"Videospiele können uns retten"

F.R.O.G. 08
18.10.2008

Videospiele sind nicht nur zur Unterhaltung da, sie helfen auch im realen Leben, in mehr als einer Dimension zu denken, sagt US-Spieleforscher James Paul Gee. Mit seinem Vortrag eröffnete am Freitag die Spiele-Konferenz F.R.O.G. 08 in Wien.

"In der heutigen Welt muss man mehrdimensional denken. Es gibt nicht nur einen Faktor, sondern viele, und Spiele können uns dabei helfen, in mehr als einer Dimension zu denken", erklärte Gee, Spieleforscher an der Arizona State University.

Mit seiner Keynote wurde am Freitag die Fachtagung Future and Reality of Gaming [F.R.O.G.] im Rahmen der Game-City in Wien eröffnet.

Spiele seien Simulationen, komplexe Systeme mit bestimmten Regeln. Der Spieler lote das Spiel und damit das System aus: Wenn er einen Faktor verändert, änderten sich auch immer andere Faktoren mit. "Was ist das System, und wie kann ich es für mich arbeiten lassen?", sei dabei die zentrale Frage.

Zusammenhänge erkennen

Bestimmte Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen, helfe den Menschen nicht nur in einer virtuellen Welt - die Fähigkeit in mehreren Dimensionen denken zu können und dabei mehrere Faktoren zu berücksichtigen, könne der Mensch dann auch in der realen Welt und bei realen Problemen anwenden, so Gee.

Seiner Ansicht nach könnten damit selbst die großen Probleme der Menschheit - Klimawandel, Überbevölkerung und Wirtschaftskrisen - gemeistert werden: "Spiele können uns retten."

Spiele als Trockenübung für Fehler

Mit einem Haken: "Erwachsene lernen anders: Sie wollen keine Fehler machen und wenn sie die Regeln nicht kennen, wollen sie es meist erst gar nicht erst probieren", so Gee.

Gerade im Spiel sei es jedoch einfach, Fehler zu machen, da etwaiges Scheitern und die Konsequenzen daraus nicht so hoch seien wie im echten Leben. "Und die Spieler haben auch noch Spaß dabei." In Schulen werde durch die hohen Kosten, die das Versagen für die Schüler hat, hingegen freies Denken verhindert.

Umstände definieren Potenzial

Spiele ansich seien zudem weder gut noch schlecht - es komme auf den Zusammenhang an, so Gee weiter. Die US-Armee habe ihre Soldaten mit Videospielen auf den Krieg im Irak vorbereitet - mittlerweile sei man allerdings draufgekommen, dass man besser die Landessitten und die lokale Sprache geübt hätte, um im Anschluss eine Demokratie aufbauen zu können.

In den USA sei weiters zu sehen, dass arme und reiche Kinder zwar Zugang zu den gleichen Spielen haben, die Reichen jedoch durch ihr lernorientiertes Umfeld mehr daraus lernen würden. Das zu ändern sei eine gesellschaftliche und pädagogische Aufgabe. Spiele seien kein Wundermittel - man müsse ihr Potenzial auch zur Entfaltung bringen, so Gee.

~ Link: Fachtagung zum Thema Videospiele (../http://www.fuzo-archiv.at/?id=312829v2) ~

(futurezone | Nadja Igler | APA)