Behörde setzt Comcast unter Druck

USA
01.08.2008

Die US-Regulierungsbehörde FCC hat sich für die Netzneutralität ausgesprochen und den Internet-Anbieter Comcast aufgefordert, die Drosselung des P2P-Verkehrs in seinem Netzwerk künftig zu unterlassen.

Comcast habe unrechtmäßig den Datenfluss in seinem Netzwerk verlangsamt und gegen staatliche Regulierungsgrundsätze verstoßen, teilte die Federal Communications Commission [FCC] am Freitag mit.

Das Vorgehen des Internet-Anbieters verstoße gegen das Prinzip des offenen Internets. Die FCC forderte Comcast auf, künftig den P2P-Verkehr in seinem Netzwerk nicht mehr zu behindern.

Die Behörde wies Comcast auch an, Details über seine Netzwerkmanagement-Techniken offenzulegen.

Comcast hatte im Februar zugegeben, in den P2P-Datenverkehr seiner Kunden eingegriffen zu haben. Comcasts Kunden hatten erstmals im vergangenen Sommer festgestellt, dass ihre BitTorrent-Downloads plötzlich sehr langsam wurden oder sogar komplett abbrachen.

Knappe Entscheidung

Der FCC-Vorstand sprach sich mit drei zu zwei Stimmen für ein Vorgehen gegen Comcast aus. Von einer Strafe für den Internet-Anbieter sah die Regulierungsbehörde jedoch ab.

Comcast teilte in einem Statement mit, dass es über die Entscheidung der FCC enttäuscht sei und rechtliche Schritte gegen den Spruch prüfe.

Debatte über Netzneutralität

Die Vorgangsweise des Internet-Anbieters hatte in den USA die Debatte über die Netzneutralität entfacht.

Die Netzneutralität soll gewährleisten, dass die Daten aller Anbieter gleichberechtigt transportiert werden. Das Prinzip der Netzneutralität wird von großen US-Telekomkonzernen seit einigen Jahren infrage gestellt.

Wegzoll für bestimmte Anwendungen

Internet-Konzerne wie Google und eBay sowie US-Bürgerrechtsgruppen haben sich dagegen ausgesprochen, dass Provider gegen die Netzneutralität verstoßen. Sie befürchten, dass die Netzbetreiber bei Wegfall des Gleichbehandlungsprinzips Wegzoll für bestimmte Anwendungen erheben oder eigene Produkte bevorzugen könnten. So könnte ein Netzbetreiber beispielsweise im eigenen System den eigenen Videodienst gegenüber Konkurrenzprodukten bevorzugen oder Newcomer gezielt ausbremsen.

Filesharing-Protokolle auszusperren dürfte auch kontraproduktiv für die Provider selbst sein, da zunehmend legaler Datenverkehr über diese Protokolle läuft. Ende März hatte sich Comcast mit dem Anbieter BitTorrent über eine Netzwerkmanagementlösung verständigt, die P2P-Protokolle nicht mehr benachteiligen solle.

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(futurezone | AP | Reuters)