Prinzip Hasselhoffnung
David "Knight Rider" Hasselhoff hat ein eigenes Soziales Netzwerk gegründet, in dem jeder Neuling automatisch aussieht wie - David Hasselhoff. Dazu fällt dem Kenner nur ein treffender Satz aus den Klassikern ein: Passen Sie auf sich auf, Michael!
Manchmal trifft man beim rituellen Überprüfen der RSS-Feeds zwischen all den Sommerloch-News und dem 1.511., von gelangweilten Analysten erfundenen Apple-Gerücht sogar im August noch auf eine relevante Meldung. "Aktuelle Stimmung: vollendet", radebrecht das automatisch lokalisierte Interface von MySpace, "I have started my own social network".
Das wäre an sich keine Nachricht, schließlich gründet heutzutage jeder Kleintierfutterfabrikant seinen eigenen Facebook-Klon. Aber bei demjenigen, der sich da von Rupert Murdochs MySpace trennt, um seinen eigenen Laden aufzumachen, handelt es sich immerhin um IHN, den menschlichen Sidekick des intelligenten Computerautos KITT aus der TV-Serie "Knight Rider" und langjährigen Schwimmhilfe von Pamela Anderson: David Hasselhoff.
Jedermann ist Hasselhoff. Immer.
Bling mit Ning
Zwei Mausklicks und eine nicht zwingend echte E-Mail-Adresse genügen, um einer von über 12.000 Hasselhoffs im "Hoffspace" zu werden und sich dort Freundschaftslinks und Spam zuschieben zu können. Technische Grundlage für den Hoffspace ist Ning, ein Baukasten für Social Networks, der von Netscape-Mitgründer Marc Andreessen ins Netz gestellt wurde.
Immerhin bietet Ning dem Nutzer die Möglichkeit, sich irgendwann keine unerwünschten Werbebotschaften mehr an den routiniert gefälschten Mail-Account schicken zu lassen - eine Identitätsprüfung via E-Mail findet nicht statt. Dass die User-Daten beim Hoff in besten Händen sind, ist damit offensichtlich, denn für erfundene Profile würden nicht einmal Minipli-tragende Datenhändlermafiosi aus Nordrhein-Westfalen eine unrechtmäßige PayPal-Transaktion einleiten.
Tausende Digitalfotos von Fans und ganzen Hasselhoff-Clubs gibt es im System bereits, ebenso die netzneurotischen Zwangsfunktionen "Chat" und "Forum". Will der User sein Profil verschönern, kann er sich nützliche Google Gadgets ans Wallpaper kleben. Ganz weit oben auf der Beliebtheitsliste steht eines, das dem User die Suche in EAN-Barcodes ermöglicht. Spannend. Vielleicht kann er so mit KITT kommunizieren oder sich noch mehr Werbung anzeigen lassen, während er über das eingebaute Sound-Widget der Sangeskunst des Gastgebers lauscht. Selten wird es deutlicher als hier, dass das Web 2.0 in Wahrheit die unendliche Verlängerung von Onkel Hansis Diashow ist.
Besuch beim Spelling-Checker
Doch auch Beunruhigendes hat der Hoffspace zu bieten. Jede natürliche oder künstliche Intelligenz, die dort ein neues Profil anlegt, bekommt zuallererst das Konterfei von David Hasselhoff verpasst. Hasselhoff wird damit sein eigener Andy Warhol, er stellt die Welt mit sich selbst voll, er multipliziert sich wie ein Computervirus. "LOL", sagt Hasselhoff zu Hasselhoff im Chat, "WTF???".
Der Betrachter wünscht sich spontan, dass sich nicht Hasselhoff, sondern sein Chef KITT im Netz verewigt hätte. Dann würden sich dort nämlich diese neuen intelligenten Autos mit Microsoft-Betriebssystem über Reifenhochdruck und andere Gesundheitsprobleme unterhalten.
Das wäre ebenso vorherzusehen wie die neue Hasselhoff-Serie "eBaywatch", die derzeit - so spekulieren Analysten - von den berüchtigten Serienautoren ZX Spectrum [16k] und 6502 mit Hilfe geheimer "Eliza"-Dialogautomatismen erstellt wird. Wenn der Spelling-Checker noch lebte, würde er keine einzige Folge durchkommen lassen.
(futurezone | Günter Hack)