Das richtige Einstiegsalter für den PC

16.09.2008

Als "Digital Natives" haben schon Taferlklassler ihre ersten Schritte am Computer längst hinter sich. Mit dem Eintritt in die Schule wird oft auch der Wunsch nach einem eigenen Computer laut. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt für den ersten eigenen PC?

Waren es bisher oft finanzielle Gründe, die den Kauf des ersten eigenen Computers hinauszögerten, legten Kleinstrechner wie EeePC, OLPC & Co. diese Einstiegshürde nun deutlich tiefer.

Ab der Mittelstufe führt schließlich kaum noch ein Weg am eigenen Computer vorbei. Er wird für Hausübungen, das Vorbereiten von Referaten und vor allem auch zum kommunikativen Austausch mit Freunden genutzt.

"Wenn der Wunsch nach einem eigenen Computer groß ist und die Möglichkeiten vorhanden sind, spricht nichts dagegen, dem auch nachzukommen," erklärt Andrea Hammer, Geschäftsführer-Stellvertreterin des ICE-Vienna - ein Teil des Wiener Bildungsnetzes - im Gespräch mit ORF.at.

Neugierde schon im Kleinkindalter

Schon im Kleinkindalter sind viele Kinder neugierig und interessieren sich für Tastatur und Maus, und was man damit machen kann. "Grundsätzlich kann man sagen: Wenn Kinder neugierig sind, sollte man sie nicht davon abhalten," so Hammer.

"Man sollte mit dem Kind aber auf jeden Fall darüber reden: 'Wozu brauchst Du einen Computer? Was willst Du damit tun?' Auch sollten schon beim Kauf gewisse Regeln ausgemacht werden, etwa dass die Hausaufgaben zuerst erledigt und dann eine bestimmte Zeit am Computer verbracht werden kann," so Hammer weiter.

Die Computernutzung sollte jedoch keine Belohnung sein. Die Eltern sollten den Kindern vielmehr zeigen, wie der Computer unterstützend als Info- und Lernwerkzeug, das Spaß macht, benutzt werden kann, erinnert Hammer.

JUX am PC für Vorschulkinder

Für Kinder im Alter von drei bis acht, neun Jahren empfiehlt sich der Einsatz von Juxlala, einem eigens in Österreich entwickelten Kinder-Desktop mit großen, leicht klickbaren Symbolen und Erklärungen mit Sprachausgabe. Für die Nutzung muss lediglich die kostenlos erhältliche Juxlala-Software gestartet werden, eine Installation ist nicht nötig.

Welchen Computer?

Für jüngere Kinder kann zu Anfang der ausgemusterte Rechner der Eltern herhalten. "Wichtig ist nur, dass eine kindgerechte Oberfläche am Computer vorhanden ist [für Taferlklassler z. B. Juxlala] und die Eltern Interesse an den PC-Aktivitäten ihrer Kinder zeigen 'Was machst/spielst Du gerade?' - und auch mal gemeinsam Dinge am Rechner machen," so Hammer weiter.

Je älter die Kinder sind, desto höher werden die Ansprüche an das PC-System, damit aktuelle Software darauf auch läuft.

Geht das Kind in die Mittelschule, sollten Eltern vor dem Kauf eines Computers zudem in der Schule nachfragen, ob es besondere Anforderungen an die Ausstattung des Geräts gibt oder eventuell auch eine gemeinsame Anschaffung in der Klasse angedacht ist. Oft bekommt die Schule günstigere Konditionen.

EEE-PCs in der Volksschule

In ganz Österreich gibt es zahlreiche Schulprojekte und Initiativen, die Kinder an den Computer heranführen und den Umgang mit dem Internet lehren. So sind etwa alle Wiener Volksschulen mit zumindest zwei Internet-PCs pro Klasse ausgestattet.

An der Praxisvolksschule der KPH auf dem Campus Wien-Strebersdorf startet dieser Tage das Projekt eee-pc@school. Eine Volksschulklasse wird in Zusammenarbeit mit Asus mit EEE-PCs 901 ausgestattet. Ziel des Projekts ist es, die Nutzbarkeit der portablen Geräte im Unterrichtsalltag zu erproben.

Wie lange dürfen Kinder an den Computer?

Wie viel Zeit der Nachwuchs vor dem Bildschirm verbringen darf, kann nicht pauschal beantwortet werden. Denn auch die Herangehensweise der Kinder unterscheidet sich stark.

Während ein Teil vor dem Monitor gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergeht und dadurch den ganzen Tag am PC sitzen könnte, nutzen andere den Rechner wiederum nur in geringem Ausmaß, so dass gar keine Grenzen nötig sind.

Gemeinsam Bilanz ziehen

"Der Zeitrahmen sollte sich nach den Bedürfnissen des Kindes richten", so Hammer. "In der Volksschule könnte man etwa bei einer halben Stunde pro Tag als Limit ansetzen, in der Mittelschule bei einer Stunde pro Tag. Die Eltern sollten dabei das Verhalten des Kindes beobachten, um nach gewisser Zeit, z. B. einem Monat, im gemeinsamen Gespräch Bilanz ziehen zu können und die Dauer bei Bedarf zusammen mit dem Kind anzupassen."

Auch zwischen dem schulischen Zeitaufwand vor dem Rechner, der bei Jugendlichen schnell eine Stunde erreichen kann, und dem reinen Spaß am Computer muss unterschieden und das bei den Zeitlimits berücksichtigt werden.

Die Nutzung von Lernplattformen boomt derzeit in Österreich. Die Plattform Edumoodle.at verzeichnet über 220.000 User aus über 1.000 Schulen.

Eltern müssen Medienkompetenz stärken

Doch trotz aller Projekte in den Schulen ist und bleibt die wichtige Aufgabe der Eltern, ihre Kinder zum eigenverantwortlichen, kompetenten Umgang mit PC und Internet heranzuführen.

Doch in vielen Familien versteht der Nachwuchs viel mehr von Computer, Internet, Handy und Co. als die Eltern. Um etwas vermitteln zu können, müssen sich also zunächst die Erwachsenen mit Computer und Internet vertraut machen.

Die EU-weite Initiative SaferInternet gibt Hilfestellung beim Umgang mit Risiken bei der Internet-Nutzung und zeigt die positiven Aspekte bei der Nutzung des Internets auf.

(futurezone | Beate Macura)