Ägyptische Orascom will TA übernehmen
Die ägyptische Orascom Telecom, im Eigentum der reichsten ägyptischen Familie Sawiris, erwägt laut Ö1-Abendjournal und "Kurier" die Beteiligung an der Telekom Austria.
Aus der staatlichen Beteiligungsholding ÖIAG, die 28 Prozent an der Telekom Austria [TA] hält, war am Montagabend zunächst keine Stellungnahme erhältlich. Prinzipiell sei man aber "an vernünftigen Partnerschaften interessiert", zitierte der "Kurier" ÖIAG-Kreise.
Der Zeitung zufolge soll die ÖIAG bereits Gespräche mit dem ägyptischen Telekombetreiber geführt haben. Gespräche mit TA-Boss Boris Nemsic soll es ebenso gegeben haben wie informelle Kontakte zur Regierung, heißt es im Bericht. Offizielle Bestätigungen gab es vorerst nicht.
Kontaktmann Martin Schlaff
Konkret solle Orascom über das Investment-Vehikel "Weather Investments" mit der Telekom Austria zusammengehen. Möglich ist laut "Kurier"-Informationen auch, dass sich die ÖIAG über einen Aktientausch mit zirka zwölf Prozent an einem gemeinsamen Orascom/TA-Konzern beteiligt. Der Kontakt soll über den Unternehmer Martin Schlaff zustande gekommen sein. "Kein Kommentar", hieß es dazu auch von der TA.
Orascom auf Europa-Einkaufstour
Der in Afrika und im Mittelmeerraum tätige Telekomkonzern Orascom sucht in Europa weitere Expansionsmöglichkeiten. Derzeit sind die Ägypter mit dem Mobilfunkbetreiber Wind auch in Italien und Griechenland tätig.
Die Telekomsparte des ägyptischen Konzerns wird mit rund 15 Mrd. Euro bewertet. Die Telekom Austria ist an der Börse derzeit rund sieben Milliarden Euro wert. Sawiris würde, laut "Kurier", auch das Festnetz übernehmen.
Derzeit betreut Orascom über die diversen Betreiber in Afrika, im Nahen Osten und in Europa etwa 77 Millionen Kunden. Die Telekom kommt auf 17 Millionen Kunden.
Für den Plan würde die ÖIAG einen Beschluss der Regierung benötigen, da der frühere Privatisierungsauftrag 2006 mit der neuen Legislaturperiode erlosch. Bis zur Nationalratswahl ist ein solcher Beschluss undenkbar. Dem Blatt zufolge wollte die ÖIAG bis dahin die Gespräche mit den Ägyptern unter der Decke halten.
Russen mit Interesse an A1
Nachdem Investmentbanken die Telekom Austria als mögliches Übernahmeziel bezeichnet hatten, meldeten sich mehrere Interessenten bei der ÖIAG, darunter auch der russische Telekomkonzern Sistema. Dieser wollte sich auch an der Deutschen Telekom beteiligen. Er interessiert sich aber nur für A1, nicht für das Festnetz.
Ein Aktientausch in ein größeres Gebilde war bei der Telekom Austria schon zweimal angedacht: Zuerst bei der Swisscom, dann mit der griechischen OTE. Bei den Schweizern machte der damalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser einen Rückzieher, weil die politische Debatte um den "Ausverkauf Österreichs" losging. Bei den Griechen wollte die Regierung in Athen nicht.
Orascom gilt im Telekomsektor als überaus aggressiv. So bauten die Ägypter im Irak das Mobilfunknetz auf. Darüber hinaus ist Orascom in Nordafrika und Südamerika aktiv. "Ich will weltweit unter die Top Fünf kommen", wurde Firmenchef Nagib Sawiris einmal zitiert. Sawiris Vermögen wird auf 13 Mrd. Dollar [9,15 Mrd. Euro] geschätzt.
(APA)