E-Book-Reader lassen auf sich warten
Auf der Frankfurter Buchmesse stehen heuer elektronische Lesegeräte im Blickpunkt. Sony und Amazon präsentierten ihre E-Book-Reader. Mit dem Markteintritt in Österreich lassen sich die Hersteller jedoch Zeit.
Zum Auftakt der weltgrößten Bücherschau stellten am Mittwoch gleich mehrere Hersteller ihre E-Book-Lesegeräte vor. Dazu gehören der bereits in den USA erfolgreiche Kindle des Online-Buchhändlers Amazon und der Reader von Sony.
Während Sony in Frankfurt ankündigte, mit seinem Reader im Frühjahr 2009 in Deutschland an den Start gehen zu wollen, gibt es zum Österreich-Start des Sony-Lesegeräts noch keine Angaben. Es gebe zwar entsprechende Überlegungen, aber noch nichts Konkretes, so Sony auf Nachfrage von ORF.at.
Amazon ließ den Verkaufsstart seines Kindle in Europa überhaupt offen. Ein Veröffentlichungsdatum für das Lesegerät sei noch nicht bekannt, hieß es bei Amazon auf Anfrage von ORF.at.
Amazon brachte den Kindle im November 2007 auf den US-Markt. "Vielleicht ändern wir die Art und Weise, wie Leute lesen", sagte Amazon-Chef Jeff Bezos bei der Präsentation des E-Book-Readers im vergangenen Jahr.
Elektronische Tinte
Experten glauben, dass die neue Generation der E-Book-Reader den Buchmarkt in den kommenden Jahren durcheinanderwirbeln könnte. Dank der elektronischen Tinte kann man mit diesen Geräten bei konstant hoher Bildschirmqualität überall bequem lesen.
Der Akku reicht oft tagelang, und die Anzahl der gespeicherten Bücher ist fast unbegrenzt. Der Cheflektor des Verlags Kiepenheuer & Witsch, Lutz Dursthoff, ist sicher, dass sich E-Books "langsam und kontinuierlich" durchsetzen werden.
Elektronische Geräte hätten nicht nur große Vorteile für den Wissenschaftsbereich. Auch für "den Krimi am Strand" seien sie eine Alternative, sagte Dursthoff.
Geräte von iRex und Polymer Vision
Neben den E-Book-Readern von Amazon und Sony machten auch weitere Geräte in Frankfurt von sich reden - vom Klassiker der Firma iRex bis zu einem handyartigen Kleingerät [Readius] der Firma Polymer Vision.
Vor- und Nachteile
Alle Geräte haben dabei Vor- und Nachteile. Der Kindle von Amazon hat den Vorteil, dass über ein Mobilfunkmodul Inhalte direkt auf das Gerät heruntergeladen werden können. Nachteil: Die Buchsoftware kann nur bei Amazon gekauft und nur mit dem Kindle gelesen werden.
Andere Hersteller wie auch Sony setzen dagegen auf "offene Formate". Alle elektronischen Bücher sollen auch auf allen Geräten funktionieren. Kopierschutztechnologien kommen sowohl bei Amazon als auch bei Sony zum Einsatz.
Die Preise für die Lesegeräte liegen derzeit zwischen 200 und 600 Euro. Amazons Kindle wird in den USA für 359 Dollar [255 Euro] angeboten. Sony will seinen Einführungspreis in Europa erst Anfang 2009 bekanntgeben. Bei einem Preis von 150 Euro werde das E-Book einen richtigen Schub bekommen, glaubt E-Book-Experte Falk Kühnel, der selbst das Gerät Cybook in Deutschland vertreibt.
Preis für elektronische Bücher umstritten
Umstritten ist der Preis für die elektronischen Bücher, mit denen die Geräte bestückt werden. Derzeit sind elektronische Titel etwa 20 bis 30 Prozent billiger als Hardcover-Ausgaben.
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels erklärte vor wenigen Tagen, dass aus seiner Sicht die Buchpreisbindung auch für E-Books gelte. Das werde man notfalls auch vor Gericht durchsetzen.
Kühnel hält das für geradezu "albern". Im Vergleich zu den USA seien viele europäische Buchverlage - mit Ausnahme von Branchenführer Random House - ohnehin beim Angebot von E-Books "hinten", kritisierte er.
Keine Rede von Boom
Von einem Boom bei elektronischen Büchern kann aber auch in den USA, wo sowohl der Sony-Reader als auch Amazons Kindle bereits seit längerem verfügbar sind, noch keine Rede sein. Marktforscher rechnen für 2008 mit einem Marktanteil elektronischer Titel am gesamten US-Buchmarkt von mageren 0,1 Prozent.
(futurezone | dpa)