TA: Geschäft mit dem Festnetz stürzt ab

20.08.2008

Die Halbjahreszahlen der Telekom Austria zeigen, dass die Kunden weiterhin zum Mobilfunk abwandern. Das Festnetz machte 47 Prozent Minus. Die österreichische Mobilfunktochter mobilkom konnte ihre Marktführerschaft signifikant ausbauen. TA-CEO Boris Nemsic will weiter Stellen streichen.

Die börsennotierte Telekom Austria [TA] musste im ersten Halbjahr 2008 ein Minus beim Betriebsergebnis von 4,9 Prozent auf 389,9 Mio. Euro hinnehmen. Der Umsatz hingegen legte um 7,7 Prozent auf 2,536 Mrd. Euro zu. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen [EBITDA] verzeichnete ein Plus von 2,7 Prozent auf 967,7 Mio. Euro.

Analysten hatten das Plus beim Umsatz erwartet, waren aber von einem leicht positiven Betriebsergebnis ausgegangen. Wie die TA Mittwochfrüh ad hoc weiters mitteilte, sank der Nettoüberschuss um 18,6 Prozent auf 226 Mio. Euro. Der Gewinn je Aktie gab um 16,2 Prozent auf 0,51 Euro nach. Im Gesamtjahr 2007 musste die teilstaatliche TA den ersten Gewinnrückgang seit sieben Jahren hinnehmen.

"Mit einem Umsatz- und Ebitda-Anstieg sowohl im 2. Quartal als auch im ersten Halbjahr 2008 zeigt die Gruppe eine solide Performance im Einklang mit dem Ausblick für das Geschäftsjahr 2008, den wir erneut bestätigen", so Telekom-Chef Boris Nemsic. Für das restliche Halbjahr habe die Anpassung der Kostenstruktur und "vor allem" des Personalstandes Priorität. Das Unternehmen hat rund 17.000 Mitarbeiter

Kunden wandern zum Mobilfunk ab

In den ersten sechs Monaten des heurigen Jahres sei der Wettbewerb weiterhin intensiv gewesen. Niedrige Tarife für die Sprachtelefonie und das mobile Breitband führten zu einem weiteren Abwandern der Festnetzkunden zum Mobilfunk, hieß es von der TA.

In Zahlen ausgedrückt bedeutet das, dass das Betriebsergebnis im Festnetz um 47 Prozent eingebrochen ist. Weiterhin erfreulich habe sich hingegen das internationale Geschäft der Mobilfunktochter mobilkom austria entwickelt. Negativ wirkten sich hier allerdings die EU-Roaming-Obergrenzen aus.

Die Agenda des zum 31. August 2008 zurücktretenden Festnetzchefs Rudolf Fischer wird zum 1. September von TA-Chef Boris Nemsic übernommen.

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Teure Fußball-EM

Im Jahresvergleich sank die Zahl der Festnetzanschlüsse von 2,5 Millionen [Q2/07] auf 2,4 Millionen [Q2/08]. Die Anzahl der Sprachminuten im Festnetz ging im selben Zeitraum um 7,4 Prozent zurück.

Die Umsatzerlöse im Bereich "Internet-Zugang & Media" sanken im 2. Quartal 2008 um 16,4 Prozent auf 60,6 Millionen Euro. Die Anzahl der Kunden in diesem Bereich sei zwar gestiegen, die Preise, die zur Absicherung der Festnetzanschlüsse gesenkt worden seien, seien aber so stark gefallen, dass der Kundenzuwachs das nicht habe kompensieren können.

Für Sponsoring und Vermarktung der Fußball-EM gab die TA 7,7 Millionen Euro aus. Auch die Beratungskosten für das laufende Restrukturierungsprogramm - sprich den Abbau von Arbeitsplätzen - hätten dazu beigetragen, dass das EBITDA im zweiten Quartal 2008 um 17,3 Prozent auf 155,3 Millionen Euro gefallen sei.

