Wiener Kunstfestival paraflows gestartet

positionen
11.09.2008

Das Wiener Digitalkunstfestival paraflows beschäftigt sich 2008 mit dem Thema Utopie. Eine Ausstellung füllt den sinistren Gefechtsturm im Arenbergpark mit Kunst, die sich mit dem Thema Zukunft auseinandersetzt.

"Bienvenue", "Welcome", "Benvenuti": Wenn Donnerstagabend die Ausstellung "Utopia" im Rahmen des Festivals paraflows08 eröffnet, werden die Besucher im MAK-Gegenwartskunstdepot Gefechtsturm Arenbergpark von "El Receptionista" begrüßt - dem Prototyp einer Begrüßungsmaschine, die laut dem Münchner Künstler Ralph Kistler bald in allen Flughäfen, Hotels und Freizeitparks anzutreffen sein könnte.

Sechs Hände mit entsprechenden verschiedensprachigen Tafeln reagieren auf Bewegung und begrüßen den Gast. Dieser trifft bis zum 26. Oktober in den unheimlichen Räumen des Gefechtsturms auf 30 Positionen der digitalen Kunst zum Thema Zukunft.

Die Zukunft der Vergangenheit

Unter den zahlreichen internationalen Installationen finden sich auch Werke österreichischer Künstler: So spielt die 1979 in Bregenz geborene Claudia Larcher mit Utopien der Vergangenheit. In ihrer Videoanimation "Everytown" bezieht sie sich auf Science Fiction-Vorstellungen der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts und untersucht deren Realisierung im 21. Jahrhundert. Durch die Analyse von Filmmaterial, Zeichnungen und Skizzen werden bestimmte Merkmale wie Architektur, politische Systeme, öffentliche Verkehrsmittel und Energiegewinnung aufgegriffen und in die Gegenwart übertragen.

Mit Energiegewinnung setzt sich auch der in Krems geborene Künstler Rainer Prohaska in seinem sozialpolitischen Statement "KRFTWRK - Global Human Electricity" auseinander. Ziel seiner Arbeit sind die Bewusstseinsschaffung und der ironische Kommentar zu Problemen wie Energieverschwendung in Industriestaaten sowie Übergewicht und Bewegungsmangel der Bevölkerung. So zeigt er anhand von Plänen, wie man mit der Leistung, die Tausende Menschen in einem Fitnessstudio erzeugen, Generatoren betreiben und in weiterer Folge Strom erzeugen könnte. Ganz nebenbei dienen diese Geräte auch als benutzbare Skulpturen.

Die Wiedergeburt der Cocktailroboter

Innovation und Alkoholgenuss verbindet "Roböxotica", das "Festival for Cocktail-Robotics". Eine Skulptur, die wie eine Zeitmaschine aus den 80er Jahren anmutet, ist einzig und allein dazu da, Cocktails zu mischen. Sie wird am Eröffnungsabend in Betrieb gehen. Weitere interessante Positionen kommen von Susanne Schuda mit ihrer interaktiven "Psycho-Sex-Groteske", die animierte Collagen in einer Fernsehshow auftreten lässt. Die Slowenin Robertina Sebjanic hat mit "Pufination" miteinander kommunizierende, leuchtende, vibrierende und tönende Kugeln geschaffen, die Mikroorganismen in einem offenen Ökosystem repräsentieren sollen.

Eine Reise in die Computervergangenheit unternimmt Albert Mayr in seiner Installation "no input", in der er zahllose ausrangierte Computermonitore an das Stromnetz anschließt, ohne sie jedoch mit PCs zu verbinden. So entsteht ein Kaleidoskop unterschiedlicher Bildschirmschoner und Fehlermeldungen, das ganz nebenbei die Raumtemperatur spürbar anhebt. Von Satoshi Morita stammt schließlich ein Klanghelm, der die Geräusche alltäglicher Tätigkeiten nicht nur akustisch, sondern auch mit Hilfe von Vibrationen auf den Kopf überträgt.

"Utopia" ist eine spannende Zeitreise, die nicht zuletzt an diesem geschichtsträchtigen Ort oft besonders grotesk wirkt. Im Rahmen von paraflows08 findet auch noch das Symposium "Ambiente. Das Leben & seine Räume" statt, das sich als theoretische Erweiterung des Festivalthemas versteht und Experten versammelt, die am Freitag und Samstag die unterschiedlichen "Ausformungen und Möglichkeiten von Lebensräumen von der Lebenswelt über das Milieu bis hin zum systemisch definierten Raum und der Kybernetik" beleuchten.

(APA)