Mini-Note: Der Kleine mit der großen Klappe
Das Mini-Note 2133 von Hewlett-Packard ist der Erwachsene unter den Eee-PC-Konkurrenten. Seine Stärke ist die hervorragende Tastatur, seine größte Schwäche ist der Preis. Denn die Konkurrenz auf dem Markt für Mini-Notebooks wird immer härter.
Nicholas Negropontes Projekt, einen 100-Dollar-Laptop unters Volk zu bringen, wurde in jüngster Zeit ja gerne mit gebleckten Zähnen belächelt, zu langsam und zu spät tauchten die Geräte auf, die dann auch noch teurer waren als beabsichtigt.
Dabei übersehen die hämischen Kritiker jedoch nur allzu gern, dass ohne den OLPC-XO Intel wohl niemand so schnell auf die Idee gekommen wäre, mit dem Classmate PC ein Gegenprodukt anzubieten, aus dem dann wiederum der Eee PC von Asus hervorging.
Der Eee PC schuf eine Geräteklasse, mit der mobiles Rechnen erstmals günstig wird und die es vorher nur in Form von Geräten wie Toshibas Libretto gegeben hatte - zu prohibitiv hohen Preisen.
Business-Computer im Kleinformat
In diesem Kontext ist das Auftauchen des Mini-Note von Hewlett-Packard zu verstehen, einer Maschine, deren Kauf in der vorliegenden Ausstattung vor, sagen wir, zwei Jahren, das Konto des Interessenten noch um 1.500 Euro erleichtert hätte. Auch im Marktsegment kompakter Business-Notebooks wird der Wettbewerb damit härter. Der HP Mini-Note 2133 kostet in der getesteten [teuersten] Version, die ab Ende August in Österreich verfügbar sein soll, 629 Euro. HP gibt ein Jahr Abholgarantie auf Gerät und Akku.
In dieser Preisklasse bekommt man auch leistungsfähigere Notebooks, die allerdings längst nicht so kompakt sind. Betrachtet man die Preise von Lifestyle-Gadgets, die längst nicht so flexibel und nützlich sind wie ein kompakter Mobilcomputer, dann erscheint das Mini-Note wieder günstiger: Ein iPod Touch mit 32 GB Speicher schlägt schon mit 459 Euro zu Buche.
Im Umfeld der Mini-Notebooks wird sich der kleine HP auf den ersten Blick schwertun. Derzeit nähert sich der Preis des Eee PC 701 auch schon im besseren Fachhandel der 200-Euro-Grenze, und das Acer Aspire One A150L mit Atom-Prozessor ist schon für rund 360 Euro zu haben. Der Eee PC 901 mit Atom-Prozessor und SSD-Massenspeicher, der Mitte August 2008 auf dem Markt erscheinen soll, wird 379 Euro kosten.
Größenvergleich. Links: Eee PC 701; Rechts: HP Mini-Note 2133
Konfigurationen und Preise
Das Mini-Note 2133 gibt es in drei Hard- und Software-Konfigurationsvarianten, wobei "C" die teuerste, "B" die mittlere und "A" die günstigste Variante bezeichnet. HP lieh uns für den Test einen 2133 "C" mit folgender Ausstattung: VIA C7-M ULV-Prozessor mit 1,6 GHz Taktfrequenz, 2 GB RAM, Sechszellenakku, 120 GB HDD, Bluetooth und einer Bildschirmauflösung von 1.280 x 768 Pixel bei einer Display-Diagonale von 8,9". Listenpreis inklusive Mehrwertsteuer: 629 Euro. Als Betriebssystem hatte HP Windows XP Professional aufgespielt. Ausgeliefert wird es mit Vista Business und XP, so dass sich der User für das von ihm bevorzugte Windows entscheiden kann.
Die mittlere Konfiguration des 2133 ["B"], die für 499 Euro [inkl. MwSt.] auch in österreichischen Elektromärkten wie Niedermayer verkauft werden soll, kommt mit Vista Home Basic, einer Bildschirmauflösung von 1024 x 600, 1 GB RAM, 1,2-GHz-Prozessor von VIA und Dreizellenakku. Bluetooth ist hier bereits nicht mehr verfügbar.
Die günstigste Variante des 2133 wird mit Novell SuSE Linux ausgeliefert und kostet 399 Euro [inkl. MwSt.]. Die Hardware-Ausstattung ist mit jener der mittleren Konfiguration identisch, allerdings stecken nur 512 MB RAM in diesem Gerät.
