DT hat auch E-Mails ausspioniert

spitzel
27.09.2008

Die Deutsche Telekom hat laut "Spiegel" nicht nur Gespräche abgehört, sondern auch den E-Mail-Verkehr überwacht.

Die Spitzelaffäre bei der Deutschen Telekom [DT] hat nach einem Bericht des "Spiegel" möglicherweise größere Ausmaße als bisher bekannt.

Es gebe den Verdacht, dass die DT nicht nur Telefonverbindungsdaten ausgewertet, sondern versucht habe, den Meinungsbildungsprozess der Gewerkschaft im zurückliegenden Arbeitskampf auszuspähen und zu beeinflussen, schreibt das Magazin unter Berufung auf die beiden Rechtsanwälte der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Telekom, Ex-Justizministerin Herta Däubler-Gmelin [SPD] und den früheren Innenminister Gerhart Baum [FDP].

Uneingeschränkter Zugriff auf E-Mails

Hintergrund seien Dokumente, die der Staatsanwaltschaft vorliegen. Danach habe die Sicherheitsabteilung der Deutschen Telekom nahezu uneingeschränkten Zugriff auf "alle wesentlichen Daten" des Konzerns gehabt offenbar inklusive des E-Mail-Verkehrs.

Außerdem lägen den Strafermittlern laut Däubler-Gmelin sehr konkrete Angaben über die Anwendung solch illegaler Methoden vor. Danach verfügte Ex-DT-Chef Kai-Uwe Ricke bei einem Gespräch mit Arbeitnehmervertretern im Juli 2006 über Unterlagen, die nur vertraulich per E-Mail an ver.di-Vertreter versandt worden seien.

Die Deutsche Telekom hatte eingeräumt, dass zwischen 2005 und 2006 mindestens ein Jahr lang Telefondaten ausspioniert wurden. Ziel der Spionage sollen Aufsichtsräte und Journalisten gewesen sein. Laut "Süddeutscher Zeitung" wurden außerdem Bankdaten von Journalisten und Aufsichtsräten ausgespäht.

Baum wird mit den Worten zitiert: "Wir sind sehr misstrauisch geworden, auch, weil wir zunehmend den Eindruck gewinnen, dass bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft bisher nur die kleinen Leute und nicht die Auftraggeber im Fokus stehen."

Laut Staatsanwaltschaft liegen derzeit keine verwertbaren Erkenntnisse über den Missbrauch von E-Mails vor. Man ermittle aber "mit Hochdruck".

In den nächsten Wochen werde eine umfassende Übersicht vorliegen, die Aufschluss darüber gebe, welche Daten wann und von wem erhoben wurden. Es geht dabei den Angaben zufolge auch darum, ob sich der Verdacht gegen den ebenfalls beschuldigten früheren DT-Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel erhärten lasse.

Österreich: Mitarbeiterüberwachung nicht erlaubt

In Österreich will der Bund künftig mehr Zugriffsrechte auf den E-Mail-Verkehr der öffentlich Bediensteten, auch Privatunternehmen kontrollieren immer öfter das Arbeitsverhalten der Mitarbeiter. Das wirft Grundsatzfragen auf: Ist privates Surfen/Mailen während der Arbeitszeit erlaubt? In welchem Ausmaß? Und vor allem: Wann darf der Chef das kontrollieren?

ORF.at hat bei der Arbeiterkammer und der Gewerkschaft der Privatangestellten [GPA] nachgefragt.

(dpa)