Österreichs Beitrag zum LHC-Grid
Die Experimente, die das Kernforschungszentrum CERN in Genf mit dem Large Hadron Collider [LHC] durchführt, erzeugen riesige Mengen an Daten. Auch österreichische Rechner helfen bei der Analyse.
Die Experimente in dem Teilchenbeschleuniger LHC im europäischen Kernforschungszentrum CERN bei Genf stellen die internationale Forschungsgemeinde nicht nur vor gewaltige technische und wissenschaftliche Herausforderung: Der LHC wird auch enorme Datenmengen von jährlich rund 15 Petabyte [1 Petabyte = 1 Billiarde Byte] über eine Dauer von zehn bis 15 Jahren - die geschätzte Lebenszeit des LHC - produzieren.
Um dieser Datenflut Herr zu werden und ihre Speicherung sowie Verarbeitung sicherzustellen, setzt man auf einen den Erdball umspannenden, weltweit bisher größten Verbund von Computern. Auch Österreich stellt Rechenkapazitäten zur Verfügung.
140 Einrichtungen in 33 Ländern
Über das 2002 gestartete "LHC Computing Grid" wird Leistung von mehr als 100.000 Prozessoren aus 140 Einrichtungen in 33 Ländern bereitgestellt. Der Rechnerverbund wird mehr als 7.000 Physikern weltweit Zugriff auf die LHC-Daten sowie auf Rechenleistung für ihre Verarbeitung eröffnen.
Das Grid mit seinen netzwerkartig verbundenen Computern, den Knoten, ermöglicht die dezentrale Bearbeitung und Speicherung der Daten. Die globale Computerarchitektur folgt dabei einer hierarchischen Struktur. Das Zentrum im Verbund bildet "Tier-0" [Tier = engl.: Rang] im Genfer Kernforschungszentrum CERN. Es ist quasi die Datenquelle, doch es stellt nur weniger als 20 Prozent der gesamten Rechenkapazität bereit. Von hier aus werden Daten an elf große Rechenzentren, die "Tier-1"-Netzwerkknoten, verteilt. Ihnen nehmen wiederum 140 kleinere "Tier-2"-Rechenzentren etwas Arbeit ab.
Rechner in Wien und Innsbruck
Auch Österreich beteiligt sich - als CERN-Mitglied und mit Beteiligung an zwei Experimenten [CMS, ATLAS] - an der Datenauswertung: So wurde hierzulande für das LHC-Projekt ein "Federated-Tier-2" mit Standorten in Wien und Innsbruck eingerichtet.
Das größere Rechenzentrum in Wien wird vom Institut für Hochenergiephysik [HEPHY] der Österreichischen Akademie der Wissenschaften [ÖAW] betrieben: Mit rund 1.000 Prozessoren soll eine ausreichende Leistung erreicht werden, sagte Gerhard Walzel, Fachbereichsleiter für Rechenbetrieb am HEPHY, gegenüber der APA.
1,3 Millionen Euro Projektvolumen
Bis Ende des Jahres wolle man "groß genug" sein, um für die Verarbeitung der ersten "echten Daten" aus den LHC-Projekten bereitzustehen. Der vom Institut für Astro- und Teilchenphysik an der Universität Innsbruck betreute Teil des Rechenzentrums wird laut ÖAW mit rund 200 Prozessoren und 20 Terabyte arbeiten.
Die zwei Standorte werden Daten von "Tier-1"-Zentren - die geografisch nächstgelegenen sind in Bologna und Karlsruhe - erhalten, diese bearbeiten und sie zurückschicken. Welche Inhalte die Datenpakete haben werden, ist laut Walzel derzeit noch nicht abzusehen. Das Projektvolumen für das nationale "Tier-2"-Vorhaben bezifferte das Wissenschaftsministerium auf 1,2 bis 1,3 Mio. Euro aus dem Budgettopf für "Austrian GRID".
(APA)