Harte Zeiten für Speicherchiphersteller
In den kommenden Wochen legen die gebeutelten Speicherchiphersteller ihre Zahlen für das dritte Quartal vor. Rund um den Erdball werden rote Zahlen erwartet.
Zum bereits länger bestehenden Überangebot an DRAM- und Flashspeichern kommen die beginnende globale Konsumflaute und ein unerbittlich ausgefochtener Konkurrenzkampf.
Einzig Branchenprimus Samsung dürfte schwarze Zahlen vorlegen. Allerdings profitiert der Konzern Analysten zufolge vor allem von seinem weitaus profitableren Geschäft mit Fernsehern und Handys. Die Konkurrenz wirft den Koreanern vor, sie würden Markt und Preise ruinieren.
"Das dritte Quartal wird eine Katastrophe"
Während die meisten Anbieter ihren Ausstoß drosselten, überschwemmt Samsung den Weltmarkt unbeeindruckt mit Chips und drückt so die Preise weiter in den Keller - und kleinere Wettbewerber an die Wand.
"Das dritte Quartal wird eine Katastrophe, und das vierte Quartal wird noch schlimmer", erwartet BNP-Paribas-Analyst Peter Yu in Seoul.
Vor allem die Hersteller von DRAMs, die als Arbeitsspeicher in Computern zum Einsatz kommen, stoßen als Folge der Entwicklung an ihre finanziellen Grenzen. Die Kapitaldecke der Firmen ist inzwischen arg strapaziert.
Düstere Aussichten
Allein im September und Oktober sei der Preis für die Halbleiter um ein Drittel gefallen, sagte Analyst Lee Min Hee vom koreanischen Dongbu Securities. Den Branchenexperten zufolge dürfte es während der Weihnachtszeit und darüber hinaus nicht besser werden.
Angesichts der düsteren Aussichten wird es für eine Reihe von Firmen ernst. Der US-Speicherchiphersteller SanDisk ist im abgelaufenen Quartal bereits tiefer in die Verlustzone gerutscht als gedacht. SanDisk wies für das dritte Quartal einen Verlust von 132 Millionen Dollar oder 59 Cent pro Aktie aus nach einem Gewinn von 130 Millionen Dollar vor Jahresfrist. Der Umsatz fiel um 21 Prozent auf 821 Millionen Dollar. Samsung versucht seit längerem, SanDisk gegen dessen Willen für 5,85 Milliarden Dollar zu kaufen.
Samsungs größter Rivale Hynix wird nach Analystenschätzungen einen Quartalsverlust von 756 Millionen Dollar ausweisen.
"Es wird keine Gewinner geben"
Das japanische Unternehmen Elpida hatte bereits in der vergangenen Woche in Aussicht gestellt, dass sein Fehlbetrag wesentlich höher ausfallen werde als erwartet. Toshiba kündigte an, den zweiten Quartalsverlust in Folge zu verbuchen. Der Verlust der taiwanesischen Firma Powerchip fiel um die Hälfte höher aus als befürchtet. Und auch deren Landsleute von Nanya machen sich auf das sechste defizitäre Quartal in Folge gefasst. Besonders ernst ist die Lage bei der Infineon-Tochter Qimonda, die zuletzt reihenweise mehr Verlust als Umsatz machte.
Mit einer Besserung wird frühestens ab der Jahresmitte 2009 gerechnet. "Alle Unternehmen sind damit beschäftigt zu überleben", sagt Damian Thong von Macquarie. "Sie wollen noch da sein, wenn die Nachfrage zurückkehrt", stimmt Lee Min Hee zu. "Nur weil ein Unternehmen weniger stark betroffen ist als ein anderes, heißt das noch nicht, dass es in guter Verfassung ist. In diesem Kampf wird es keine Gewinner geben."
(Reuters)