Ruf nach Internet-Sperren in Österreich
Der Verein für Anti-Piraterie der Film- und Videobranche [VAP] hat für Österreich Internet-Sperren nach französischem Vorbild gefordert. Nutzern, die wiederholt Urheberrechtsverletzungen begehen, soll der Netzzugang gekappt werden. Darüber hinaus kündigte der Verein eine Klage gegen das Usenet-Portal Firstload an.
Das Urheberrecht habe bei vielen Internet-Nutzern keinen hohen Stellenwert, beklagte Werner Müller, Generalsekretär des VAP, bei einer Pressekonferenz am Freitag in Wien. Urheberrechtsverletzungen im Netz würden aber auch die österreichische Film- und Musikwirtschaft treffen.
Beim Schutz der Kreativwirtschaft vor "Raupkopien" ortete der VAP "dringenden Verbesserungsbedarf". Müller sprach sich für eine gesetzliche Regelung nach französischem Vorbild aus, die Internet-Sperren für Nutzer vorsieht, die wiederholt nichtlizenzierte Inhalte aus dem Netz laden.
Dreimalige Verwarnung
Nach Vorstellung des VAP sollen künftig Internet-Anbieter Urheberrechtsverletzungen in ihren Netzen erfassen und Mahnschreiben versenden. Nach dreimaliger Verwarnung solle mutmaßlichen Wiederholungstätern der Internet-Zugang gekappt werden, forderte Müller.
Die Telekomunternehmen müssten ihre Verantwortung im Kampf gegen Urheberrechtsverletzungen im Netz erkennen und mit den Rechteinhabern kooperieren.
Die österreichischen Internet-Anbieter hatten solche Avancen der Film- und Musikwirtschaft in der Vergangenheit wiederholt zurückgewiesen. Man erwarte sich auch jetzt keine offenen Türen, hoffe aber auf die Unterstützung der künftigen Regierung, sagte Müller.
In Frankreich sollen die gesetzlichen Grundlagen für Internet-Sperren bei wiederholten Urheberrechtsverletzungen demnächst verabschiedet werden. Auch auf EU-Ebene werden derzeit im Rahmen des Telekompakets, das am 22. September beschlossen werden soll, gesetzliche Vorleistungen für ein verschärftes Vorgehen gegen Urheberrechtsverletzungen im Netz diskutiert.
Bürgerrechtler und Konsumentenschützer kritisieren solche Pläne scharf. Sie sehen darin eine Bedrohung der Grundrechte und des freien Internets.
Zugriff auf Datensammlungen gefordert
VAP-Anwalt Andreas Manak forderte eine Zugriffsberechtigung für Rechteinhaber auf die im Rahmen der geplanten Vorratsdatenspeicherung erhobenen Daten.
Auch das Strafrecht verlange nach einer Nachjustierung. Nach der jüngsten Reform lasse es keine Beweissicherungsanträge gegen unbekannte Täter mehr zu und erschwere so die Verfolgung von Urheberrechtsverstößen.
Klage gegen Firstload
Manak kündigte weiters eine Klage gegen das Usenet-Portal Firstload an, das derzeit im Raum Wien offensiv Werbung betreibt.
Firstload sei ein Trittbrettfahrer der Content-Industrie und würde "gezielt den Download von urheberrechtlich geschütztem Material erleichtern", kritisierte Manak.
Kopierte "Fälscher"
Zur Illustration vermeintlicher Einnahmenausfälle für die heimische Filmwirtschaft durch nichtlizenzierte Downloads lud der VAP den Produzenten des Oscar-gekrönten heimischen Films "Die Fälscher", Josef Aichholzer, ein.
Aichholzer schätzte unter Verweis auf eine internationale Studie die Einnahmenausfälle durch die nichtautorisierte Verbreitung des Films auf rund 1,3 Millionen Euro - zehn Prozent der bisherigen Kinoumsätze von 12,8 Millionen Euro. Den Schaden für die gesamte österreichische Filmwirtschaft durch Urheberrechtsverstöße bezifferte der VAP mit mindestens 16,5 Millionen Euro jährlich.
Grundlage für diese Zahlen sei eine Studie, die das Unternehmen L.E.K. Consulting im Auftrag des US-Filmindustrieverbandes MPAA und des Musikwirtschaftsverbandes IFPI in zehn Ländern durchgeführt habe, so VAP-Anwalt Manak. Dabei handle es sich um eine "komplexe Analyse", die auch berücksichtige, dass nicht jeder Download automatisch einer nicht verkauften Kinokarte oder DVD entspreche. Österreich sei laut Manak jedoch nicht Teil der Studie gewesen.
Problematische Studien
Die MPAA musste zuletzt eine von L.E.K. Consulting durchgeführte Studie unter großer öffentlicher Häme korrigieren, weil darin der Anteil von US-Studenten an Urheberrechtsverletzungen nachweislich falsch ausgewiesen war.
Warten auf lizenzierte Angebote
Neben rechtlichen Maßnahmen bedürfe es auch Strategien der Kundenpflege, so Aichholzer. Hier scheint es seitens der Filmwirtschaft einigen Nachholbedarf zu geben. Während Filme wie "Die Fälscher" problemlos aus Online-Tauschbörsen heruntergeladen werden können, gibt es in Österreich keine nennenswerte "legale" Alternative für den Film-Download.
Aichholzer gab zu bedenken, dass noch viele technische und rechtliche Fragen zu lösen seien. Dadurch würden sich solche Angebote verzögern. "Das Hauptproblem ist, dass viele Unternehmen nicht bereit sind, ihre Filmbibliotheken im ausreichenden Umfang zum Download zur Verfügung zu stellen", räumte VAP-Präsident Ferdinand Morawetz ein.
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(futurezone | Patrick Dax)