, wieso es für die Verbrecher so einfach war, die Pässe und Visa an sich zu bringen.

Nach Polizeiangaben wurden die Dokumente Montagfrüh aus dem Lieferwagen einer Sicherheitsfirma entwendet. Kurz nachdem der Wagen die Pässe bei der Dokumentendruckerei in Oldham bei Manchester abgeholt hatte, hielt der Fahrer bei einer Trafik an, um sich eine Zeitung zu kaufen. In diesem Moment überwältigten die Täter den Beifahrer, stießen ihn aus dem Wagen und brachten das Fahrzeug in ihre Gewalt.

Außenministerium spielt Vorfall herunter

Eine Vertreterin des Außenministeriums in London räumte ein, dass ein "schwerwiegender Verstoß gegen Sicherheitsbestimmungen" den Raub ermöglicht habe. Die Pässe seien für Fälscher aber praktisch wertlos, da sie moderne Sicherheitschips hätten, in denen die Daten der Passinhaber elektronisch eingetragen werden müssten. Bei einer Prüfung würde auffallen, dass die Eintragungen in den Ausweispapiere nicht auch auf dem Chip enthalten sind.

In den vergangenen jahren fanden zudem Hacker immer wieder Wege, um die Reisepass-Chips zu "knacken".

Experten warnen vor Missbrauch

Sicherheitsexperten erklärten hingegen, die Pässe könnten in etlichen Ländern ohne moderne Prüfmöglichkeiten zum Beispiel zur Eröffnung von Bankkonten unter falschem Namen verwendet werden.

"Es gibt da draußen Leute, die können in diese Pässe sehr echt wirkend Namen und Daten hineindrucken", sagte Steve Beecroft, ein Sicherheitsexperte, der das britische Innenministerium berät. Bei einer Einreise nach Großbritannien würden die Fälschungen an der Grenze zwar erkannt werden. In vielen Ländern und Institutionen gebe es solche Möglichkeiten jedoch nicht.

Die Pässe sollten eigentlich von der Druckerei zum Luftwaffenflugplatz Northolt bei London gebracht und von dort zu britischen Botschaften in mehreren Ländern geflogen werden.

Datenverluste in Großbritannien

Nach Bekanntwerden des Raubes gerieten die zuständigen Behörden in die Kritik. Dabei wurde auch darauf verwiesen, dass britische Behörden in letzter Zeit mehrfach Datenträger mit personenbezogenen Angaben von Millionen von Bürgern abhandengekommen waren.

(dpa)