"Hollywood will Innovationen kontrollieren"
Die Bürgerrechtsbewegung Electronic Frontier Foundation [EFF] kritisiert das nach einer Klage der Hollywood-Studios verhängte Vertriebsverbot für die DVD-Kopiersoftware RealDVD scharf.
Die Klage des US-Filindustrieverbandes Motion Picture Association of America [MPAA] gegen die DVD-Kopiersoftware RealDVD habe nichts mit der Bekämpfung von Piraterie zu tun, kritiserte EFF-Anwalt Fred von Lohmann in einer am Freitag veröffentlichten Analyse des Falls: Hollywood gehe es ausschließlich darum, Innovationen kontrollieren zu können.
Wenige Tage zuvor hatte ein US-Bezirksgericht nach einer Klage der MPAA den Vertrieb von RealDVD vorläufig untersagt. Die Studios warfen RealNetworks vor, mit der Software die Umgehung von Kopierschutztechnologien zu ermöglichen.
RealDVD erlaubt es seinen Nutzern, DVD-Inhalte auf der Festplatte des heimischen Computers abzuspeichern. Die Filmdateien sind jedoch ausschließlich auf dem Computer abspielbar, auf dem der DVD-Rip hergestellt wurde. Die Verschlüsselung der DVDs bleibe intakt, argumentierte RealNetworks: Beim Speichern werde sogar eine zusätzliche Kopierschutzschicht über die Inhalte gezogen.
"Genügend kostenlose Alternativen"
Jene Leute, die DVDs auf ihre Festplatte kopieren wollten, hätten genügend kostenlose Alternativen, analysierte der EFF-Anwalt. Darüber hinaus könnten Inhalte über unautorisierte Quellen - etwa Online-Tauschbörsen - auch problemlos heruntergeladen werden.
Mit ihrer Klage wollten die Studios jedoch eine Botschaft senden, so der EFF-Anwalt: "Wer ohne die Erlaubnis Hollywoods innovative Produkte entwickelt, muss mit Problemen rechnen."
"Rechtlicher Haken"
"Kopierschutzsysteme wie das bei DVD angewandte Content Scramble System [CSS] dienen nicht der Verhinderung unautorisierter Kopien", schrieb von Lohmann: "Sie fungieren als 'rechtlicher Haken', um Technologieunternehmen in Lizenzvereinbarungen zu zwingen, bevor sie Produkte entwickeln."
In den Lizenzbedingungen werde festgelegt, was mit Hardware- und Software-Entwicklungen möglich sei. Die Studios wollten so ihre Geschäftsmodelle schützen, so von Lohmann.
"Lizenzkartell" umgangen
Hollywood sei nicht grundsätzlich gegen private Kopien geschützter Inhalte. Die Studios wollten jedoch sicherstellen, dass diese nach ihren Bedingungen erfolgen: "Sie wollen, dass für die Inhalte noch einmal bezahlt wird", kritisierte von Lohmann.
RealNetworks habe eine Lücke in den Lizenzvereinbarungen gefunden und habe versucht, das "Lizenzkartell" der Studios zu umgehen, schloss von Lohmann: "Hollywood will nun mit allen Mitteln verhindern, dass das Beispiel Schule macht."
Der Rechtsstreit um die DVD-Kopiersoftware geht unterdessen weiter. Die nächste Verhandlung über die Causa wurde für den 17. November angesetzt.