EFF: RIAA mit Klagewelle gescheitert
Die US-Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation hat eine umfangreiche Analyse der Klagewelle veröffentlicht, die die US-Musikindustrie über Filesharer hereinbrechen hat lassen. Laut EFF ist die Industrie damit gescheitert.
Die EFF veröffentlichte am Mittwoch einen Bericht unter dem Titel "RIAA vs. The People - Five Years Later", in dem sie das rechtliche Vorgehen der US-Musikindustrielobby Recording Industry Association of America [RIAA] gegen US-Filesharer seit 2003 analysiert.
Die RIAA habe es zwar geschafft, die Politik dazu zu bewegen, ihr genehme Gesetze wie den Digital Millennium Copyright Act [DMCA] zu verabschieden, sei aber mit der Klagewelle gegen rund 30.000 US-Filesharer in den vergangenen fünf Jahren gescheitert.
Unter Berufung auf Statistiken der Marktforschungsinstitute Big Champagne, BayTSP und NPD Group sei die durchschnittliche Anzahl der User in Filesharing-Netzwerken trotz des harten Vorgehens der RIAA seit dem Start der Klagewelle im September 2003 von rund 4,5 Millionen gleichzeitigen Usern auf rund 9,35 Millionen [2007] gewachsen.
Strategie gescheitert
Die Strategie der "Education by Lawsuit", also der Klagen gegen die individuellen User, sei damit gescheitert, so die EFF. Sie habe nur dazu geführt, dass die harten Fans auf Tauschmethoden ausweichen würden, die schwerer zu kontrollieren seien als P2P-Netzwerke. Zu gesicherten Systemen wie DirectConnect, WASTE, AllPeers und Wuala würden die Fahnder der Musikindustrie nur schwer Zutritt bekommen.
Außerdem könnten die Fans die Musikdateien schlicht auf CD brennen und die physischen Datenträger tauschen. Immerhin 20 Prozent der Downloader hätten Musik auch schon von den MP3-Playern ihrer Freunde herunterkopiert, so die EFF.
Alternative Lösungen
Legale Download-Angebote wie iTunes seien nur "ein Tropfen auf den heißen Stein", so die Bürgerrechtler, die feststellen, dass in den USA 95 Prozent der Musik aus dem Internet ohne Lizenz heruntergeladen werden [Stand: Jänner 2008]. Der Zwang zur Verwendung von DRM-Systemen würde den Erfolg lizenzierter Download-Portale behindern.
Die EFF schlägt daher einmal mehr das Konzept der Kulturflatrate vor. Die User, die Musik herunterladen wollten, sollten fünf Dollar pauschale Lizenzgebühr im Monat an eine zentrale Verwertungsagentur zahlen, die das Geld dann an Industrie und Künstler weiterleiten würde. Auch US-Universitäten, die mit ihren Campus-Wohnheimen gerne ins Visier der Musikindustrie-Anwälte gerieten, könnten so einfach Generallizenzen abschließen. Recht und Ordnung seien wiederhergestellt.
Digitale Kontrolleure
Die Gebühr solle aber vom User bewusst bezahlt und nicht einfach von den Breitbandkosten abgeführt werden. Letzteres würde nicht zu mehr Transparenz im Geldfluss der Musikindustrie und der Verwertungsgesellschaften führen.
Es sei auch in einem solchen Szenario unter Umständen notwendig, Verstöße von Usern vor Gericht zu verhandeln. Die EFF vergleicht das mit Kontrollen in öffentlichen Verkehrsmitteln.