Weißrussland stützt Mobilfunkgeschäft

Im Jahresvergleich konnte der Bereich Mobilkommunikation seine Umsatzerlöse um 12,4 Prozent und sein Betriebsergebnis um 5,3 Prozent steigern. Das Wachstum führt die TA auf den Erfolg der internationalen Mobilfunktöchter zurück.

Die weißrussische Velcom [früher: MDC] sei konsolidiert worden und habe die niedrigen Erlöse im österreichischen Geschäft sowie die gesunkenen Roaming-Einnahmen mehr als kompensieren können. Ohne die Velcom hätte sich das Betriebsergebnis im ersten Halbjahr 2008 um 3,8 Prozent auf 317,3 Millionen Euro verringert.

Die Velcom ist auch für mehr als die Hälfte des Kundenzuwachses im Mobilfunkgeschäft verantwortlich. Diese wuchs zum 30. Juni im Jahresvergleich um 52,5 Prozent auf 16,5 Millionen Kunden.

Mobilkom erhöht Marktanteil

Das Betriebsergebnis der österreichischen Mobilfunktochter mobilkom sank im zweiten Quartal 2008 im Vergleich um selben Zeitraum im Vorjahr um 13,3 Prozent auf 76,6 Millionen Euro, das EBITDA um 7,8 Prozent auf 139,7 Millionen Euro.

Allerdings konnte die mobilkom im Jahresvergleich per Ende Juni 2008 13,1 Prozent mehr Kunden für sich gewinnen. Insgesamt hat die mobilkom nun 4,3 Millionen Kunden in Österreich.

Das Wachstum sei weniger auf die Integration der Tele2-Kunden als vielmehr auf ein Wachstum der Vertragskundenbasis zurückzuführen. Im Jahresvergleich stieg der TA-Marktanteil von 39,6 Prozent auf 42,5 Prozent. Die Mobilfunkpenetrationsrate in Österreich liege nun bei 119,8 Prozent, da viele Teilnehmer für die Nutzung des mobilen Breitbands eine zweite SIM-Karte besäßen

Gesunken ist allerdings der monatliche Umsatz pro Kunde [ARPU], eine wichtige Kennzahl der Branche, und zwar um 12,2 Prozent auf 28,1 Euro. Der Anstieg der Datendienstnutzung habe allerdings die niedrigeren Tarife für Sprache weitestgehend aufgefangen.

Die Datendienste wachsen weiterhin. Hier wuchs der Umsatz pro Kunde im Jahresvergleich [Q2] um 9,5 Prozent auf 6,9 Prozent. Die Anzahl der Kunden im mobile Breitband stieg im Jahresvergleich per Juni 2007 von 210.000 auf 325.000, der Datenanteil an Gesprächs- und Datenpaketumsätzen stieg von 26,4 Prozent [Q2/07] auf 31,0 Prozent [Q2/08]

Die Umsatzerlöse der mobilkom sanken im 2. Quartal 2008 im Vergleich zum 2. Quartal 2007 um 5,4 Prozent auf 397,4 Millionen Euro. Das führt die TA auf die gefallenen Roaming-Preise zurück. Außerdem sei das Roaming-intensive Osterwochenende in diesem Jahr ins erste Quartal gefallen.

Erfolg in Osteuropa

Die bulgarische Mobiltel steigerte die Kundenzahl um 13,2 Prozent auf 5,2 Mio. Kunden, die weißrussische Velcom legte um 200.000 Kunden auf 3,4 Millionen zu. Die kroatische Vipnet boomte nahezu mit einem Plus von 12,7 Prozent auf 2,3 Mio. Kunden.

Die slowenische Si.mobil wiederum kam gar auf ein Kundenplus von 15,4 Prozent [534.700 Nutzer]. Die serbische Vip mobile legte um gut 60.000 Kunden auf 666.600 zu. Die mazedonische Vip operator steigerte die Kundenbasis von 163.300 auf 209.200.

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(APA | futurezone)