Alle drei Varianten des Mini-Note verfügen über 120-GB-Festplatten, Gigabit-Ethernet-Anschluss, WLAN-Modul von Broadcom [802.11 a,b,g], zwei USB-2.0-Anschlüsse, Mini-Klinken-Buchsen für Audio-in und -out [analog], einen SD/SDHC-Card-Slot sowie einen analogen VGA-Ausgang und - für Mini-Notebooks ungewöhnlich - einen Express-Card-54-Schacht. Oberhalb des Displays sind eine VGA-Webcam und ein Stereo-Mikrofon für Videochats montiert.
Die Festplatten verfügen über einen 3D-Beschleunigungssensor [DriveGuard] und können bis zu einer Größe von 160 GB bestellt werden. Das DDR2-667-RAM kann bis maximal zwei GB ausgebaut werden. Über ein Kensington-Lock kann das Mini-Note vor Diebstahl gesichert werden.
Was fehlt, ist eine eingebaute UMTS-Antenne. Die 3G-Mobilfunkfähigkeit kann jedoch leicht über Express Card oder USB-Modem nachgerüstet werden. Auch auf ein herkömmliches Modem verzichteten die HP-Ingenieure.
Gehäuse
Das Gehäuse des in China hergestellten Mini-Note misst 26 x 16,5 x drei [min] bzw. sechs [max] cm. Die Oberfläche besteht aus Aluminium und macht einen hochwertigen Eindruck. Die Tasten sind aus Plastik gefertigt und an der Oberfläche glatt. Mit Sechszellenakku wiegt das Mini-Note rund 1,5 Kilo. Mit Dreizellenakku soll es, laut Angaben von HP, 1,2 Kilo auf die Waage bringen.
Der Nutzer aktiviert das Notebook, indem er den entsprechenden Schiebeschalter vorne links am Gehäuse betätigt. Der Schalter hat eine blaue Status-LED integriert, die im Standby-Modus blinkt. Rechts daneben gibt es eine HDD-Statusleuchte, weiter rechts einen weiteren Schiebeschalter mit blau/roter Statusleuchte, mit dem das WLAN-Modul aktiviert oder deaktiviert werden kann.
An der linken Gehäuseseite finden sich VGA-Buchse, Lüfterschlitze, USB-2-Anschluss sowie Audio-in- und Audio-out-Buchsen. An der rechten Gehäuseseite sind die Sicherung für das Kensington-Schloss, der Netzanschluss, der Gigabyte-Ethernet-Anschluss, die zweite USB-2-Buchse, der SD/SDHC-Card-Slot und der Einschub für Express-Cards [54mm].
Die Konstruktionsfehler
Das Display lässt sich, ähnlich wie bei MacBooks, konstruktionsbedingt nicht so weit nach hinten kippen, wie es zuweilen nötig wäre - vor allem dann, wenn der Sechszellenakku installiert ist, der das Gehäuse zwar in angenehme Schreibposition leicht nach vorne kippt, aber auch unten drei Zentimeter hervorsteht. Der Akku hat - ein vorteilhaftes Detail - eine Taste, über deren Betätigung sich der User über vier LEDs den aktuellen Ladezustand anzeigen lassen kann, auch wenn er nicht eingelegt ist.
Im Test fielen zwei unangenehme Details auf. Das Display schnappt zwar fest zu, lässt sich aber nicht verriegeln. Außerdem hinterlässt die leicht nach oben gewölbte Tastatur feine Abdruckslinien auf dem Display. Nutzer älterer Apple-Notebooks kennen das Phänomen. Es schadet nicht, das mitgelieferte Schaumstoffblatt auch im Alltag zwischen Tastatur und Display zu legen.
Links oben: Eee PC 701. Rechts hinten: HP Mini-Note. Die Tastatur des Eee PC 701 misst 21 x 8 cm, jene des HP 25,3 x 10 cm. Während man beim schnellen Tippen auf dem Eee PC häufig eine der Cursortasten statt der rechten Shift-Taste versehentlich bedient, kann das beim HP nicht so schnell passieren.
==Benutzerschnittstelle==
Der größte Trumpf des kleinen HP ist sicherlich das Keyboard. Die Tasten sind zwar etwas kleiner als bei einer normalen Notebook-Tastatur, aber das fällt im Betrieb nicht auf. Der Druckpunkt ist klar spürbar, das Keyboard biegt sich nicht durch. Wichtige Tasten wie Return und die Umschalttaste sind groß genug, der Cursorblock ist leicht abgesetzt. Die meisten Tasten des HP messen 1,7 x 1,6 cm. Die Pendants auf dem Eee PC 701 lediglich 1,5 x 1,2 cm.
Für den Alltagsgebrauch bedeutet das, dass auch Vielschreiber auf dem HP im Zehnfingersystem schnell und sicher tippen können, auf dem Eee PC hingegen nicht. Sogar über eine winzige Caps-Lock-Statusanzeige verfügt das Mini-Note.
