Qimonda streicht 3.000 Stellen

Sparplan
13.10.2008

Auf der Suche nach einem Käufer kürzt die Infineon-Tochter Qimonda ihr Geschäft zusammen und streicht weitere 3.000 Stellen.

Nach dem Verkauf der Beteiligung an dem taiwanesischen Chip-Auftragsfertiger Inotera an den US-Konkurrenten Micron legt Qimonda nach Angaben vom Montag ein weiteres Sparprogramm auf.

Der gebeutelte Speicherchiphersteller steigt aus dem Massengeschäft für DRAM-Speicher für PCs aus und konzentriert sich künftig nur noch auf Halbleiter für die Unterhaltungselektronik. Damit stellt Qimonda etwa die Hälfte seiner Produktion ein.

Im Zuge des neuerlichen Umbaus streicht das Unternehmen mehr als ein Fünftel seiner Arbeitsplätze. Rund 3.000 Mitarbeiter von den derzeit rund 13.500 beschäftigten Mitarbeitern seien von der Neuausrichtung betroffen, teilte Qimonda mit. 1.500 davon sollen in Deutschland wegfallen.

Produktion um 40 Prozent reduziert

Die Stellen fallen vor allem durch die Schließung der älteren Chipfertigung am US-Standort Richmond und das Aus für die Endverarbeitung in Dresden Anfang nächsten Jahres weg. Auch die Entwicklungskooperation mit Elpida wird auf Eis gelegt.

Innerhalb der nächsten neun Monate werde Qimonda die Produktion im Zuge der Neuausrichtung um 40 Prozent zurückfahren, sagte Vorstand Thomas Seifert am Montag in einer Telefonkonferenz. Der Umsatzeffekt sei geringer als 50 Prozent, da sich Qimonda vor allem aus billigeren DRAM-Chips für PCs zurückziehe. Die Einschnitte seien nötig, da der Preis für die Speicherchips zwischen Juli und Oktober um bis zu 38 Prozent gesunken sei.

Zudem reduziere Qimonda Arbeitsplätze in der Verwaltung sowie in der Entwicklung. Das Programm koste 50 Mio. Euro im laufenden Quartal. Weitere Belastungen könnten folgen.

Finanzchef geht

Die Umstrukturierung solle bis zum dritten Geschäftsquartal 2009 zu Einsparungen von etwa 450 Mio. Euro jährlich führen, teile Qimonda weiters mit. So lange will Finanzvorstand Michael Majerus nicht mehr bleiben. Der Manager räumte bereits am Montag seinen Posten. Seine Aufgaben übernimmt vorerst der für das Tagesgeschäft [COO] zuständige Thomas Seifert.

Allerdings zweifelt die Qimonda-Führung, ob die Maßnahmen ausreichen, um einen Käufer zu ködern. "Qimonda sucht weiterhin nach finanziellen oder strategischen Partnerschaften, die Qimonda beim Abschluss der Prozesse unterstützen können, die das Unternehmen mit der Transaktion und dem Restrukturierungsprogramm [...] begonnen hat. Qimonda kann bei diesen Bemühungen erfolgreich sein oder auch nicht", hieß es in einer Mitteilung.

Micron übernimmt Inotera-Anteile

Micron übernimmt den Qimonda-Anteil von 36,5 Prozent an dem Auftragsfertiger Inotera, den die Infineon-Tochter bisher mit Nanya betrieben hat, für 400 Mio. Dollar [295 Mio. Euro]. Die Transaktion werde zu einem Buchverlust von etwa 300 Mio. Euro bei Qimonda führen, hieß es.

Die Entscheidung von Micron, bei Inotera einzusteigen, werten Branchenkenner als Zeichen dafür, dass der US-Hersteller kein Interesse an einer Qimonda-Übernahme haben dürfte: Qimonda und Nanya hatten ihre Kooperation bei Inotera vor allem wegen einer technologischen Weichenstellung aufgelöst. Während die Asiaten weiter auf die konventionelle Chiparchitektur [Trench] setzen, schwenkte Qimonda auf ein neueres Design um.

Infineon glaubt nicht an einen Käufer

Auch die Qimonda-Mutter Infineon, die händeringend nach einem Käufer für die ungeliebte Tochter sucht, bezweifelt, dass sie ihre Beteiligung von 77,5 Prozent loswird. "Die Gespräche in dieser Sache dauern zurzeit noch an. Unter anderem aufgrund der aktuellen Lage an den Finanzmärkten im Allgemeinen und der Preissituation im DRAM-Markt im Besonderen ist der Ausgang dieser Gespräche jedoch ungewiss", teilte Infineon mit.

(APA | Reuters)