D: Datendieb stellt sich der Polizei
Im Skandal um die unerlaubte Weitergabe von Kontodaten Tausender deutscher Konsumenten hat sich der mutmaßliche Datendieb der Polizei gestellt.
Der Mann habe bei der Polizei in Hannover eine Aussage gemacht, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach am Freitag. Einzelheiten seien aber noch nicht bekannt, da die Abschrift der Aussage erst am Nachmittag in Mönchengladbach eingetroffen sei und noch ausgewertet werden müsse.
Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung hat der Mann zwölf Jahre lang im Geschäft mit Telefonwerbung gearbeitet. Vor zwei Jahren habe er Kundendaten der Süddeutschen Klassenlotterie auf CD gebrannt.
2,5 Mio. Datensätze
"Es waren bis zu 2,5 Millionen Datensätze - ich habe sie dreimal verkauft", zitierte die Zeitung den mutmaßlichen Dieb. Aus den Daten seien dann die 17.000 Datensätze mit Kontoverbindungen gefiltert worden.
Den Skandal ins Rollen gebracht hatte eine CD mit persönlichen Informationen wie Namen, Adressen, Telefonnummern und Kontonummern von rund 17.000 Bundesbürgern. Der Datenträger war der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein nach deren Angaben am Montag zugespielt worden.
Illegale Kontoabbuchungen
Die CD steht demnach in Zusammenhang mit Werbeanrufen eines Glücksspielanbieters und illegalen Kontoabbuchungen bei Verbrauchern in den vergangenen Wochen. Entsprechende Beschwerden hatten sich zuletzt bei Verbraucherzentralen im gesamten Bundesgebiet gehäuft.
Schritte gegen BC Bonus Club
In dem Skandal geht nun die Hamburger Verbraucherzentrale juristisch gegen die zum Medienkonzern Bertelsmann gehörende BC Bonus Club GmbH vor. Die Verbraucherschützer forderten die Firma nach Angaben vom Freitag auf, unberechtigte Abbuchungen von Konten rückgängig zu machen und betroffene Verbraucher zu informieren, dass eine Mitgliedschaft im Bonus Club nicht bestehe und per Lastschrift keine Beträge abgebucht werden.
Andernfalls würde ein Verfahren zur Abschöpfung der Gewinne aus den unrechtmäßigen Kontoabbuchungen eingeleitet. Gleichzeitig mahnte die Verbraucherzentrale die Firma ab und forderte sie zu einer Unterlassungserklärung auf.
Das Gütersloher Medienunternehmen Bertelsmann hatte als Muttergesellschaft eingeräumt, dass ein Subunternehmer der Bonus Club GmbH möglicherweise unzulässigen Datenhandel betrieben habe. Die Geschäftsbeziehungen mit ihm seien beendet und über ihn geworbene Kundenverträge storniert worden. Nach Abschluss der Untersuchungen werde über weitere juristische Schritte entschieden. Die Bonus Club GmbH gehört zur Bertelsmann Direct Group. Sie distanzierte sich von Geschäftspraktiken mit gestohlenen Datensätzen und unberechtigten Abbuchungen.
(AFP | dpa)