Das Trackpad misst sechs x drei cm. Es hat auf der rechten Seite eine Scrollzone, die sich allerdings im Test als überraschend unempfindlich erwies. Die Trackpad-Tasten sind solide ausgeführt und bieten einen sehr klaren Druckpunkt. Um der Tastatur mehr Raum zu geben, mussten die HP-Gestalter sie allerdings links und rechts des Trackpads anordnen. Das zwingt den Nutzer zu Beginn zu ungewöhnlicher Fingergymnastik. Über dem Trackpad befindet sich eine Taste, mit der bei Präsentationen der externe Monitor oder Beamer aktiviert werden kann.
Der Widescreen-Bildschirm misst in der Diagonale 8,9". Er kommt bedauerlicherweise in "Glossy"-Ausführung daher, so dass der Nutzer trotz der hellen und gleichmäßigen Ausleuchtung zuweilen von Spiegelungen gestört wird. Laut HP ist der Bildschirm kratzfest beschichtet. Die Lautsprecher, die links und rechts seitlich des Displays angeordnet sind, werden Musikfreunde nicht zufriedenstellen, zum Genuss von Video-Tonspuren und zum Anhören von Podcasts reichen sie jedoch aus.
Bildschirmauflösungen
Das getestete "C"-Modell bringt folgende Auflösungsmodi in 32 Bit Farbtiefe für externe Bildschirme mit: 800x600, 1024x600, 1024x768, 1280x720 und 1280x768.
Oben: Eee PC 701. Unten: HP Mini-Note 2133. Der Sechszellenakku des HP steht drei Zentimeter vom Gehäuse ab. Er beeinträchtigt zwar das schlanke Design, ist aber für den Betrieb unterwegs unabdingbar.
==Leistung und Emissionen==
Mit Windows XP Professional und 2 GB RAM bootet das Mini-Note in insgesamt 35 Sekunden. Die Leistung bei der Textverarbeitung unter OpenOffice 2.4 und bei der Verwendung von Firefox 3.01 lässt nichts zu wünschen übrig. Allenfalls beim schnellen Scrollen durch Dokumente ist ein Ruckeln sichtbar.
Nach etwa 15 Minuten Betrieb wird das Gehäuse vorne links bereits heiß. Spätestens dann springt auch der eingebaute Lüfter an. Im Gegensatz zu dem kreischenden Radauquirl, der im Eee PC verbaut wurde, ist der Lüfter im HP gut gelagert. Dadurch, dass er zwar laut, aber wenigstens konstant rauscht, lässt er sich mental gut ausblenden. Die Hitachi-Festplatte gibt zuweilen hochfrequente Geräusche von sich, die in sehr stillen Zimmern durchaus hörbar sind.
Die Laufzeit des Sechszellenakkus wird von HP mit "bis zu vier Stunden und 30 Minuten" angegeben. Bei maximaler Bildschirmhelligkeit und aktivem WLAN sind dreieinhalb bis vier Stunden im normalen Surf- und Bürobetrieb realistisch.
Härtetest mit Lightroom
Um das Mini-Note an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit zu bringen, installierten wir eine Testversion des leistungshungrigen RAW-Konverters und Bildverwalters Adobe Lightroom 2.0 und importierten eine Testreihe von 35 RAW-Bildern aus der Pentax K100 Super [sechs Megapixel]. Der Import von der SDHC-Karte ging sehr zügig - auch nicht langsamer als auf dem Referenz-Notebook, einem HP 6400nc mit 2,0-GHz-Core2Duo, 2 GB RAM und Intel-GMA-950-Grafik. Beim Export der Bilder als JPEGs in Kompressionsstufe 60 bei voller Auflösung ließ sich das Mini-Note 540 Sekunden Zeit. Das HP 6400nc brauchte dafür nur 80 Sekunden.
Auch bei der Berechnung der Vollbildansicht ließ sich das Mini-Note mit seinem Grafikchip vom Typ VIA Chrome 9 HC viel Zeit. Je nach Bild brauchte es 15 bis 20 Sekunden, um die Vorschau in voller Größe zu rendern. Auf dem 6400nc dauert das maximal drei Sekunden. Durch den Bildbestand mit den kleineren Vorschaubildern navigiert man aber auch auf dem Mini-Note recht flüssig. IrfanView zappt im Vollbildmodus gewohnt fix durch die Verzeichnisse.
Durch die hohe Auflösung des Mini-Note-Topmodells war Lightroom 2.0 mit seiner komplexen Benutzerschnittstelle aber durchaus gut bedienbar. Eine spätere Version des Rechners mit schnellerem Prozessor-Grafik-Gespann könnte als kompakter Image-Tank für unterwegs sehr gute Dienste für Fotografen leisten.
