EU sagt SMS-Preisen den Kampf an
Die EU-Kommission hat am Dienstag in Brüssel ihre Vorschläge für wesentlich niedrigere SMS-Preise im Ausland vorgestellt: SMS sollen ab 1. Juli 2009 mit maximal 0,11 Euro [ohne Mehrwertsteuer] gedeckelt werden. Derzeit werden im Schnitt in der EU rund 0,29 Euro netto verrechnet.
Nach den Tarifen für Handytelefonieren in einem anderen EU-Land sollen ab nächstem Sommer auch die Kosten für SMS-Nachrichten um rund 60 Prozent sinken. Außerdem will die EU-Kommission künftig sekundengenaue Abrechnung von Telefonaten vorschreiben und die Transparenz bei Datenroaming erhöhen.
"Was ich erreichen will, ist einfach: Auf Reisen oder im Urlaub Textnachrichten zu schicken bzw. via Mobiltelefon im Netz zu surfen sollte für die Konsumenten nicht sehr viel teurer sein als zu Hause", sagte Wettbewerbskommissarin Viviane Reding bei der Präsentation der Vorschläge in Brüssel. Das sei auf einem grenzenlosen Markt wie der EU nur logisch.
Die geplante Obergrenze von 0,11 Euro wurde laut EU-Kommission gemeinsam mit dem Dachverband der europäischen Regulierer [ERG] festgelegt. Die Vorleistungsentgelte, die die Betreiber untereinander verrechnen, will die EU-Behörde mit 0,04 Euro deckeln. Letztlich sollten aber die Endkunden- und die Großhandelspreise unter diesen Limits liegen.
Maßnahmen gegen Taktung
EU-Verbraucherschutzkommissarin Meglena Kuneva unterstrich, im Schnitt würden den Mobilfunkkunden für Roaming-Gespräche bis zu 24 Prozent zu viel verrechnet, weil die Telefonate pro Minute und nicht pro Sekunde abgerechnet werden.
Nach dem Entwurf der Kommission müssen Auslandstelefonate künftig sekundengenau abgerechnet werden, die Betreiber dürften aber für den Verbindungsaufbau eine Extra-Gebühr im Ausmaß von nicht mehr als 30 Sekunden Gesprächstarif aufschlagen.
Information über Datenroaming
Die EU-Kommission will außerdem, dass Handykunden automatisch über die Entgelte für das Datenroaming im EU-Ausland informiert werden, ähnlich wie das jetzt schon bei den Gesprächsgebühren funktioniert.
Ab Sommer 2010 sollten die Kunden zudem im Voraus festlegen können, ab welcher Rechnungshöhe das Herunterladen von Daten unterbrochen wird - damit sie keine bösen Überraschungen mehr erleben.
Ein Euro/MB im Großhandel
Darüber hinaus sollen die Großhandelstarife für Datenroaming mit einem Euro pro Megabyte begrenzt werden, um so den Wettbewerb anzukurbeln. Die Tarife für Datenroaming reichen derzeit von 0,25 Cent pro Megabyte bis zu rund 15 Euro pro MB. Laut einer Studie des dänischen Telekomregulators kostet Datenroaming die Betreiber rund 0,45 Euro pro Megabyte.
In der EU wurden 2007 rund 2,5 Milliarden SMS verschickt und dafür 800 Mio. Euro ausgegeben. Die Kosten für SMS-Roaming übersteigen in einigen Ländern - etwa Belgien - die Inlandstarife allerdings um das Zehnfache.
Österreicherer zahlen zwischen zehn und 29 Cent pro Auslands-SMS, hieß es von der EU.
Roaming-Verordnung verlängert
Die EU-Kommission sieht auch eine Verlängerung der 2007 in Kraft getretenen Roaming-Verordnung für Handygespräche vor: Bis Juli 2012 sollen die Gebühren für getätigte Anruf auf höchstens 0,34 Euro und für entgegengenommene Gespräche auf 0,10 Euro reduziert werden.
Derzeit darf ein aktiver Handyanruf in anderen EU-Ländern netto maximal 0,46 Euro und eine passiver höchstens 0,22 Euro kosten.
Die Verordnungsvorschläge müssen nun vom Europäischen Parlament und den Mitgliedsstaaten beschlossen werden und sind mit Veröffentlichung im Amtsblatt in der ganzen EU gültig. Die Kommission hofft - ähnlich wie bei den Gesprächsgebühren - auf eine rasche Einigung.
Barroso: Nutzung angekurbelt
Kommissionspräsident Jose Manuel Durao Barroso erklärte, dank der niedrigeren Preise würde das Aufkommen an SMS und Datentransfers in Zukunft stark zunehmen. Die Gebührensenkung sei deshalb nicht nur für die Verbraucher, sondern auch für die Unternehmen ein Vorteil.
Nach Daten der Vereinigung der Mobilfunkbetreiber haben die Europäer seit der Tarifsenkung 2007 auch tatsächlich um elf Prozent mehr telefoniert. Doch der Umsatz fiel gleichzeitig um 26 Prozent. Die Branche kritisiert den neuen Vorschlag aus Brüssel daher auch. "Die politisch motivierte Regulierung wird damit fortgesetzt", sagte Verbandssprecher Tom Phillips.
Ende August trat die nächste Preisreduktion für Gespräche im EU-Ausland in Kraft: Österreichischen Mobilfunkkunden dürfen nun für getätigte Anrufe maximal 0,55 Euro pro Minute verrechnet werden, für eingehende Telefonate maximal 0,26 Euro.
(APA l Reuters)