Lokaltipps von Freunden
Das Wiener Start-up Tupalo verbindet Online-Karten mit Lokalempfehlungen von Nutzern und Social-Networking-Funktionen. ORF.at hat mit den Tupalo-Gründern Michael Borras und Clemens Beer zum Auftakt der futurezone.ORF.at-Serie "Start-up-Geschichten" über Lokaltipps im Internet und die Zukunft des Online-Marketings für kleine Unternehmen gesprochen.
"Was passiert in meiner Nachbarschaft? Was machen meine Freunde? Wo gehen sie hin?" Das Lokale gewinnt im Internet an Bedeutung, ist Borras überzeugt. Gemeinsam mit dem Entwickler Beer gründete der in Wien lebende US-Amerikaner im Jahr 2007 die Online-Plattform Tupalo. Auf Tupalo tragen Nutzer Lokal- und Shopping-Tipps auf Online-Karten ein und versehen die mit Bewertungen und Kommentaren. "Der beste kleine Braune in der Stadt", heißt es da etwa zum Kleinen Cafe auf dem Wiener Franziskanerplatz.
"Die 'Facebook-Generation' ist nicht so sehr daran interessiert, was ihnen ein Redakteur in einer Zeitung empfiehlt, den sie nicht einmal kennen und der möglicherweise einen gänzlich unterschiedlichen Geschmack hat", sagt Borras: "Sie will wissen, wo ihre Freunde hingehen und warum sie da hingehen."
Kennengelernt haben einander die beiden Tupalo-Gründer in der Wiener Niederlassung des Spieleunternehmens Rockstar, wo Beer für Spieleentwicklungen und Borras für Qualitätssicherung zuständig war. Nach der Schließung von Rockstar Vienna im Jahr 2006 überlegten sie sich, wie sie die sozialen Möglichkeiten des Netzes mit Spielen in Verbindung bringen könnten.
Sie entwickelten mehrere Modelle und entschieden sich schließlich dafür, einen Prototyp für ein "Social Mapping"-Tool zu entwickeln. Als Grundlage fungierte bestehendes Kartenmaterial, etwa von Google Maps, das sie mit nutzergenerierten Informationen zu Plätzen und Orten sowie Social-Networking-Features anreicherten.
Von Wien bis Reykjavik
Mittlerweile finden sich rund 35.000 Lokaltipps von rund 2.000 Nutzern aus mehr als hundert Städten auf Tupalo. Noch kommt das Gros der User aus Österreich. Die internationale Expansion des Dienstes schreitet jedoch stetig voran. Neben Einträgen aus Deutschland, Großbritannien, den USA, Kanada und Südamerika gibt es auf der Plattform auch schon Lokaltipps aus Reykjavik.
Die Tupalo-Gründer: Michael Borras [links] und Clemens Beer.
Der Name Tupalo leitet sich vom Geburtsort von Elvis Presley, Tupelo, ab. "Wir sind Elvis-Fans", gestehen Beer und Borras: "Die Internet-Adresse für Tupelo war schon vergeben, deshalb haben wir uns für Tupalo entschieden."
Mobile Applikationen
Nach einem Relaunch im Frühsommer, bei dem die Social-Networking-Funktionen von Tupalo ausgebaut und eine deutschsprachige Version des Dienstes gestartet wurde, arbeiten die beiden Gründer nun an mobilen Web-Versionen ihres Dienstes.
Eine iPhone-Applikation, die die den ortsbezogenen Möglichkeiten des Apple-Smartphones nutzt, soll in den nächsten Monaten veröffentlicht werden. Sie soll Tupalo-Nutzer mit Lokaltipps versorgen, die auf ihren jeweiligen Standort abgestimmt sind. Auch Clients für weitere Handybetriebssysteme sind geplant, Gespräche über Kooperationen mit Mobilfunkanbietern gab es bereits.
Investoren gesucht
Finanziert wird Tupalo vorerst aus den Taschen der beiden Gründer und mit einer Förderung der Wiener Creative-Industries-Förderstelle Departure. Mit Risikokapitalgebern werde derzeit verhandelt, erzählt Borras. In Österreich sei es für junge Start-ups jedoch vergleichsweise schwierig, Geld zu bekommen: "Der Markt muss sich noch entwickeln."
Beer und Borras sind derzeit die einzigen Beschäftigten des Wiener Start-ups. Sie werden von einem kleinen Team von Designern und Entwicklern unterstützt, die auf Teilzeitbasis aushelfen. Daneben greifen die Tupalo-Gründer beim Business-Development auf externe Berater zurück.
Marketing-Werkzeuge für kleine Unternehmen
Geld verdienen wollen die Tupalo-Gründer zunächst mit traditioneller Online-Werbung. In einem weiteren Schritt wolle man kleinen lokalen Unternehmen Werkzeuge anbieten, die ihnen das Marketing erleichtern sollen. Die Zukunft des Online-Marketings für kleine Unternehmen liege in der Vernetzung mit ihren Kunden, aber auch untereinander, so Borras.
Kleine Unternehmen sollen ihren Kunden über Tupalo Spezialangebote machen und neue Produkte ankündigen können. Aber auch weitere Dienstleistungen wie Online-Reservierungssysteme seien denkbar.
Die Zukunft der Gelben Seiten
Branchenverzeichnisse, die lediglich aus Auflistungen von Adressdaten und Karteneinträgen bestehen, seien erst der Anfang, meint Borras. Kunden wollten auch wissen, was andere über ihr Unternehmen sagen.
Gerade für kleine Unternehmen werde deshalb auch das Reputationsmanagement immer wichtiger. Auch dazu will Tupalo Lösungen für Unternehmen anbieten: "Es gibt viele Sites, auf denen sich Leute über Lokale unterhalten. Wir wollen solchen Unternehmen die Möglichkeit geben, diese Diskussionen zu verfolgen."
Fokus auf Internationalisierung
Vorerst steht für die beiden Gründer jedoch die internationale Expansion und die Ausweitung der Nutzerbasis von Tupalo im Vordergrund: "Unser Ziel ist es, Tupalo-Satelliten in vielen Städten und Ländern zu haben."
An Optimismus fehlt es Beer und Borras nicht: "Wir wollen, dass Tupalo die erste Adresse wird, wenn es darum geht, neue Lokale und Geschäfte zu entdecken - egal wo auf der Welt."
Im Rahmen der Serie "Start-up-Geschichten" wird futurezone.ORF.at künftig in loser Folge über innovative österreichische Web-Unternehmen berichten. Anregungen sind willkommen.
(futurezone | Patrick Dax)