Mit in der Schachtel
Außer dem Rechner, dem Akku und dem Netzteil packte HP lediglich noch Garantieunterlagen in die Schachtel. Zum Erstellen einer Recovery Disk empfiehlt sich der Einsatz eines externen DVD-Brenners oder einer externen Festplatte.
An Software liegt ein Backup-Programm von HP mit auf der Platte, mit dem auch die System-Sicherheitskopie angefertigt werden kann. Als CD-Brennprogramm kommt Roxio Creator 9 mit. Laut HP-Datenblatt soll auch Norton Internet Security mitgeliefert werden. Auf unserem Testgerät war sie aber nicht zu finden.
Peripherie
Notebooks leiden zuweilen daran, dass sie an den USB-Anschlüssen nicht genügend Spannung bereitstellen, weswegen zuweilen mobile Festplatten und anderes Zubehör nicht starten will.
Nicht so das Mini-Note, das sowohl einen externen DVD-Brenner von LaCie auf Anhieb erkannte und über einzelne USB-Kabel betreiben konnte, als auch eine 250-GB-3,5"-Platte von Fujitsu Siemens, die am Eee PC 701 nur unter Zuhilfenahme eines zweiten USB-Kabels zur Energieversorgung anspringen mochte.
Eher klobig ist dagegen das mitgelieferte Netzteil [65 W] inklusive Kabelsalat. Das Netzgerät des Eee PC ist insgesamt kompakter und orientiert sich gestalterisch an den praktischen Vorbildern von Apple.
Abmessungen Netzteil MiniNote [l.]: 10,5 x 4 x 2 cm
Abmessungen Netzteil Eee PC 701 [r.]: 7,5 x 6 x 3 cm
==Fazit==
Hätte HP das Mini-Note zu den vorgeschlagenen Preisen vor einem Jahr auf den Markt gebracht, wäre es ein sicherer Hit gewesen. So tritt es allerdings recht spät in Konkurrenz zu den billigeren Geräten von Asus, Medion, MSI und Acer. Der Eee PC 701 hat seine Fangemeinde nicht zu unrecht, seine Kombination aus Low-Cost-Charme und solide eingerichtetem Xandros-Linux machen ihn zu einer Art Klassiker, wenngleich die kleine Tastatur und die viel zu kurze Akkulaufzeit den Spaß am Gerät zuweilen schmälern.
Das Mini-Note 2133 tritt allerdings nicht in direkte Konkurrenz zur kleinsten Eee-PC-Klasse. Sein Problem ist anderer Natur. Der Nutzer erfreut sich an seiner hervorragenden Tastatur und dem sehr guten Bildschirm und erwartet von ihm unwillkürlich die Leistung eines "erwachsenen" Notebooks. Hier aber enttäuscht der VIA-Prozessor. Schade auch, dass sich HP nicht dazu entschließen konnte, wenigstens noch der günstigeren Windows-Variante den größeren Akku zu spendieren. Der separat erhältliche Sechszellenakku kostet immerhin 99 Euro.
Dreieinhalb Stunden lang sollte ein kompaktes Notebook schon laufen. Die von HP selbst für den Dreizellenakku angegebenen zweieinviertel Stunden sind zu wenig. Auch dass die Linux-Version demonstrativ auf ein Minimum an Hardware beschränkt wurde, ist kein positives Signal. Gerade der erste Eee PC hatte gezeigt, wie gut und zuverlässig Linux auf einem Mini-Notebook laufen kann.
Vom Formfaktor her ist HP auf dem richtigen Weg. Tastatur und Bildschirm sind sehr gut und empfehlen das Mini-Note für ernsthafte Anwender im mobilen Einsatz von Office-Software. Wer viel unterwegs ist und viel schreibt, für den rentiert sich schon jetzt jeder zusätzliche Cent, der gegenüber den Asus- und Medion-Geräten in den HP investiert ist. Und im Vergleich mit dem MacBook Air [1.699 Euro], das trotz allen Charmes im Gebrauchswert letztlich geringer einzuschätzen ist als das Mini-Note, ist das HP-Gerät ein Schnäppchen.
Wenn es HP gelingt, der Serie mehr Leistung bei geringerem Betriebsgeräusch abzuringen, haben die Mini-Notes eine aussichtsreiche Zukunft vor sich. In den einschlägigen Gerüchte-Weblogs wird schon über eine Atom-Version des Geräts spekuliert. Von den ersten drei Mini-Notes empfiehlt sich für den ernsthaften Anwender bis dahin nur die teuerste Version.
(futurezone | Günter Hack)